Ich schulterte meinen Rucksack, nachdem ich einige Müsliriegel und Energydrinks in ihn gestopft hatte und schaute mich um, mein Blick immer wachsam nach Bewegungen suchend.
Um mich herum herrschte Stille, nur das leise Brummen der Tiefkühltheke am anderen Ende des Raumes war zu hören und ab und zu leises Knacken, welches ich nicht identifizieren konnte.
Ich richtete mich langsam auf und begab mich dann zum Hintereingang des Kaufhauses, welchen wir vorher aufgebrochen hatten. Zum Glück war die Alarmanlage nicht angesprungen, entweder hatten sie hier keine, oder sie war defekt.
Ich ging in die kühle Nacht hinaus und zog die Tür leise hinter mir zu, meine Hand fuhr prüfend zu meinem Hosenbund um mich zu vergewissern, dass die Pistole immer noch da war.
Hoffentlich kam Mike bald, unruhig trat ich von einem Bein af das andere als ich auf ihn wartete. Mein Blick huschte durch die Dunkelheit, mittlerweile konnte ich die kleinsten Bewegungen sehen, über die letzten Wochen war ich immer geübter und aufmerksamer geworden.
Das war auch nötig, denn der kleinste Fehler konnte den Tod bedeuten. Oder eine Infizierung.
Ich seufzte leise und verschränkte meine Arme. Mike ließ sich heute Zeit. Wenn ich noch länger hier stand, würde mein Geruch bald die ersten Infizierten anlocken, doch bis jetzt war noch alles ruhig.
Ein hohes, scharrendes Kreischen ließ mich zusammenzucken und zu meiner Pistole greifen, die mir schon oft das Leben gerettet hatte.
Sekunden später rannte Mike aus einer Gasse, seine Hände waren blutverschmiert. Er hatte scheinbar sein Abendessen gefunden, doch leider hatte er auch einen Begleiter aufgesammelt. Hinter Mike stürzte eine Frau her, ihre Augen weit aufgerissen und ihre Zähne waren gebleckt. ich erkannte dass sie schon lange nichts mehr zum Essen gehabt haben muss, sie handelte nur noch ihren Instinkten folgend.
Ich hob meine Pistole, ich würde nie schnell genug sein um wegzurennen, da sie schon in voller Fahrt war. Mike erkannte was ich vorhatte und als ich den Abzug drückte, war er schon ausgewichen während die Infizierte genau im Kopf getroffen wurde.
Gurgelnd und knurrend sank sie auf den Boden, doch ich drehte mich um und marschierte in die andere Richtung.
Ich war sauer auf Mike. Wieso hatte er sich so viel Zeit gelassen, und wieso hatte er nicht genug aufgepasst, sodass ich jemanden töten musste.
„Hey, Jamie, sorry" Mike trat an meine Seite und ich konnte mir seinen Hundeblick perfekt vorstellen. Doch ich gab nicht nach. Das war nicht das erste Mal gewesen, dass ich uns retten musste. und er schaffte es immer wieder, uns in unnötige Gefahren zu bringen.
„Jamiiiieee..." er seufzte und blieb stehen. Ich drehte mich zu ihm um
„Was willst du hören?" fragte ich ihn leise
„Ich hasse es Menschen zu töten, du weißt das genau, aber scheinbar schaffst du es immer wieder, mich dazu zu zwingen" ich schaute ihn trocken an und er rollte mit den Augen.
„Ich konnte ja nicht wissen dass sie urplötzlich, ohne irgendeine Vorwarnung hinter einer Mülltonne hervorspringt" verteidigte er sich.
„Und außerdem sind wir keine Menschen mehr" fügt er leise hinzu doch das versuche ich zu überhören. Für mich war Mike immer noch ein Mensch, auch wenn er Menschenfleisch essen musste und Blut brauchte. Auch wenn er mich gerade mit seinen glühenden Augen musterte. Auch wenn er viel größer war, als noch vor drei Wochen.
Er war immer noch mein Mike.
Er seufzte und nahm mich dann in die Arme, darauf achtend dass er das Blut, welches immer noch an seinen Händen klebte, nicht an mir abwischte.