Mit einem Seufzen warf ich meine vollgepackte Sporttasche auf den bereits existierenden Kofferberg in unserem Kofferraum.
Urlaub mit der Familie. Und wie ich mich darauf freue.
Ich quetsche noch ein wenig herum, bevor ich die Kofferraumklappe endlich zubekomme und lasse mich dann in den linken Rücksitz fallen. Neben mir lehnt sich meine Schwester schon über die Mittelkonsole nach vorne, um ihre Lieblings- CD von One Direction einzulegen, während mein Vater noch einmal die Adresse im Navi eingibt.
Endlich ist auch meine Mutter da und unsere lange Fahrt Richtung Ostsee kann beginnen. Zwei Wochen Urlaub an der Ostsee mit meiner Familie, ich weiß noch nicht wie ich das schaffe. Ich wollte viel lieber zu Hause bleiben, ich bin 17 und kann auf mich selber aufpassen, doch meine Eltern bestanden darauf, dass ich mitgehe.
Und ich bereue es jetzt schon. Grummelnd sitze ich im Auto, starre aus dem Fenster und versuche die nicht so tollen Gesangskünste meiner Schwester zu ignorieren. Zu allem Überfluss stehen wir nun auch im Stau, eingeengt zwischen zwei Lastwagen.
Ich schließe die Augen, versuche mich an einen anderen Ort zu denken. Mein Zimmer wäre jetzt nicht schlecht. Und ein Paar Bücher, oder meine PlayStation. Hach.
Mit einem Ruck wache ich auf, wir sind zwar noch nicht da, doch rumpeln schon über Kopfsteinpflaster, was mich geweckt hat. Blinzelnd schaue ich mich um. Hier sieht es doch schon ganz ländlich aus. Und tatsächlich sind wir schon in der Nähe unseres Ziels.
Meine Schwester schläft, das Radio dudelt leise vor sich hin, und mein Vater wendet zum wiederholten Male, um endlich die richtige Strecke zu finden.
Nach einer weiteren halben Stunde ist es endlich geschafft. Wir halten vor einem modernen Ferienhaus, welches so gar nicht in die Umgebung passt mit seiner hellgrauen Farbe und dem Flachdach. Laut Internet sollte der Strand nur fünf Minuten entfernt sein und ich spüre so etwas wie Vorfreude in mir.
Meine Schwester ist immer noch nicht richtig wach, weswegen ich die Chance nutze, mein Gepäck schnappe und mir das bessere Zimmer aussuche. Zufrieden mustere ich mein Werk, das gezicke meiner Schwester ignorierend und schreibe erst mal Andy, meinem Kumpel, der die ganzen Ferien zu Hause verbringt.
Dann ziehe ich meine Jacke aus, da es doch warm hier ist, packe mir eines meiner Bücher ein und gehe wieder runter zu meinen Eltern, die das restliche Gepäck ausladen.
"Ich gehe mal an den Strand" rufe ich ihnen zu während ich einfach mal Richtung Dünenwald laufe. Mal sehen ob das richtig ist.
"Komm aber zum Abendessen wieder Daniel!" ruft meine Mutter noch, doch ich gebe ihr keine Antwort. Ich werde dann schon irgendwann mal Hunger haben.
Nach einigen Metern komme ich an einen schmalen, sandigen Pfad, der durch den Wald führt und ich schlage ihn einfach mal auf gut Glück ein. Bis jetzt bin ich noch keinen anderen Leuten begegnet, was mich ein wenig wundert, doch ich darf die Ostsee nicht mit vollgepackten Gegenden wie Mallorca vergleichen.
Endlich hört der Wald auf und ich kann die Dünen sehen, teilweise von hohem Dünengras bedeckt. Der doch frische Wind bringt den Geruch von Salz und Sonne mit sich. Ich laufe weiter und erreiche endlich das Ende der Düne, vor mir erstreckt sich die glitzernde Ostsee, ein kaum besuchter Strand zwischen mir und dem Wasser.
Ich atme die saubere, klare Luft tief ein und bahne mir dann einen Weg durch die Sanddornbüsche und Dünengräser zum Strand. Natürlich sind meine Schuhe mittlerweile voller Sand und ich ziehe sie grummelnd aus.
Der Wind weht hier nun stärker durch meine braunroten Haare und treibt mir Tränen in die Augen. Ich hätte vielleicht eine Sonnenbrille mitnehmen sollen. Ich war noch nie an der Ostsee, also kann ich das ja nicht wissen.