Eine kleine Überraschung - 3 Kapitel

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Ich atme tief ein und aus, meine Lunge sticht. Meine Augenlider fallen immer und immer wieder zu, ich bin noch zu erschöpft und müde um aufzustehen. Ich schaue mich um, wo ich bin, ich bin in meinem Zimmer und sehe verwuscheltes dunkelblondes Haar an meiner Bettkante. Hoffentlich hab ich kein Mädchen mit nach Hause genommen...

Ich krieche langsam zu der Person hin und erleichtert stelle ich fest, dass es nur Kyle ist. Sein Mundwinkel hat eine komische Form im Schlaf angenommen, sehr schief. Ich zieh mich um und verpiss mich, muss Heim, in die Hölle. Ich bin in unserem grauen Gebäude und schließe die alte Haustür auf. Zigarettenrauch kommt aus dem Wohnzimmer. Mum muss wohl wieder da sein. Ich gehe ins Wohnzimmer und sehe sie an. Sie hält eine Zigarre zwischen dem Mittelfinger und dem Ringfinger, sie hat um ihren Kopf ein Handtuch getan und hat einen Bademantel an. Ich setze mich gegenüber von ihr, auf einen Sessel, der schon abbröselt. "Wo warst du?" Frage ich sie und versuche meine Wut zu unterdrücken. "Ich war frei." Sagt sie mit einem selbstsüchtigem Lächeln und pustet mir den Rauch ins Gesicht. Ich seh Crystel, die an der Tür stehen bleibt und sich nicht reintraut, ins Wohnzimmer. Mom und Dad haben schon Crystels ganzes Selbstbewusstsein zerstört. Sie hat Angst, vor allem und jedem. "Ich habe heute festgestellt, dass ihr ein kleines Geschwisterchen bekommt." Es schien ihr über die Lippen zu gleiten, ohne es sich selber zu interessieren. "Du hast kein Geld, kommst nichteinmal mit dir selber klar, aber kannst verdammt nochmal Kinder machen?!" Ich brülle sie wutschnaubend an. Crystel läuft sofort in ihr Zimmer, sie weiß was passieren wird, genauso wie ich. Mum stand langsam auf, hob die Hand, in der keine Zigarre war und haute mir mit voller Wucht auf meine Wange. Es hörte sich an, als würde jemand mit seinen Händen klatschen. Ich spüre Hitze, an der Stelle, an der sie mich geschlagen hat. Ich sehe sie nochmal wütend an und gehe ihr aus dem Weg. Ich gehe in mein Zimmer und Crystel kommt mich besuchen. In ihren Augen sammeln sich Tränen.

Griffin, was sollen wir machen?

Ich sehe sie traurig an und mein Blick gleitet nach unten, auf den Boden.

Ich weiß es nicht...

Ich sehe nur noch, wie Crystels grüne Augen tränen und sie panisch nach Luft schnappt. Sie schmiegt sich an meine Schulter und ich lege meine Arme um sie. Sie weiß, dass sie mir vertrauen kann, wie auch ich ihr vertrauen kann.

"Alles wird gut... " ,

flüster ich meiner kleinen Schwester zu, auch wenn ich ein wenig gelogen habe. Ich hab keinen Plan, wie ich das alles in Ordnung bringen soll. Ich werde wohl noch mehr Kirminaltaten begehen müssen, um uns über Wasser zu halten. Immer weiter sinke ich in den Sumpf des Ghettolebens, aber das ist okay, soweit Crystel ein schönes Leben führen kann. Für sie würde ich alles tun, sie ist alles was ich habe, auch wenn es mich mein Leben kosten würde.
Wir lösen uns von unserer emotionalen Umarmung und ich gehe aus ihrem Zimmer raus und gehe raus. Es ist mittag und wir haben noch nichts gegessen, deswegen gehe ich zur Döner-Bude um die Ecke und kauf zwei Döner - für Crystel und mich. Mittlerweile hat sie sich ein wenig mit der Situation beruhigt, die Lage können wir so oder so nicht ändern. Ich weiß nicht, wie ich es finden soll eine weitere kleine Schwester oder einen Bruder zu bekommen. Ein weiteres Leben, das in Leid hineingeboren werden soll und eine weitere Verantwortung für mich. Unsere Mutter weiß sicher selbst nicht wer der Vater ist. Desto mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, das mein Leben schon längst den Tiefpunkt erreicht hat...

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