Gerade als eine der drei Sonnen, leuchtend rot über den Bergen Nārvors aufging und die etwa hüfthohen Gräser in rotes Licht tauchte, schoss ein Pfeil durch die Luft. Zwei schemenhafte Gestalten huschten durch die Büsche. Der hölzerne Pfeil bohrte sich in die Seite eines gewaltigen Holors.
Holors sind eine Mischung aus Mammut und Bison. Ihre ledeige Haut ist etwa so dick, wie eine Menschenhand breit ist. Um sie zu töten muss man ihre Schwachstelle treffen. Diese liegt zwischen ihren Augen. Sie sind normalerweise gutmütige Tiere, doch wenn man sie bedroht, neigen sie gerne mal dazu, dich aufzuspießen.
Dieses schien den Angriff jedoch nicht einmal zu bemerken, denn es graste einfach weiter, ohne jegliche Gemütsregung. "Mist! Du hättest auf seinen Kopf zielen sollen! Ich habs dir doch gesagt! Hör doch mal auf mich!" "Pssssst! Sei doch leise! Es hört uns sonst noch und dann kannst du deine Trophäe vergessen!" Die Zwei entpuppten sich als ein Junge von etwa dreizehn und ein Mädchen von ungefähr fünfzehn Jahren. Beide hatten schulterlanges, braunes Haar, dass mit geflochtenen Grashalmen zusammengebunden war. Das Mädchen trug ein Kleid aus Tierfell, einen provisorischen Gürtel aus Leinen und sie hatte einen selbstgemachten Bogen in der Hand, auf den eine Sehne aus zusammengedrehten Grashalmen und Tierhaaren gespannt war. Ihr Begleiter trug eine Hose (falls man das so nennen kann) aus Fell und einen Poncho aus Leinen, auch er hatte einen Bogen, dieser war aber wesentlich kleiner als der des Mädchens, und trug eine Kette mit einem seltsamen Anhänger daran. Es war eine Art Murmel in die eine verschnörkelte 7 eingraviert war. Anscheinend versuchten sie, das riesige Holor zu Fall zu bringen. Jedoch ohne Erfolg. Der Junge legte erneut einen Pfeil in den Bogen und zielte. Bevor er die Sehne aus den Fingern schnellen lassen konnte, schoss ein gewaltiger Blitz durch den Himmel. Er fuhr in einen nahegelegenen Baum, dieser zerbarst unter den tausenden von Volt. Er fing Feuer und brach nun endgültig. Er zerquetschte ein paar kleinere Büsche und walzte das Gras platt. Die beiden Jäger zuckten zusammen. Der Junge ließ vor Schreck den Bogen fallen. "Los, komm! Wir verschwinden lieber!", befahl das Mädchen. "Sei mal nicht so ängstlich! Das war nur ein Blitz! Nichts weiter!" "Trotzdem! Wir verschwinden besser!" Widerwillig lässt sich der Junge, sein Name war Jeremia, mitziehen. Gemeinsam huschten sie durch die trockenen Gräser, doch was sie nicht ahnten war, dass sie verfolgt werden. Eine kleine Gestalt kroch aus dem umgestürzten Baum, man konnte nicht erkennen was es war, denn seine Konturen waren unklar. Sie waren andauernd in Bewegung, so als könnten sie sich nicht entscheiden, welche Form sie annehmen wollen. Das Wesen war ungefähr so groß wie eine sitzende Katze. Das Einzige was an ihm wirklich elementar zu sein schien, waren seine Augen. Augen die so stahlblau waren, dass sie dich mit einem Blick durchbohren könnten. Seine Umrisse bewegten sich unaufhörlich und formten immer wieder neue Körper. Es sah aus als bestünde es aus verdichteter Dunkelheit. Das Wesen begann zu sprinten. Es huschte durch die Gräser und war den Kinder wenig später dicht auf den Fersen. Kaum hörte das Mädchen, Soraya, die Geräusche, die die Gestalt macht, blieb sie ruckartig stehen. Jeremia hätte sie beinahe über den Haufen gerannt. Auch er stoppte. "Was ist in dich gef...?" "Sei still! Hörst du das?" Soraya duckte sich und lauschte. Auch Jeremia schien etwas zu hören, denn er legte einen Pfeil in seinen Bogen. Er ging in die Knie. Jetzt trennten nur noch ein paar Gräser das Wesen von den Kindern. Das Geschöpf hatte die Gräser noch nicht ganz durchschritten, da riss Jeremia seinen Bogen in die Höhe und ließ den Pfeil augenblicklich aus den Fingern schnellen. Millimeter bevor der tödliche Pfeil das Wesen traf, löste es sich in Luft auf. Nur um Sekunden später wieder unversehrt an Ort und Stelle zu stehen. Es verzog seinen Mund zu einem hämischen Grinsen. Soraya zog blitzschnell ein Messer unter ihrem Gürtel hervor und schleuderte ihn auf das Geschöpf zu. Auch diese Attacke wurde abgewehrt, doch das Wesen schien diesmal verärgert zu sein. Langsam und kaum merklich öffnete es seinen Mund. Eine tiefe, bedrohlich klingende Stimme rollte aus seiner Kehle. "Nanana Kinder! Geht das so weiter, habt ihr bald keine Waffen mehr und seid mir hilflos ausgeliefert. Ach ja...das seid ihr ja jetzt schon!" Das Wesen lachte. Es war ein triumphierendes Lachen. Jeremia und Soraya wichen einen Schritt zurück und rissen die Augen auf. Jeremia wurde nervös und fummelte einen weiteren Pfeil aus seinem Köcher heraus. "Das würde ich an deiner Stelle sein lassen, außer du deine Schwester möchten gerne geröstet werden?" Die beiden Kinder sahen sich an und Jeremia ließ den Pfeil zurück in den Köcher rutschen. "Sieh an, sieh an! Er ist vernünftig!" Das Wesen bleckte die kleinen, spitzen Zähne. Soraya rann eine Schweißperle

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Spiegel der Schatten
FantasyKieron erwacht in einer abgelegenen Gasse. Er hat keinen blassen Schimmer wie dort gelandet ist, dass einzige was ihm einen Hinweis auf sein früheres Leben geben könnte, ist eine kleine Murmel. Doch er muss sich beeilen, denn man ist ihm auf dem Fer...