Als ich mich also über Bahnschwellenlaufend und stolpernd in dem dunklen Tunnel wiederfand, fühlte ichmich schlagartig nüchtern. Die einzigen Lichtquellen in dieserfurchtbaren Katakombe bestanden aus den regelmäßigenLeuchtschildern für Fluchtwege. Geräusche hallten gebrochen von denTunnelwänden zurück. Der Boden war bedeckt mit einer schwarzen,fettigen Staubschicht, die das Laufen zu einem Balanceakt machte.Jeder Schritt vermochte sich in eine Rutschpartie zu verwandeln, andessen Ende man schmerzhaft auf die Bahnschwellen stürzen konnte.Die Luft schmeckte metallisch und kratzte trocken in der Lunge.
Nachwenigen Metern war ich bereits völlig außer Atem und hecheltehinter meinem Bekannten her, der souverän seinen Vorsprungausbaute.
Ich schämte mich ungeheuerlich für diesen Leichtsinnund hoffte, dass auch späte Besonnenheit für einen guten Ausgangdieses Unsinns beitragen konnte. Ich dachte nicht eine Sekunde längerdaran, diese Wette gewinnen zu wollen.
Mein Bekannter hingegenlegte sich mächtig ins Zeug und rannte blind in der Dunkelheitvoraus. Ich hörte das Echo seiner Schritte von den Wänden hallen.Mein eigener Puls hämmerte im Takt dagegen, denn auch der langsameLauf war mühselig.
Ich bemühte mich, sicheren Halt zwischen denGleissträngen auf den Schwellen zu finden, nicht über lose Kabel inder Dunkelheit zu stolpern oder gar hinzufallen. Die Geräuschemeines vorauslaufenden Wettgegners hingegen verrieten, dass dieserhäufig fiel, und dumpfe Flüche kündeten davon, dass die Stürzeschmerzhaft waren.Als das Grauen über mir zusammenschlug, warer bereits so weit vorausgelaufen, dass selbst das Echo seinerSchritte fast verstummte. Plötzlich meinte ich ein schwaches Lichtin der Ferne zu sehen und beschleunigte. Ich vermutete, dies sei derSchein der Haltestellenbeleuchtung, und die Verheißung eines Endesdieser Tortur beflügelte mich.
Dann bemerkte ich den bläulichenSchimmer, der die Wände mit einem schimmeligen Leuchten überzog.
Einleichtes Flimmern lag in der Luft. Ein Summen erfüllte den ganzenTunnel, schwoll an zu einem metallischen Kreischen und endete ineinem ohrenbetäubenden Knall, der mir für einige Augenblicke dasHörvermögen raubte.
Es dauerte nur einen winzigen Moment, aberder Anblick, der sich mir bot, ist für immer in meine Netzhautgebrannt, sodass ich für immer dieses Ding sehen muss, wennich die Augen schließe.
Wenige Meter vor mir verdichtete sich derblaue Schimmer zu einem intensiven Leuchten. Die Ränder diesesPhänomens fransten merkwürdig aus und die Luft flirrte heftig anden Übergängen.
Dann teilte sich der Schleier und für die Dauereines keuchenden Atemzuges sah ich das Objekt.
Es stand klar unddeutlich vor mir.
Ein alter, umgebauter U-Bahnwagen vom TypA-I.
Es konnte kein Irrtum sein.
Die vergitterten Fenster, dieAbleitschienen auf dem Dach, die hermetisch versiegelte Tür, diesich nur von außen öffnen lässt. Vor allem aber diese grässlichen,unverwechselbaren Bolzen, die die Räder ersetzten.
Dieseabscheulichen Excenter, die den Wagon bewegten, indem sie ihnhochwuchteten und danach wieder hinunterließen, in einer unsagbarlangsamen, schwingenden Bewegung von etwa 4mm pro Tag.
DieEntschleunigungsbahn. Das Kronos-Projekt.
Bei allen Physikern, wassah ich da?
Konnte dies real sein?
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Creepypasta | Oneshots
HorrorIhr könnt nicht genug Horror bekommen? Dann könnt ihr gerne meine Creepypastas lesen 📖💜 [Abgeschlossen]