Ich wusste nicht weshalb Juno weinte, ich wusste es nicht, weil sie es selbst nicht wusste.
Also erzählte ich ihr von Capotes Breakfast at Tiffany's und von Holly's rotem Elend. Und sie verstand weshalb sie weinte.Wir saßen lange einfach nur nebeneinander. Ihre Hand suchte meine und obwohl sie etwas zitterte, fühlte sie sich warm und vertraut an.
„Wenn du jemanden liebst.", sagte sie zu mir: „Musst du alle Hüllen fallen lassen. Du musste dich entblößen. Komplett."
Ich fuhr sanft die Linien auf ihrer Handfläche nach und nickte.
„Du musst dich so richtig schön verletzlich machen. Der anderen Person die Möglichkeit geben dich absolut zu zerstören. Dich so zu zerstören, dass du nie wieder wirst, wer du warst. Ich glaube dann liebst du richtig. Wenn du dich nicht fallen lässt, hat das ganze keinen Zweck."
„Vermutlich hast du Recht.", erwiderte ich.
„Natürlich habe ich Recht.", sagte sie: „Wie nennt diese Tiffany ihr Elend nochmal?"
Ich musste Lächeln. „Rotes Elend und sie heißt Holly."
„Was macht sie dagegen?", Juno sah zu mir auf.
„Sie geht zu Tiffany's."
„Zu dem Juwelier?"
„Ja."
Juno runzelte die Stirn. „Das ist total dämlich."
„Wenn ich's mir so genau überlege, dann bist du ihr eigentlich ein bisschen ähnlich."
„Spielt nicht Audrey Hepburn ihre Rolle im Film?"
„Ja, aber das habe ich nicht gemeint."
„Schade. Audrey Hepburn war nämlich ziemlich hübsch." Juno grinste.
„Holly hält ihre Lover auch immer auf Abstand und lässt sich durch füttern.", erklärte ich.
Juno boxte mich in die Seite. „Ich zahl Miete.", sagte sie.
„Für diesen Monat kriege ich noch was.", erwiderte ich.
Sofort sprang sie auf, zog 50 Euro aus ihren Geldbeutel und warf sie mir in den Schoß. Dann lachte sie. Und ich lachte auch.
„Du musst nur dein eigenes Tiffany's finden.", sagte ich, als sie sich wieder neben mich setzte: „Und dann ist das rote Elend vorbei."
Sie lehnte ihren Kopf an meine Schulter. „Ich glaube du bist mein Tiffany's."
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An für immer glauben wir doch beide eigentlich eh nicht, stimmts?
Storie d'amoreDiese Geschichte hätte eine große Geschichte werden können, aber sie wurde auf ein Hotelzimmer beschränkt und deshalb ist nichts mehr von ihr übrig, als ein paar Briefe. Vielleicht jedoch lassen sich große Geschichten nicht so leicht unterkriegen u...