Die nächsten Tage meldete sich Marco nicht und ich war einfach viel zu stur um ihm auch nur ein winziges Stück entgegen zu kommen. Auf den Flug nach Sochi verzichtete ich ebenfalls. Ich hatte keine Lust irgendwen zu sehen und besonders nicht Marco Reus. Luke protestierte ziemlich heftig dagegen und Cathy überzeugte mich,dass er mitfliegen konnte und wahrscheinlich hatte ich größere Angst als Luke selbst,denn als der kleine Junge am Tag vor dem Spiel fröhlich an der Hand von Cathy die Treppe hochhüpfte,war ich völlig abgeschrieben. Zum Abschied winkte er mir noch einmal und ich blieb solange stehen bis das Flugzeug langsam wegrollte und die Sicherheitstypen mich fast ins Gebäude zurückreißen mussten. Jetzt war ich alleine,den ganzen Tag hatte ich für mich und den morgigen auch. Mit einem Mal tat es mir für einen Augenblick leid,dass ich nicht mitgeflogen war,aber Marcos Stimmungsschwankungen waren mir momentan einfach zu viel und er sollte sich erstmal mit seinen Gefühlen im Klaren sein,bevor er mich dumm von der Seite anmachte. Den restlichen Tag über sah ich mir Moskau genau an,bummelte ein bisschen durch die Stadt und kaufte mir auch die ein oder andere Sache und ich musste ehrlich sein,es machte Spaß endlich mal wieder Dinge zu tun die ich seit Luke auf der Welt war nicht mehr machen konnte. Erst als ich abends alleine am Tisch des Restaurants im Hotel saß, sehnte ich mich nach meinem kleinen Jungen,der jetzt eigentlich wie ein aufgescheuchtes Huhn um mich rumrennen sollte und ich vermisste mit einem Mal auch Marco und ich sehnte mich wirklich am aller meisten nach seinem Lachen. Natürlich auch nach seinem Geruch und seinen Haaren und seinen Augen und seinem Körper und um ehrlich zu sein sehnte ich mich nach jedem winzigen Detail an ihm. Ich sah auf mein Handy und genau in diesem Moment zeigte es mir eine Nachricht von Cathy an. Sie hatte mir ein Bild von Luke und Marco geschickt und ich hatte in dem Moment so das Bedürfnis direkt nach Sochi zu fliegen,aber meine Sturheit überwog dem allem und ich schickte nur ein rotes Herz zurück,bevor ich mich auf den Weg in mein Zimmer machte. Keine Ahnung wie ich es an diesem Abend dazu bracht einzuschlafen aber nach ewig langem Serien schauen,lesen,telefonieren mit ca. der Hälfte meiner Freunde und irgendwelchen bescheuerten Fernsehnsendern zuschauen,verleitete mich meine Müdigkeit endlich ins Land der Träume und das war alles was ich in diesem Moment wollte.
POV Marco
Als ich am Tag des Spiels aufwachte,wurde mir mit einem Mal mulmig. Mai war heute nicht dabei,ich hatte sie mit meiner Zickerrei verärgert und gekränkt. Verständlich,dass sie sich strikt weigerte mitzugehen,bevor ich mich nicht persönlich entschuldigte regte sich wohl gar nichts und die Situation war sicherlich nicht zu ändern. Etwas neben der Spur saß ich am Frühstückstisch und ließ mir von Mesut irgendwas über die Türkei erzählen, während Mats mich gleichzeitig mit seiner Familie vollquatschte und ich eigentlich nur an Mai dachte. Immer mal wieder nickte ich oder sagte „Ja" um den Beiden zu zeigen,dass ich anwesend war. Irgendwann nahm ich nur so halb aus dem Augenwinkel wahr,dass Mats Mesut mit einer Handbewegung zum schweigen brachte und alle beide mich somit in Frieden ließen. Kurz nach dem Essen setzten wir uns alle zusammen und der Trainer erklärte uns ein letztes Mal die Taktik. Wir machten uns alle fertig und ein paar Stunden später betrat ich zusammen mit Toni den Rasen des Stadions. Einige Fans hatten den Weg zu ihren Plätzen bereits gefunden und als ein kleines Mädchen, mit einem Trikot von mir, wie irre zuwinkte,musste ich einfach zurückwinken. Einige Minuten standen wir auf dem Rasen bevor wir langsam den Weg zurück in die Katakomben fanden und uns umzogen. Ich war nervös,das Spiel durften wir nicht verlieren,sonst würden wir nicht weiterkommen und Deutschland wäre bereits nach dem zweiten Vorrundenspiel ausgeschieden. Das wollte weder ich noch sonst wer in der Mannschaft. „Auf gehts Männer!",rief Manu und klatschte einmal in die Hände bevor wir uns in den Tunnel stellten und die Hände der Einlaufkinder nahmen. Wieder stieg in mir dieses Gefühl auf,dass mir nicht gut tat. Der Mensch den ich mir am meisten herbeiwünschte,saß jetzt in Moskau im Hotel und drückte mir höchstwahrscheinlich trotzdem die Daumen. Ich schüttelte meinen Kopf um die Gedanken an Mai loszuwerden, ich musste jetzt Deutschland glücklich machen,nicht mich selbst.Die erste Halbzeit verlief schlecht, mit einem Gegentor im Nacken trotteten wir alle bedrückt in die Umkleide zurück. Der Trainer war sauer,wütend wegen des Rückstandes und unserer Leistung,trat er gegen einen Getränkekasten und wir alle sahen ihn an. In den fünfzehn Minuten durften wir uns ordentlich was anhören,aber es motivierte mich irgendwo und mit neuer Energie, einer besseren Einstellung und mehr Kraft starteten wir in die zweite Hälfte der Partie. Ich wusste nicht wie der Ball nach wenigen Minuten zu mir gelangte,es war einfach passiert,irgendwie. Mit meinem Knie beförderte ich den Ball ins Tor und ein riesiger Stein fiel mir vom Herzen. Jetzt musste nur noch ein zweites Tor fallen. Bis zur letzten Minute passierte nichts,doch Toni verwandelte den letzten gegeben Freistoß perfekt und für diesen Tag hatten wir den deutschen Fußball und dessen Fans gerettet. Erleichtert,aber nicht zufrieden trottete ich zu dem Interviewer und ließ die Fragen kurz über mich ergehen,die eh immer total bescheuert waren,da die meisten Menschen nicht wussten wovon sie da redeten. Mit einem knappen Lächeln flüchtete ich in die Katakomben und Luke kam mir schreiend entgegen gerannt. „PAPII",rief er und ich hob meinen Sohn hoch,wirbelte ihn einmal herum und drückte ihm dann einen Kuss auf die Stirn. Mit strahlenden Augen sah er mich an und mein Herz ging auf,wenn ich sah wie zufrieden und glücklich mein kleiner Mann aussah. Lächelnd wollte ich gerade in die Umkleide gehen als Mats mir auf die Schulter tippte und in die Richtung zeigte aus der Luke gekommen war. Mai stand dort und sah uns beiden lächelnd zu. Ich musste auch lächeln und der Gedanke,dass mein Tag nach dem Sieg nich hätte besser werden können war falsch,denn in dieser Sekunde war er besser geworden.
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Old passion, Old love
FanfictionManchmal fangen an sich Gefühle zu verändern. Manchmal fangen Gefühle an zu verschwinden. Manchmal fängst du an, Gefühle zu verdrängen. Manchmal hat man Hass auf seine alte Liebe. Manchmal ist man traurig wegen seiner alten Liebe. Manchmal kommen di...