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Mittlerweile ist ein halbes Jahr vergangen und es ist ziemlich kompliziert. Jason liegt immer noch im Koma und mittlerweile haben die Ärzte mir alle Hoffnungen genommen. Ich bete zwar jeden Tag,dass er endlich die Augen öffnet,doch bis jetzt ist gar nichts passiert. Die Kinder und ich sind ein eingespieltes Team und haben alles ganz gut im Griff. Wir haben uns inzwischen an die neue Situation gewöhnt,auch wenn es total komisch ist. Jason fehlt uns immer noch jeden verdammten Tag und es wird irgendwie auch nicht leichter,aber wir müssen irgendwie damit klar kommen. Ich übernehme zur Zeit die Mutter- und Vaterrolle. Die erste Zeit habe ich fast jeden Tag Abends im Bett geweint,denn ich war am Boden zerstört. Vor den Kindern wollte ich stark sein und sie haben mich tagsüber auch sehr gut abgelenkt,aber am Abend war ich dann meistens für mich und hatte mal wieder Zeit zum nachdenken. Vor ein paar Wochen war ich das erste mal seit sehr sehr langer Zeit ein bisschen in den Clubs unterwegs und hatte richtig Spaß. Ich wollte einmal alle Sorgen und Probleme vergessen und es hat auch prima geklappt. Sarah und Finn waren dabei und noch ein paar andere Freunde von uns. Doch dann ist es passiert. Ich weiß bis heute nicht warum ich das getan habe,denn ich war nie so ein Mensch und wollte sowas auch niemals tun. Da war dieser Mann,der mir die ganze Zeit Komplimente gemacht hat und wir hatten echt Spaß zusammen und haben viel gelacht. Nach langer Zeit hatte ich wieder dieses Gefühl,dass sich jemand für mich interessiert und ich konnte einfach Ich sein.
Wir hatten ein paar Getränke zu viel und es kam zu einem Kuss. Ich kann noch nicht mal sagen,ob es am Alkohol lag oder ob ich es in dem Moment einfach wollte. Doch bei dem Kuss blieb es nicht...Ich fühle mich im Nachhinein sehr schlecht. Ich hätte es nie machen dürfen,denn ich bin verheiratet mit dem tollsten und besten Mann auf dieser Welt. Ich kann nicht in Worte fassen,wie sehr ich mich vor der Situation fürchte,es irgenwann Jason zu sagen. Klar bin ich selbst Schuld, dass weiß ich auch,aber am liebsten würde ich das alles rückgängig machen.

,,Mama? Wie lange muss Papa noch schlafen?",fragt mich Clara und setzt sich neben mich auf die Couch.

,,Maus,der Papa muss schlafen,damit er gesund wird. Er braucht noch ein bisschen Zeit",versuche ich sie zu beruhigen.

,,Ich vermisse ihn dolle",sagt sie traurig.

,,Ich weiß mein Schatz. Wir vermissen den Papa alle ganz dolle.",sage ich und streiche beruhigend über ihren Arm. Liam ist noch in der Schule und müsste bald nach Hause kommen. Clara wird schon nächstes Jahr eingeschult und ich hoffe das bis dahin alles soweit gut ist.

Heute wird meine Mutter uns besuchen kommen und uns ein bisschen unterstützen. Sie hilft mir sehr und dafür bin ich ihr mehr als dankbar. Mein Vater und Jasons "Mutter" sind auch immer da wenn wir Hilfe brauchen und das schätze ich sehr. In der letzten Zeit hat man wirklich gemerkt,wer wirklich da ist,wenn es einmal gar nicht gut läuft.

,,Die Oma kommt nachher zu uns",sage ich und Clara klatscht begeistert in die Hände.

,,Juhu",sagt sie und rennt nun im Wohnzimmer hin und her. Ich hätte es ihr vielleicht doch erst sagen sollen,wenn es geklingelt hat. Naja,jetzt ist es zu spät.
Und wenn man vom Teufel spricht-es klingelt an der Tür und vor uns steht meine Mutter. Ich begrüße sie und lasse sie rein und da kommt auch schon Clara.

,,Oma Oma",ruft sie und rennt in ihre Arme. Sie ist so süß. Mein kleiner Sonnenschein.
Meine Mutter unterhält sich eine Weile mit Clara,die ihr neues Zimmer zeigt und als sie dann im Wohnzimmer sitzen,setze ich mich dazu und beobachte die beiden.

,,Wie geht's dir?",fragt mich meine Mama plötzlich.

,,Inzwischen wieder besser als die letzten Tage",sage ich. Sie weiß Bescheid und fand es natürlich gar nicht gut.

,,Das ist gut. Nimm dir morgen mal einen Tag nur für dich. Geh shoppen,lass dich massieren oder was auch immer,aber du musst hier mal raus. Ich bin da,also mach dir um Liam und Clara keine Sorgen",sagt sie und ich nicke.

,,Aber..wie stellst du dir das vor? Ich kann das nicht. Sobald ich Zeit für mich habe,fange ich an nachzudenken und das tut mir überhaupt nicht gut. Ich brauche meine Kinder. Sie sind alles was ich noch habe.",sage ich und meine Mutter schaut mich nun bemitleidet an. Das will ich nicht.
Clara ist inzwischen in den Garten gegangen um etwas zu spielen und deshalb nutze ich die Gelegenheit und rede offen über alles.

,,Jason wird wahrscheinlich nie wieder aufwachen...Ich kann einfach nicht glauben,dass unser gemeinsamer Weg schon vorbei sein soll. Wie soll ich das schaffen? Ich brauche ihn doch. Ich bin immer die letzte, die aufgibt und ich würde alles dafür tun,dass er endlich wieder bei uns ist,aber meine letzten Hoffnungen sind leider auch schon nicht mehr ganz da. Was soll ich tun?",frage ich verzweifelt.

,,Luisa,hör mir mal zu! Du wirst definitiv nicht alleine sein. Wir stehen immer hinter dir und den beiden Mäusen. Jason wird irgendwann seine Augen öffnen. Nur für euch. Er braucht vielleicht noch ein bisschen Zeit und dann geht's wieder bergauf. Ihr seid doch eine Familie und er ist stark. Du kannst gar nichts tun,außer für eure Kinder da sein und ihn täglich zu besuchen und das machst du ja auch schon. Mach dir keine Vorwürfe,denn das macht es nicht besser...",sagt sie und umarmt mich. Ich atme tief durch und wische mir die Tränen weg. Im nächsten Moment klingelt mein Handy.

Ein Anruf vom Krankenhaus.

Was heißt das jetzt? 

Ich habe Angst.

Mir bleibt die Spucke weg und ich fange an zu zittern.

,,Hallo?...."

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