Ich schaudere und ziehe mir meine kuschelige Decke enger an meinen Körper, eine dampfende Tasse Sanddorntee in meinen Händen haltend. Der Regen hämmert an mein Fenster, unter dem eine einzelne Kerze flackert, die ein schwaches, doch sanftes Licht in mein verdunkeltes Zimmer sendet.
Ein Blitz zuckt durch den schwarzen Nachthimmel, Sekunden später folgt ein rumpelnder Donner, der mich noch weiter in meiner Decke verschwinden lässt. Ich bin echt froh, dass ich bei diesem Wetter nicht draußen herumlaufen muss.
Das Haus ist still, meine Eltern und Schwester sind bei Freunden, während ich erkältet im Bett sitze, und die Halloweennacht alleine verbringe, in der Hoffnung, dass bei dem Wetter keine Kinder nach Süßigkeiten fragen kommen.
Ich puste in den heißen Tee, um danach vorsichtig an ihm zu schlürfen. Ich mag diese dunklen Stunden eigentlich, in denen man sich in seinem geborgenen Zimmer befindet, während draußen fast die Welt untergeht. Auch heute ist es nicht anders, ich genieße jede Sekunde dieses Sturmes und der Stille im Haus.
Mein Tee kühlt langsam aus und leert sich stetig, bis ich leider doch aufstehen muss und mir einen neuen machen muss. Ich schlage meine rote Kuscheldecke zurück und tapse mit meinen dicken Wollsocken zur Küche, die im Erdgeschoss liegt.
Das heißt, ich muss alleine durch das dunkle Haus schleichen. Mit einem Schaudern beschleunige ich meine Schritte, bis ich endlich die Tür zur Küche erreiche und den Lichtschalter drücke. Das helle Licht blendet mich und ich blinzele, nach dem Wasserkocher suchend.
Als das Wasser kocht, und der Teebeutel bereitliegt, gehe ich noch schnell ins Bad, um mich zu erleichtern, damit ich nicht total sinnlos in der Küche herumstehe. Kurz schaue ich in den Spiegel, so krank sehe ich gar nicht aus. Trotzdem sind meine blonden Haare verwuschelt, sodass ich ein wenig aussehe wie eine Vogelscheuche, und ich habe leichte Augenringe unter meinen hellblauen Augen.
Mit einem Grummeln wende ich mich von meinem Spiegelbild ab und gehe wieder runter in die Küche, wo der Wasserkocher nun fröhlich pfeift. Ich gieße das heiße Wasser in meine Lieblingstasse mit den Katzenohren und hole mit dann mithilfe eines Stuhls den Honig vom obersten Fach des Schrankes.
Ja, ich bin ziemlich klein trotz meines Alters. 17 Jahre als und immer noch erst 1.67 Meter groß. Ich habe es mittlerweile aufgegeben, mich darüber aufzuregen und vergeblich auf einem Wachstumsspurt zu warten.
Mit einer nun wieder dampfenden Tasse wandere ich aus der Küche raus und schalte das Licht aus. Dann begebe ich mich auf den abenteuerlichen Weg in mein Zimmer.
Als ich die letzte Stufe der Treppe erreiche und meine Zimmertür in reichweite ist, ertönt das schrille Geräusch unserer Türklingel. Ich zucke zusammen und der heiße Tee schwappt über meine Finger.
„Ah, mist!" rufe ich aus, als das heiße Wasser meine Finger verbrennt und die Tasse schlägt zersplitternd auf dem Boden auf. Mit weiten Augen starre ich auf die Überbleibsel meiner geliebten Tasse, als es erneut klingelt und ich wieder zusammen zucke.
Mit einem verärgerten Stirnrunzeln poltere ich die Treppe herunter, doch werde wieder langsamer als ich durch den langen Flur Richtung Tür laufe.
Ein großer Schatten zeichnet sich scharf durch die Glasscheibe der Tür ab und mir wird klar, dass hier keine Kinder nach Süßigkeiten fragen werden. Ich schlucke als ich ganz stehen bleibe, mit dem Gedanken spielend, einfach nicht zu öffnen und so zu tun, als ob niemand zu Hause wäre. Doch diesen Gedanken verwerfe ich sofort wieder, da ich leider sehr laut war beim Treppe herunter poltern und da man das draußen gehört hat.
Wieder klingelt es, doch dieses Mal bleibt es nicht dabei.
„Ich weiß dass du hier bist" murmelt eine samtige Stimme, die mir heiße Schauer den Rücken hinunter laufen lässt und ich schlucke. Wie von einer unsichtbaren Kraft gesteuert werde ich zur Tür gezogen und öffne sie. Mein Herz rast und meine Kehle wird immer trockener. Mein Körper lässt sich einfach nicht mehr steuern.