Kapitel 4

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***Hannah's Sicht***

Der Moment in dem er sich zu mit umdrehte dauerte wahrscheinlich nur zwei Sekunden, aber für mich fühlte es sich nach einer Ewigkeit an.

Als diese Ewigkeit vorbei war und er mir mit dem ClayBlick in die Augen schaute kribbelte es in jeder Faser meines Körpers.
Ich war so glücklich das er nun endlich hier bei mir war, aber gleichzeitig überkamen mich Zweifel und Angst.
Angst vor dem was er gleich sagen würde und vor dem was er jetzt von mir denken könnte.

,,Nein, nein ,nein..."
Sagte er leise und ich sah wie seine Augen sich mit Tränen füllten.

Am liebsten hätte ich ihn jetzt in meine Arme genommen und ihm gesagt wie leid es mir tut und wie sehr ich ihn liebe.

Doch ich wusste wie falsch das jetzt wäre.
Nachdem ich ihm sagte das er mir bitte zuhören solle, beschloss ich ihm wenigsten über die Schulter zu streicheln.

Doch noch bevor meine Hand ihn berühren konnte wich er mir aus und schrie mich mit einem Audruck der puren Wut an .
Ich solle ihn nicht anfassen schrie er.

Ich zog meine Hand zurück und bemerkte das ich von tiefer Trauer ergriffen wurde.
Das wovor ich mich am meisten fürchtete ist eingetroffen... Clay hasst mich... und das zurecht.

Er drehte sich von mir weg und rannte stolpernd in den Wald hinein. Die Trauer hatte nun die Oberhand über all die anderen Gefühlen in mir drin.
Weinend wollte ihm nachlaufen, doch meine Mutter hielt mich davon ab und nahm mich fest in ihre Arme.

Ich ließ mich in ihren Armen einfach fallen und ließ meiner Trauer freien lauf.

>Bitte Clay... komm zurück..<

Nachdem ich mich einige Zeit in den Armen meiner Mutter ausgeweint hatte und Mr. und Mrs. Jensen mir Mut zusprachen, indem sie mir beide versicherten das Clay zurück kommen wird und er einfach nur eine Pause bräuchte da die Zeit nach meinem missglückten Selbstmord für ihn die pure Hölle war, gingen wir ins Haus denn es war mittlerweile schon dämmerig draußen.

Meine Mum kochte für uns alle ihre beliebten Käsesuppe in der Küche, während Mrs. und Mr. Jensen mir auf dem Zweisitzer gegenüber saßen.

Mein Dad zündete den Kamin an und das Knacken von dem brennenden Holz enspannte mich ein wenig.

Ich lag auf dem großen Sofa, eingemuckelt in meiner Lieblingsdecke und dachte darüber nach was Clay wohl gerade machen könnte.
>Ob er gerade wohl genauso traurig ist wie ich?
Moment... habe ich eigentlich ein Recht darauf traurig zu sein?
Ich meine... ich war doch diejenige die ihn verletzte und ihn hat leiden lassen.<

,,Hannah?" Rief mich Mrs.Jensen
,,Geht es dir etwas besser?"

,,Ich denke schon. Es ist nur... ich habe wahnsinnige Schuldgefühle." Gab ich Mrs.Jensen gegenüber zu und senkte meinen Blick.

,,Hannah.. Clay ist.. manchmal schwierig. Aber glaub mir, er wird es verstehen. Es ist nicht deine Schuld. In einem Zeugenschutzprogramm darf man niemanden von seiner Existenz wissen lassen, und Clay wäre vor Euphorie sicherlich nicht ganz unauffällig gewesen."

Was Mrs.Jensen sagte war einleuchtend.
Auch wenn es meine Schuldgefühle nicht weniger werden ließ.
Hätte Clay allerdings gewusst das ich noch lebte, hätte er mich auf jeden Fall sehen wollen, und womöglich unabsichtlich Leute hergeführt vor denen ich hier beschützt werden sollte.

Meine Mum deckte einige Zeit später den Tisch und servierte das Essen.
Während sich alle zu Tisch setzten, aßen und sich ausgiebig unterhielten blieb ich liegen und schaute den Flammen beim flackern zu.

Ich schaute über die Rückenlehne hinüber zu meiner Mum.

,,Mum, Dad ?
Ich gehe hoch in mein Zimmer.
In Ordnung ?"

,,Aber natürlich Kleines, geh dich ausruhen. Heute war ein aufwühlender Tag." Antwortete mein Vater. Er und meine Mutter schauten mich liebevoll an während sie sich mit einem Luftkuss von mir verabschiedeten.

Ich ging die alte hölzerne Treppe hinauf , am Badezimmer vorbei in mein Zimmer und schloss vorsichtig die Tür hinter mir.
Dann legte ich mich auf mein Bett, schaute zur Decke und schlief nach einiger Zeit in der ich ununterbrochen an Clay, an unseren ersten Kuss auf Jessica's Party und an die Mondfinsternis die Clay und ich uns auf dem Dach des Crestmont anschauten dachte ein.

Ich wurde wach als ich hörte wie jemand mein Zimmer betrat.
Panisch schreckte ich hoch in dem Glauben das jemand mich entdeckt hatte, der mich garnicht entdecken sollte.
Doch es war Clay.
Er stand vor der geschlossenen Tür in meinem Zimmer und schaute mich wütend an.

Still, ohne ein Wort trat er näher an mein Bett heran, bis er kurz davor stehen blieb. Er schaute mir stur in die Augen und
ich blieb liegen, unwissend darüber was ich nun sagen sollte oder was er von mir erwartete.

,,Wieso hast du mir das angetan?"
Fragte er mich, und spannte dabei seinen Kiefer an.
,,Clay ich...."
,,Nein Hannah !
Du bist jetzt leise und hörst mir zu!"
In seiner Stimme lag viel Zorn, gleichzeitig aber auch Trauer und Verzweiflung.

,,Ein ganzes halbes Jahr dachte ich du wärst Tot Hannah. Sechs lange Monate machte ich mir unendliche Selbstvorwürfe. Habe mich zusammenschlagen lassen, mich bedrohen lassen, mich strafbar gemacht und viele Tiefschläge einstecken müssen, einzig und alleine um deinen Tod zu rächen und vorallem Bryce in den Knast zu befördern. Ich war verzweifelt, mein Herz blutete bei jeder deiner Kasetten und nun liegst du hier vor mir. Du Hannah... DU die sich feige in einer Badewanne aus meinem Leben schleichen wollte. DU liegst vor mir und DU hast mich all die Monate belogen."
Seine Augen waren mit Tränen gefüllt und um sie herum färbte sich seine Haut rot.
Als er fertig war mit reden biss er die Zähne zusammen, so das sein Kiefer sich wieder anspannte.

,,Clay es tut mir leid, aber ich hatte keine andere Wahl. Ich und meine Familie wurden von Bryce, seiner Familie und seinen Kontakten bedroht. Sie wollten uns töten Clay. Ich durfte niemanden erzählen das ich noch lebe und vorallem wo ich mich aufhalte."

Er senkte seinen Blick für einige Sekunden ehe er mich wieder mit einem ernsten Gesicht ansah.
,,Ich hasse dich Hannah...für all das was du mir angetan hast." Dieser Satz zerbrach mein Herz. Ich spürte wie es in tausend kleine Scherben zersprang.
Mir kamen die Tränen und Verzweiflung kam in mir hoch.
Gerade als ich zum reden ansetzen wollte bemerkte ich wie seine Gesichtszüge weicher wurden und sein Blick sich klärte.
,,Aber gleichzeitig liebe ich dich auch und bin unendlich froh das du mich nicht verlassen hast.''
Er setzte sich beim sprechen neben mir auf mein Bett und während er mit seinem Gesicht immer näher kam, drückte ich meinen Körper angespannt in die Matratze.
Mit beiden Händen zog ich die Decke an einem Zipfel bis zu meiner Brust. Ich hatte ein wenig Angst vor dem was jetzt wohl kommen würde.

Er stützte sich mit seiner rechten Hand neben meinen Kopf auf dem Bett ab. Kurz darauf auch seine linke Hand auf der anderen Seite, so das sein Gesicht direkt über meinem war.

Einige Zentimeter vor meinem Gesicht machte er halt und schaute mir noch ein letztes mal kurz aber liebevoll in die Augen bevor er mich küsste.

Ich schloss meine Augen während ich spürte das seine geöffnet waren und sein Blick auf mir lag.

Sein Kuss hatte etwas verführerisches.
Er war so liebevoll, gleichzeitig spürte man aber auch seine Wut und ein wenig Dominanz. Er entfachte tausend Schmetterlinge in mir. Mein ganze Körper kribbelte.

Er löste den Kuss und hob seinen Kopf an. Meine Lippen allerdings wollten noch viel mehr von ihm. Sie gierten weiter nach seinem Mund.

Er nahm mit seiner Rechten Hand meinen Linken Arm so das er seinen Körper nur noch auf seiner Linken Hand und seinem rechten Ellenbogen stützte während er meinen Arm über meinem Kopf festhielt.
Nach einigen Sekunden machte er es auch mit meinem anderen Arm. Er fesselte meine Hände über mir mit seinem Griff sodass ich nurnoch meinen Kopf bewegen konnte, was ich auch tat. Ich streckte meinem Kopf zu seinem hin in der Hoffnung er würde mich erneut Küssen.
Das er mich so warten ließ, ließ meinen ganzen Körper vor Erregung zittern.

Das war die schönste Nacht die ich bis dahin jemals erlebt hatte.

Tote Mädchen lügen nicht - Fortsetzung FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt