FÜNF

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Das Vibrieren ihres Smartphones riss sie aus dem Schlaf. Verwirrt blickte Ivy sich um. Noch immer lag sie in zusammengerollter Pose auf ihrem Bett.

Noch nicht ganz bei sich zog sie das Telefon aus ihrer Hosentasche und warf einen Blick darauf. Vier Uhr nachmittags. Alex hatte geschrieben: Wann kommst du heute Abend vorbei? Du bist herzlich zum Abendessen eingeladen, soll ich dir von meiner Mum ausrichten.

Ivy seufzte und tippte eine Antwort auf der kleinen Tastatur. Bin in einer Stunde da.

Laut gähnend erhob sie sich vom Bett und streckte sich ausgiebig. Einige Minuten blieb sie auf der Decke sitzen und wartete, bis ihre Müdigkeit ganz verflogen war. Schließlich rappelte sich Ivy auf und steckte ein paar Ding in ihren Rucksack, die sie mit zu Alex nehmen wollte: ihren Laptop, einen Notizblock inklusive Stift, ein Shirt welches sie immer zum Schlafen trug und Wechselkleidung. Anschließend verließ sie den Raum und ging ins Wohnzimmer, um sich von ihrer Mutter zu verabschieden. Überrascht stellte sie fest, dass sie nicht mehr auf dem Sofa lag. Nur die zerwühlte graue Decke erinnerte daran, dass sie dort geschlafen hatte.

„Mum?" Ivy suchte die anderen Räume der Wohnung ebenfalls ab, bis sie schließlich einen Zettel auf der Arbeitsplatte liegend fand. Bin einkaufen. Sie drehte das weiße Blatt Papier herum im festen Glauben, dass da noch mehr stehen würde. Nichts. Die zwei Worte waren alles. Im Prinzip hätte sie jeder schreiben können, aber Ivy identifizierte die ordentliche Schrift ihrer Mutter ohne Zweifel. So eine kurze Notiz zu hinterlassen war eigentlich sehr untypisch für sie. In der Regel verabschiedete sich ihre Mutter immer, wenn sie die Wohnung verließ und teilte einen ungefähren Zeitrahmen mit, wann sie wieder zurück sein wollte. Auch heute Mittag war sie schon so seltsam gewesen...

Ivy zuckte schließlich mit den Schultern. Vermutlich interpretierte sie da nur zu viel hinein.

Sie nahm den Stift zur Hand, welcher neben der Notiz lag und verfasste ebenfalls eine Nachricht für ihre Mutter auf der Rückseite: Bin bei Alex. Bleibe wahrscheinlich über Nacht. Bis Morgen!

Ivy schlüpfte in die Jacke, schulterte ihren Rucksack und zog ihre schwarzen Boots an. Anschließend verließ sie die Wohnung. Den Weg zu Alex legte sie in gemächlichem Tempo in fünfzehn Minuten zurück. Allmählich gewöhnte sie sich sogar an die beinahe menschenleeren Straßen.

Als sie an der Tür geklingelt und in die zweite Etage hinaufgestiegen war, wurde sie bereits von Alex erwartet, die lässig im Türrahmen lehnte. „Hey.", sagte sie grinsend.

Ivy erwiderte das Lächeln. „Selber Hey."

Die beiden Mädchen umarmten sich kurz und verschwanden, nachdem Alex' Eltern anstandshalber begrüßt wurden, gleich darauf in ihrem Zimmer.

Vorsichtig stellte Ivy den Rucksack neben der Tür ab, und warf ihn nicht wie sonst achtlos in die Ecke. Immerhin befand sich immer noch ihr Laptop darin. Sie blickte sich im Raum um und war wie immer ein ganz kleines bisschen neidisch auf Alex' riesiges Zimmer. Das große Bett stand genau gegenüber der Tür zwischen den beiden großen Fenstern. Links gab es einen ausladenden Kleiderschrank, an der anderen Wand standen ein paar Regale die mit all ihren persönlichen Gegenständen gefüllt waren. Rechterhand befand sich ein großer Schreibtisch, auf dem Alex' Laptop stand und das übliche Chaos herrschte. Leise Musik ertönte aus dem Lautsprecher.

Ivy ließ sich im Schneidersitz auf das Bett fallen, ihre beste Freundin tat es ihr gleich. „Und, alles okay?", wollte Alex schließlich wissen.

„Naja, keine Ahnung." Ivy zuckte mit den Schultern.

Sie wurde von ihrer besten Freundin mit einem prüfenden Blick bedacht. „Was soll das denn bedeuten?"

„Hast du nicht auch das Gefühl, dass alles drunter und drüber geht?"

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