Samstag. Draußen ist echt beschissenes Wetter, aber hey, es passt zu meiner Stimmung. Diese gewisse Düsterheit, die der Regen auslöst, ist mir leider allzu bekannt. Diese Erinnerungen; dieses laute Geräusch eines Zusammenpralls, das Knirschen des Metalls über den Asphalt, das Klimpern von Glas auf dem Boden, die Schreie meiner Familie, die vom Airbag, welcher viel zu spät einsetzte, gedämpft wurden. Es geschah alles so schnell. Meine Familie ist gestorben, vor 3 Monaten und 14 Tagen. Sie konnten sie nicht mehr retten. Die Ärzte versicherten mir, sie hätten ihr bestes getan, aber eine Schädelfraktur,die sich einmal quer durch das Gesicht zog, mehrere Rippenbrüche, abgequetschte Nerven und Splitter, die tief in die Haut meiner Eltern eingedrungen waren, waren schwer rechtzeitig zu operieren. Eine Lüge. Sie waren schon tot, als der Krankenwagen kam. Sie kamen zu spät. Allen war es egal. Alle Autofahrer fuhren an uns vorbei. Manche machten Videos, Fotos oder gafften nur, während meine Eltern krepierten. Ich hasse Menschen. Dabei war mein Leben doch voll in Ordnung.
"Ich geh' zur arbeit.", rufe ich meiner Mutter zu. "Die Schüler warten schon." "Alles klar Schätzchen, geh nicht zu spät nach Hause. Ich möchte nicht, dass du alleine im Dunkeln durch die Gegend läufst. Deine Wohnung ist auch nicht gerade um die Ecke.", antwortet sie. "Ich kann es nicht versprechen. Du weißt doch, dass ich die Zeit aus den Augen verliere, wenn ich tanze. Außerdem bin ich 20 Mom, ich bin ein großes Mädchen!" "Ich weiß Süße, ich weiß. Viel Spaß" "Danke!", brülle ich, während ich die Eingangstür öffne. "Ach, Amelie?", sagt sie. "Möchtest du mit deinem Vater und mir mal in den Urlaub fahren? Wir sehen uns doch kaum, seit du deine eigene Wohnung hast." "Ich bin doch hier. In eurer Wohnung.", antworte ich schlicht. "Ja, aber das ist nicht das selbe, wenn du ein mal im Monat kurz auf dem Weg zur Arbeit vorbei schaust. Es wird echt toll! Wir wollen nach Madrid! Es wäre so schön, wenn du mitkommen würdest." Sie setzte ihren Schmollmund gekonnt ein. Den, mit dem sie Vater immer überzeugte, ihr neue Schuhe zu kaufen. "Na gut, hast gewonnen." Kapitulierend hebe ich die Hände und lache. Ich freue mich insgeheim schon, wieder Zeit mit meinen Eltern zu verbringen.
Dieser Urlaub, dieser gottverdammte Urlaub hat sie das Leben gekostet und es hat mein Leben zerstört. Ich hing in einem tiefen, schwarzen Loch fest, aus dem ich nicht mehr raus kam. Ich hatte mich zu Hause eingeschlossen, meine Arbeit vernachlässigt und vorallem meine Freunde. Als ich so tief gesunken bin, wie es nur ging, war mir täglich schlecht und ich aß nichts. Ich verlor sehr viel Gewicht im 2. Monat. Als es dann doch noch dazu kam, dass ich raus musste, traf ich meine beste Freundin, den nettesten Menschen, den es gibt, Liza.
"Oh mein Gott, Amelie! Du siehst furchtbar aus. Ich habe dich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, nicht seit..." Sie guckt bedrückt auf den Boden. So als würde sie die Worte direkt zurücknehmen wollen. "Ja, tut mir leid. Es ging mir nicht so gut." , krächze ich. "Es ist eine Menge geschehen, seit du dich abgeschottet hast. Ich ziehe in einem Monat nach Südkorea. Erinnerst du dich an die Schulzeit, als wir zusammen Koreanisch gelernt hatten und uns vorgenommen hatten, zusammen nach Südkorea zu ziehen?", sagt sie während ihre Augen vor Aufregung funkeln. "Ich habe die Idee!", berichtet sie verschwörerisch. "Komm doch mit mir. Du hast es bestimmt leid, ein Tapetenwechsel wäre das beste für dich. Unser Traum, zusammen nach Südkorea zu ziehen, würde in Erfüllung gehen." "Ich weiß nicht so recht." Die Idee ist nicht schlecht. Es könnte mir echt gut tun Deutschland zu verlassen. Aber will ich, dass es mir überhaupt besser geht? "Amelie Schille, aus dieser Sache kommst du jetzt nicht raus. Komm ich helfe dir planen!"
Ich hatte nicht gedacht, dass sie es wirklich durchsetzten würde. Wir verkauften mein Tanzstudio, nachdem wir es wieder aufgeräumt hatten und meine Wohnung. Das brachte mir ein ordentliches Sümmchen ein, mit dem ich fürs erste überleben kann. Sie hatte schnell eine wunderschöne, möbilierte Wohnung gefunden, die im Cheongdam-Dong-Viertel in Seoul liegt. Ich sitzte jetzt mit einer schnarchenden Liza im Flugzeug und starre aus dem Fenster. Bye Deutschland, ich hoffe wir sehen uns nie wieder.
DU LIEST GERADE
Bittersweet - (Yugyeom FanFiction)
FanficKleiner Ausschnitt : Auf einmal wird es ganz still. Ich höre den Cappucino tropfen bevor ich überhaupt begreife, was gerade geschehen ist. "Mist" höre ich nur den mysteriösen Fremden sagen. Er nimmt seine Maske ab und ich starre auf seine Lippen. E...