Kapitel 5

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Am Abend des ereignisreichen Tages befanden wir uns in trockenen Klamotten und mit vollem Magen auf dem Polizeirevier Scotland Yards. Ich hatte meine geröteten Augen gekühlt und nach einer heißen Dusche, fühlten sich meine Muskeln nicht mehr so steif an. Die Dreads von Billy waren noch immer feucht, von der Dusche die er nach mir genommen hatte.

Wir standen an der Hintertür des Reviers und Bill sah mich an. „Bevor ich das tuh...musst du mir noch eines versprechen...", flüsterte er in einem merkwürdigen Ton. Mit einen gezielten Schlag sauste seine Faust auf meinen Oberkörper nieder. Nach Luft schnappend und vom Schreck betäubt spürte ich, wie eine Rippe knackend brach. Das Geräusch wurde von den entfernten Stimmen der belebten Straße davon getragen.

„Was zur Hölle?", keuchte ich und krümmte mich. Billy rub sich seine geröteten Fingerknöchel und sah schuldbewusst auf mein schmerzverzerrtes Gesicht. „Entschuldige...Ich...ich muss nur wissen, wie schnell dein Heilungsprozess dauert, weil...naja, es könnte nützlich sein.", stotterte er verlegen. Die Rippe schmerzte im Angesicht der letzten Strapazen noch mehr. Ich knurrte wütend. Ich hatte Schmerzen ja so satt. Im selben Moment zog sich die Rippe wieder an den richtigen Platz und der Schmerz verebbte als sich der Knochen zusammen schloss. „Tuh. Das. Nie. Wieder.", stöhnte ich und richtete mich wieder auf. „Es tut mir wirklich leid.", wiederholte er. „Ist ja gut! Die Regeneration funktioniert sehr gut. Frag mich beim nächsten Mal einfach!", forderte ich mit zusammen gebissenen Zähnen. Bill nickte und zog leicht zitternd die Schlüssel für die Hintertür aus seiner Jackentasche. Meine Güte, hatte er etwa immer noch Angst vor mir?

Leise surrend öffnete sich die Tür und wir schlichen hinein. Es war schon spät und nur wenige arbeiteten noch. Leises Rascheln von Papier drang aus einer Ecke der Zentrale. Vor uns eröffnete sich ein Raum mit vielen mit Papieren und Akten versehen Schreibtischen. Eine Frau saß im einsamen Licht ihrer Tischlampe über einem Haufen Papierkram. Hektisch sortierte sie alles und warf es in eine Akte, nur um zum nächsten Haufen Papier über zu gehen. Bill deutete auf mich und den dunklen Flur. Ich verdrehte die Augen, drückte mich dann aber in den Schatten des Ganges. Mit einem nervösen Lächeln ging er zu der Frau hinüber und sprach kurz mit ihr. Danach strahlte sie ihn an, sprang auf und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Überrumpelt lacht Bill über ihre Freude. Sie packte ihre Jacke und Tasche und stürmte Winkend aus dem Revier. Als die Tür sich schloss, sank eine dunkle Stille auf den Raum hinab. Ich trat aus dem Schatten und schlenderte schelmisch grinsend zu Bill hinüber. „Muss ja was tolles gewesen sein, dass du ihr gesagt hast, damit sie abhaut."

Er nickte und packte ihren angefangenen Stapel Arbeit und hievte ihn auf ein anderen Schreibtisch. „Dafür, dass wir hier in Ruhe arbeiten können, habe ich einen weitere Nacht Papierkram übernommen. Außerdem hat sie ein kleines Kind und zu viel Arbeit.", erklärte er den letzten Satz schulterzuckend.

Langsam wog ich meinen Kopf im Takt der Uhr.

„Alles klar. Fangen wir an!", sagte ich und klatschte in die Hände. Schweigend setzten wir uns an seinen Computer und durchforsteten die Überwachungsbilder des Freizeitparks. Ich sah konzentriert auf den Bildschirm, in der Hoffnung, dass Bill meine leichten feuchten Augen nicht sah. Cora war auch für ein Kind zurück in die Flammen gesprungen...Ich hoffe nur, dass wir beide finden. Und ich will diese Ghule finden und einen nach dem andren töten. Sie werden für diese grauenhafte Tat zahlen. Und das in einem Wert, der ihnen nicht gefallen wird.

Verbissen sah ich auf den Bildschirm und versuchte Details zu entdecken, die uns die Identitäten der Mörder oder eine Spur von Cora zeigten.

Leise summte ich vor mich hin. Hört ihr schon das Lied vom Tod?

Ghul - Burning LondonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt