Chillen mit Kyle - 2 Kapitel

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Ich mache die Tür der Diskothek auf und kann Kyle schon am Barhocker erkennen. Er trägt seine weiß/roten Jordans, dunkle Jeans und ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt. Kyle zieht sich schon ein Becks rein. Zur Begrüßung klatsche ich ihm auf seinen Rücken.

"Du Missgeburt." Er lacht und rächt sich an mir. Der bittere Geruch des Becks steigt mir in die Nase. Ich bestelle mir denselben Drink und trinke es, bis kein köstlicher Tropfen mehr in der Flasche ist. "Vodka-Bull?" Frage ich nach dem Trinken des Biers. Zur Antwort bekomme ich ein benebeltes nicken. Wie viel er wohl schon getrunken hat? Der Barkeeper bringt uns zwei Flaschen und wir beide exen je ein großes Glas runter. Beim ersten mal als ich das gemacht habe, war ich elf.

"Ey, siehst du das scharfe Blondchen da vorne?" Kyle zeigt mit seinem nackten Finger auf das Mädchen. "Auffälliger geht's nicht oder?" Frage ich ihn mit einer leicht gerunzelter Stirn, die mit einem unabhängigen Lächeln begleitet wird. Er weiß wohl nicht was er macht, er ist schon dicht. Ich drücke seine Hand, die auf die Blondine zeigt runter, damit sie nicht mitbekommt, dass wir über sie reden. Ich widme kurz meine Aufmerksamkeit der Bar und starre die leere Vodka-Bullflasche an und ehe ich mich versehe, ist Kyle schon bei der Blondine und quatscht sie an. Von der Bar aus, kann ich nur erkennen wie sie ihn irritiert anschaut und die Stirn runzelt. Ich klatsche meine Hand gegen meine Stirn und drehe meinen Kopf weg, als ob ich Kyle nicht kennen würde. Die Neugier siegt und ich drehe doch nochmal meinen Kopf zu ihm. Jetzt hat sie weit aufgerissene Augen und dreht sich von Kyle weg und entfernt sich von ihm. Er kneift seine Augen ein wenig und kehrt zu mir an der Bar zurück.

"Die fährt sowas von auf mich ab." Kyle gönnt sich nach seiner Aussage nochmal einen Schluck Vodka. Ich hau ihm wieder auf seine Schulter und er versucht mich zurückzuhauen, was ihm aber nicht gelingt, weil er wegen des Alkohols nicht mehr zielen kann. Ich halte nochmal Ausschau auf die süße Blondine. Sie sitzt mit ihren Freundinnen an einem Tisch, der zwei Tische weiter von unserem Hocker ist. Ihre Freundin sieht mich an und lächelt. Sie hat dunkelblonde Locken und ist ziemlich dünn. Ich lächel zurück, weil ich immer in der Arschloch-Rolle sein muss. Ich verzichte auf sie, denn ich stehe mehr auf sportliche und kurvige Körper.

"Hast du auch so Bock auf kiffen, wie ich?" Kyle sieht aus als hätte er schon gekifft und ich nicke und gehe mit ihm aus der Bar raus. Ich sehe einen Typen, der aussieht als hätte er Stoff. Ich geh zu ihm am Rand der Straße und Kyle humpelt mir hinterher.

"Hast du Stoff?" Der Dealer nickt und gibt mir einen kleine Tüte Hasch. Er verlangt 30$ dafür, das viel ist, aber ich gebe es ihm, ohne zu zögern und gebe einen Teil Kyle, der es sofort zu sich nimmt und jetzt voll das dumme Zeug labert.

"Ich bin Babo!" er brüllt wie ein Irrer und ich ziehe ihn mit mir her, in eine Gasse, damit uns keiner endeckt. Wir setzen uns auf den kalten und nassen Beton und ich zieh mir den Stoff jetzt auch rein. Es dauert nicht lange, da sehe ich statt den Müllcontainer, der neben uns steht und den ekeligen Abgasen, die in der Gasse ein Rohr einer Mauer verlassen, eine rosige Welt. Ich fühle mich fantastisch, als wäre ich der beste und stärkste, ich habe das Gefühl, ich könnte alles machen.

"Du hast mich noch nie im gleichen Raum gesehen, wie Batman. Dass das Zufall ist glaube ich nicht." Kyle kneift seine Augen abnormal zu und hat ein breites Grinsen im Gesicht, dass mich an einen Clown aus Horrorfilmen erinnert. "Beweis es!" Brülle ich ihn an, während ich mir den Arsch ablache. "Ich bin Batman. Siehst du?" Ich bin mit einem Spinner befreundet. Er ist zwar bekifft, aber so oder so ist er... etwas besonderes. Er hat letztes Jahr versucht seine Schnürsenkel mitten im Unterricht abzufackeln und hat eine Tintenpatrone seines Füllers gegessen. Wir sehen sicherlich aus wie Halbtote, denn wir sitzen neben einem stinkenden Container, der vorallem den Geruch von verdorbenen Fisch verteilt und wir keine Bewegungen machen, weil sowohl Kyle als auch ich erschöpft sind. Wir lachen wie Irre und ich bilde mir komische Wesen ein. Ich sehe wie ein fetter hellbrauner/gelblicher Klumpen mit einer Krawatte, großen schwarzen Teddyaugen und einem Spongebob-Grinsen vor mir humpelt. Ich glaube dass es eine Kartoffel ist. Ich zeige auf das irritierende Ding, dass ich mir wegen des Stoffs einbilde und lache wie eine Roboter. Kyle lacht wieder wie ein Asiate, weil er wieder seine Augen zusammenkneift und ein breites Lächeln hat, obwohl er nichteinmal die Kartoffel-Gestalt sehen kann. Nachdem der Stoff etwas nachlässt, bemerke ich, dass ein Waschbär im Müll neben uns rumwühlt und immer mehr Ratten aus ihren Löchern kommen. Kyle muss es auch mitbekommen haben, denn er ist aufgesprungen und packt mich an meinen Arm und zieht mich hoch. Wenn ich kiffe, vergesse ich meine verlorene Zukunft und habe das Gefühl, mir ginge es gut.

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