Ananas Pizza

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"Hast du dich schon umgesehen"?

Erschrocken drehte ich mich zur offen stehenden Tür. Zu meinem Bedauern stand ein übers ganze Gesicht strahlender Hoseok im Türrahmen. Seine Haare schimmerten lila. Er nahm wie bereits zuvor die Wörter aus dem Mund, indem er begann zu erklären was ich bereits klar und deutlich vor mir sah.

"Brauchst du eigentlich Hilfe? Ich kann die gerne helfen, ich habe ja sowieso nichts Besseres zu tun". Ich schüttelte den Kopf, "danke schön".

"Das hier ist übrigens Tae's Seite. Schau dort hänge ich", sein Finger glitt über einige Fotos", das ist Taehyung". Diesmal blieb sein Finger auf dem Gesicht des blonden Jungen stehen, den ich vorhin erwähnte, "er ist recht attraktiv, nicht wahr?"

Schweigend stand ich in der Mitte des Raums und konnte nur dabei zusehen, wie der Junge im Zimmer die Sachen meines Zimmernachbarn halb durch die Gegend warf, um mir alles zu zeigen

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Schweigend stand ich in der Mitte des Raums und konnte nur dabei zusehen, wie der Junge im Zimmer die Sachen meines Zimmernachbarn halb durch die Gegend warf, um mir alles zu zeigen.

"Uhm..", wollte ich gerade einwenden, da ging es schon wieder los. Seine Pupillen hüpften, wie ein Flummi über alles das nicht festgenagelt war. Ich hatte schon die Befürchtung gehabt auf Menschen zu treffen wie ihn – welche die das komplette Gegenteil von mir selbst waren. Allerdings hätte ich nicht erwartet sowas schon am ersten Tag erfahren zu dürfen. Kleidungsstücke lagen auf dem Badezimmerfußboden, als Hoseok sie von der Fensterbank wischte, um das Fenster zu öffnen.

"Jung fucking Hoseok, komm aus dem Bad raus", ertönte die dunkle Stimme von früher hinter mir, dieses Mal wesentlich gereizter als noch vor wenigen Minuten. Ich sah ihn Hilfe suchend an. Er schien besser mit seiner Person umgehen zu können, selbst wenn es auf einer gemeineren Art und Weise geschah.

"Sorry, ich hätte dich nicht mit ihm alleine lassen sollen".

"Was ist denn das Problem?", fragte der Angesprochene, der tatsächlich perplex zu sein schien. Ich fragte mich, ob er wusste, dass sein Verhalten auf andere nicht so normal rüber kam wie für ihn selbst wahrscheinlich.

"Das Problem, mein Lieber, ist, dass" "Ah Jeongguk-ah, weswegen bist du eigentlich hier"?

"Uhm..Das hier ist doch mein Zimmer, o-, oder nicht?", erkundigte ich mich, ein beschämendes Gefühl kroch in mir hoch. Hoseok entgegnete meiner Antwort mit einem grinsen,

"Neiiin. Ich meine Wieso du HIER bist. Yoongi hier zum Beispiel hat Depressionen und ich, ich kann oft nicht schlafen, weil ich ab und an ein wenig aufgedreht bin". Jetzt verstand ich worauf er hinauswollte.

"Und rate mal wer deswegen gezwungen ist die Nächte mit ihm wach zu verbringen.
Hey Yoongi, warum ist in Eigelb mehr Eiweiß als in Eiweiß?
Hey Yoongi, wie pflanzen sich Schrimps fort?
Hey Yoongi, wieso isst du Ananas auf Pizza?
Du merkst schon…", Yoongi legte eine Denkpause ein. Man merkte, wie Hoseoks Nase durch Abscheu zuckte, als der andere von der tropischen Frucht auf sowas einfachen wie Pizza sprach. Innerlich brachte mich das zum lächeln, äußerlich ließ ich mir nichts anmerken. Sie diskutierten weiter lautstark – zumindest einseitig - und ich war mittendrin. "Außerdem wieso genau musst du meine Diagnose so ausposaunen? Wir hatten das Thema schon so oft in der SV, wir sollen eigentlich gar nicht über sowas reden".

"Ähh..", kam von der anderen Seite des Raumes, "habe ich was verpasst, oder habe ich nur keine Einladung erhalten zu..was auch immer das hier darstellen soll"?
Verdattert drehte ich mich zur Tür. Der Junge im Türrahmen sah ein weiteres Mal auf das Schildchen vor der Tür, um sicherzugehen sich nicht im Raum vertan zu haben.


"Ahhh, ich verstehe. Du musst Jeongguk sein, nh? Ich bin Kim Taehyung, aber nenn mich Tae". Er blickte auf die anderen beiden in Raum, dessen Stimmen verstummten, sobald der mir Fremde den Raum betrat.

"Wurdest du von unserem lieben Hoseok belästigt..Uhm ich meinte natürlich eingeführt". Er redete ohne Sprachfehler, was mich ziemlich beeindruckte, da bei mir das komplette Gegenteil der Fall war. "Soll ich dir vielleicht helfen"?

Er lächelte die anderen beiden an,"Raus aus meinem Zimmer, ihr Trottel".


Die beiden Jungs verließen klagend das Zimmer, vor allem Yoongi, der eigentlich nichts verkehrt gemacht hat. Man hörte noch wie der ältere "mir egal was Gordon Ramsay sagt, ich esse Pizza, wie ich will" brüllte, dann schloss der blonde Junge die Tür, die Stimmen verschwanden.

Peinliches Schweigen begann die Stille zu ersetzen. Ich war nicht in der Lage eine Konversation zu starten. Vor allem nicht mit jemandem, den ich vor wenigen Sekunden kennengelernt hatte. Es lag ein schwerer Druck auf meiner Brust. Das einzige was mir im Kopf schwirrte, war der Gedanke daran, dass wenn ich was Falsches sagen oder machen würde, nicht einfach abhauen oder ihm ausweichen könnte. Zu meinem Glück fing mein Zimmergenosse zu sprechen an,

"Kann ich dir irgendwie helfen? Zum Beispiel beim Auspacken oder hast du Fragen? Über die Station oder über mich? Schließlich werden wir und für einige Zeit das Zimmer teilen".

Ich geriet in leichte Panik, da dies keine "einfach nicken"-Frage war.

Allerdings versuchte ich mich so weit wie es mir möglich war zusammenzureißen, da ich nicht seltsam rüber kommen wollte.

"Nein, ich mache das schon. Ich will dich nicht von irgendwas abhalten". Ihm schien meine Schüchternheit nichts auszumachen, denn er kam auf mich zu und legte seine Hand auf meine Schulter. Unter seiner Berührung spannten sich meine Muskeln an. Seine Augen durchbohrten meine.

Ich wendete mich ab.


"Schau..Jedem fällt es hier am Anfang schwer. Ich selbst habe mich schrecklich gefühlt, als ich auf Station kam. Aber keine Sorge, ich werde dir helfen die ersten Wochen zu überstehen", ein Lächeln zierte sein Gesicht, was ich aus dem Augenwinkel beobachten konnte, "Falls etwas ist, bestehe ich darauf, dass du zu mir kommst. Deswegen helfe ich dir jetzt, egal was du sagst".


Gerührt von seiner rücksichtsvollen Art, brachte ich nichts raus. Dieses Mal konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Taehying nuschelte ein triumphierendes, "geht doch".

Mit der Hilfe von Taehyung begann ich meine Sachen auszupacken. Ich merkte, dass ich einiges vergessen hatte, obwohl ich sichergestellt habe eine Übersicht zu führen auf der alles wichtige gelistet war. Dabei versuchte der andere das Gespräch zwischen uns imstande zu halten, um die Situation nicht erneut unangenehm werden zu lassen.

"Wie alt bist du eigentlich"?
"Zwanzig. Geworden". Er lächelte, "Zweiundzwanzig. Endlich mal jemand der jünger ist als ich".

"Taehyung hyung.."

"Ich weiß. Deswegen nur Tae".

Die letzten Sachen verließen meinen Koffer. Taehyung öffnete seinen Schrank und seufzte, als ihn ein Wäscheberg vor die Füße fiel, wie eine Lawine, die nur auf ihn gewartet hatte. Ungläubig, jedoch ohne Ausdruck von ärger schüttelte er den Kopf, "Nicht schon wieder Hoseok". Für wenige Sekunden konnte man die Zahnräder beobachten, die sich in seinem Kopf zu drehen begannen.

"Das räume ich später auf", er ließ die Tür und die Kleidung wie sie ist und schenkte mir erneut seine Aufmerksamkeit, "Soll ich dir die Station nochmal zeigen und die Regeln erklären. Ich bezweifle, dass die anderen bereits dazu gekommen sind".

Dankbar nickte ich. Die Regeln aus der Sicht eines Mitpatienten zu hören würde mich wahrscheinlich weiter bringen als die Sicht eines Betreuers, der sich eh nicht dran halten mussten.



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Mögt ihr Ananaspizza? 👀

✦•Behandlungsweisen•✦   『Vkook, Yoonmin, Namjin』Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt