Teil 2

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Mit offenem Mund stand maudado in dem Flur des Hauses, in dem sich Claus' Wohnung befand. „Mund zu, es zieht.", kommentierte dieser den erstaunten Gesichtsausdruck maudado's grinsend. „Ihr habt einen Fahrstuhl hier?" Fast schon ungläubig blickte Maurice ihn an und kurz musste Claus lachen. „Noch nie einen gesehen?" Claus schob sich an ihm vorbei und betätigte den Knopf, um den Fahrstuhl zu rufen. „Doch klar, aber nicht in einem kleinen, vierstöckigen Wohngebäude.", antwortete Maurice und stellte sich neben ihn. Sie mussten keine fünf Sekunden warten, da gingen die Türen des Fahrstuhls auf und sie konnten eintreten. Claus drückte den Knopf, auf welchem eine vier zu sehen war. Weit kamen sie nicht. Bei Etage zwei stockte der Fahrstuhl so plötzlich, dass Claus zusammenzuckte. Leicht panisch, weil dazu noch das Licht ausgegangen war, drückte er verschiedenste Knöpfe. Schnell merkte er, dass das nichts brachte, doch trotzdem konnte er nicht aufhören, in der Hoffnung, dass der Fahrstuhl wieder anspringen würde. „Gott, ich weiß schon, warum ich sonst nie Fahrstuhl fahre.", murmelte er mehr zu sich selbst. Erst als er Maurice' Hände auf seinen Schultern und dessen Atem neben seinem Ohr spüren konnte, hörte er schlagartig auf. „Beruhige dich erstmal.", redete dieser erstaunlich ruhig und beugte sich ein wenig über Claus, um den Notfallschalter zu betätigen. Claus, der von der plötzlichen Nähe maudado's verunsichert war, flüchtete förmlich auf die andere Seite des Fahrstuhls. Sowohl das leichte Zittern seiner Hände und seines Atems, als auch die Hitze, die in ihm aufstieg, schob er auf seine Panik. Er wollte nicht darüber nachdenken, dass Maurice der Ursprung dafür sein könnte. Dieser redete gerade mit einer Frau durch den Lautsprecher und informierte sie über ihre Situation. Nachdem die Frau ihnen versichert hatte, dass sich Personal auf den Weg zu ihnen machen würde, konnte Claus sich wieder einigermaßen beruhigen. Maurice hatte sich derweil auf den Boden gesetzt und auch Claus rutschte nun an der Wand herunter. Schweigend saßen sie um die zehn Minuten einfach in dem Fahrstuhl. Als Claus meinte, von draußen Geräusche zu hören, sprang er auf. Doch danach blieb es still, weshalb er sich von der Tür, zu der er gelaufen war, wegdrehte und sich wieder setzen wollte. Doch da hatte er die Rechnung ohne Maurice gemacht, denn der stand nicht weit entfernt vor Claus. Er konnte ihn zwar kaum sehen, doch er hörte ihn. Gerade, als er ansetzen wollte, zu fragen, was das sollte, kam Maurice ihm zuvor. „Warum hast du mir heute eigentlich geholfen?" Claus runzelte die Stirn. „Das sagte ich doch bereits. Du warst komplett durchnässt und ich konnte dich doch nicht so da sitzen lassen.", antwortete Claus ihm und spürte, wie maudado einen Schritt näher kam. „Also hättest du das bei jedem gemacht?", fragte er weiter. Gute Frage. „Nein." Claus schüttelte den Kopf. „Warum dann ausgerechnet mir, wo du mich doch nicht leiden kannst?" Wieder eine gute Frage. Claus wusste keine Antwort darauf. Er mochte den Blonden eben doch auf irgendeine Art und Weise. Genau das sagte er ihm auch. Er sah das Lächeln von Maurice nicht, doch dieser zeigte seine Freude auch noch auf andere Art, denn im nächsten Moment lag Claus schon in seinen Armen. Er hätte es vielleicht sogar genossen, wenn Maurice nicht im strömenden Regen gesessen hätte. „Ihh, du bist nass!", meckerte er und drückte sich von ihm weg. Dieser lachte nur, was Claus zum zweiten Mal an diesem Tag zum schmollen brachte. „Nicht beleidigt sein, Clausi.", äffte er den Spitznamen, den Manu ihm gegeben hatte, nach und wuschelte ihm durch die langen Haare. Fast hätte er sich verschluckt. Bildete er es sich ein oder suchte Maurice heute auffällig oft seine Nähe? Da er von Natur aus ein sehr direkter Mensch war, stellte er dem Blonden diese Frage. Er konnte nicht sehen, dass Maurice errötete und sich kurz unsicher auf die Lippe biss. Er wusste nichts, von dem inneren Kampf, den Maurice ein paar Momente führte. Er bemerkte einzig und allein Maurice Lippen, die nur einen Augenblick später auf seinen eigenen lagen.
Es war kein langer Kuss, er war vorbei, noch bevor Claus die Situation verarbeitet hatte. Wenn er bisher ignoriert hatte, wie sein Körper auf Maurice reagierte, konnte er nun nicht mehr abstreiten, dass ihm der Kuss gefallen hatte. Er bemerkte nicht, dass die Fahrstuhltür aufging, dass davor ein paar wenige Männer und Frauen standen und auch nicht, dass Maurice nach seiner Hand griff, um ihn mit nach draußen zu ziehen. In Gedanken versunken blickte er auf ihre Hände, die sich anscheinend automatisch ineinander verschränkt hatten. Er konnte doch nicht auf einmal Gefühle für den Blonden entwickelt haben. Bisher hatte sein Körper in Maurice' Nähe doch auch nicht verrückt gespielt. Warum jetzt, warum so plötzlich? „Geht es Ihnen gut?", fragte eine junge Frau und als Maurice' Hand aus seinem Blickfeld verschwand, er hatte sie dafür um Claus' Schultern gelegt, wachte er aus seiner Starre auf. Er blickte zu der Frau und wollte gerade sagen, dass es ihnen gut ginge, als Maurice ihm zuvor kam. „Mein Freund hier hatte ein wenig Angst, stimmt's Clausi? Aber ansonsten geht es uns bestens.", grinste Maurice die Frau mit seinem besten Grinsen an. Während die Frau vor ihnen doch tatsächlich rot wurde, blickte Claus missmutig zu Maurice hoch. Vielleicht hatte er ein bisschen Panik, aber dass musste Maurice ja nicht erzählen. Dieser hingegen drückte ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn ebenso verwirrte wie der Arm um seinen Schultern und der grimmige Blick der jungen Frau. Scheinbar war sie aus irgendwelchen Gründen eifersüchtig und laut Maurice wissenden Blick, schien es ihm Spaß zu machen, sie zu provozieren. Nun musste Claus grinsen, lehnte sich ein wenig mehr an maudado und legte seinen rechten Arm und dessen Hüfte. Natürlich nur, um die Frau vor ihnen eifersüchtig zu machen. „Wie ist der folgende Plan?", fragte Claus dann an die Frau gerichtet, welche auf ihre Provokation einging und Claus mehr als nur einmal 'unauffällig' böse anschaute. Ob sie Maurice kannte? Quatsch, dann hätte sie ihn doch persönlicher gegrüßt. Andererseits, warum sollte sie sonst eifersüchtig sein? Nachdem sie mit der Frau alles bezüglich des Fahrstuhls geklärt hatten, was nicht mehr als fünf Minuten gedauert hatte, striff Claus Maurice' Arm von seinen Schulter und griff stattdessen nach seiner Hand. „Dann können wir ja jetzt gehen, Schatzi.", sprach er den Blonden mit dem erstbesten und wohl typischsten Spitznamen an, der ihm auf die Schnelle eingefallen war. „Klar, Clausi Mausi." Sie verabschiedeten sich schnell von den anderen Leuten und flüchteten in Claus' Wohnung. Sobald maudado die Tür hinter sich geschlossen hatte, brachen sie in Lachen aus. „Clausi Mausi? Dein Ernst?", brachte Claus unter Lachen hervor, während er sich seiner Jacke und seinen Schuhen entledigte. „Also, ich find's süß.", kicherte der Blonde und tat es Claus gleich. „Komm, ich schaue mal, ob ich etwas zum Anziehen für dich finde." Noch immer grinsend hielt Claus maudado die Tür zu seinem Zimmer auf. „Ladies first." Er machte eine einladende Handbewegung in sein Zimmer, welches maudado betrat. „Ein richtiger Gentleman.", grinste dieser. Während Claus sich in seinem Kleiderschrank nach zu großer Kleidung suchte, begutachtete Maurice sein Zimmer. Dieser hatte Glück, dass Claus gerne Pullover in Übergröße und weite Jogginghosen trug. Der Rest war Maurice wahrscheinlich drei Nummern zu klein, so groß wie er war. „Du hast die Hausaufgaben ja wirklich gemacht.", spielte Maurice auf heute morgen in der Schule an. „Klar, hast du daran etwa gezweifelt?" Er versuchte vorwurfsvoll zu klingen, doch es gelang ihm nicht recht. „Natürlich.", antwortete er ihm mit seinem typischen Maurice Grinsen. Beleidigt warf er ihm die Sachen entgegen, woraufhin er nur ein Lachen erntete. Auch Claus musste schmunzeln, was ihm allerdings schnell wieder verging, als Maurice plötzlich anfing, sein T-Shirt auszuziehen. „W-was?" Gott, er hatte gerade nicht wirklich gestottert. Dafür würde er seinen Kopf gerade am liebsten gegen die Wand schlagen. „Ich habe nichts, was du nicht auch hast. Und keine Sorge, ich zieh' mich auch nicht komplett aus." Er zwinkerte ihm zu und zog sich Claus' Pullover über. Währenddessen drehte Claus sich weg. Zum Einen, damit Maurice nicht sah, dass er doch tatsächlich rot wurde und zum anderen, weil er sich sicher war, dass er Maurice sonst angestarrt hätte. Er hörte, wie Maurice seine Hose öffnete und auszog. Er biss sich auf die Lippe und versuchte sich damit irgendwie abzulenken, damit er garnicht auf die Idee kam, sich doch wieder umzudrehen. „Kanntest du die Frau von vorhin eigentlich?", fragte er neugierig nach. „Ja, sie war meine erste und letzte feste Freundin. Lange Geschichte.", erklärte maudado kurz angebunden. „Achso.", murmelte Claus. Plötzlich spürte er, wie sich Maurice' Arme von hinten um seine Taille schlangen und er seinen Kopf auf Claus' Schulter bettete. Ungewollt bekam er Gänsehaut. Verdammt, was war denn heute los mit ihm? „Da ist wohl jemand sehr empfindlich.", kommentierte Maurice und bekam dafür einen halbherzigen Schlag gegen die Brust, nachdem Claus sich in seinen Armen gedreht hatte. Kurz musterte er ihn „Stylische Klamotten hast du da. Steht dir.", bewertete er seine eigene Kleidung. „Ich habe mich extra für dich in Schale geworfen.", antwortete Maurice mit viel Eitelkeit in der Stimme. „Dafür kleben deine Haare aber ganz schön zusammen." Claus zupfte leicht an einer Strähne, wofür er sich fast schon auf seine Zehenspitzen stellen musste. „Das tut mir wirklich leid, Clausi Mausi, ich wurde von einem Regenschauer überrascht." Claus grinste, während Maurice seine Hand aus dessen Haaren entfernte und sie mit seiner eigenen verschränkte. Gedankenverloren starrte der Blonde erst auf ihre Hände und dann zu Claus. Er starrte zurück, obwohl er den Blick am liebsten abgewandt hätte. Normalerweise war er das Gegenteil von schüchtern, doch heute machte sein Körper sowieso, was er wollte. Maurice' Blick wanderte immer wieder zu seinen Lippen, bis er irgendwann in Claus' Augen nach Zustimmung oder Ablehnung auf seine nicht gestellte Frage suchte. Wie benommen nickte Claus, wollte diese Lippen jetzt unbedingt noch einmal auf seinen spüren, auch wenn sein Verstand dagegen war. Die Gefühle, die der zweite Kuss bei ihm auslöste, waren es allemal wert. Er vergrub seine freie Hand in Maurice' noch feuchten Haaren, während er von diesem mehr oder weniger sanft gegen die Wand gedrückt wurde. Er wusste nicht, ob er wirklich Gefühle für den Blonden hatte, doch egal, was es war, es fühlte sich gut an.

Anderthalb Wochen sind vergangen, seit Maurice ihn ganze zwei Mal geküsst hatte und langsam glaubte Claus, verrückt zu werden. Nachdem ihr zweiter Kuss durch einen Anruf maudado's Mutter unterbrochen wurde, war dieser recht schnell gegangen. Claus hingegen war vollkommen verwirrt zurückgeblieben. Seitdem hatte er viel nachgedacht. Maudado hatte ihn weitestgehend ignoriert und er würde lügen, wenn er behaupten würde, dass es ihn nicht verletzte. Er wollte das nicht. Er wollte nicht, dass er sich mies fühlte, nur weil Maurice kaum noch mit ihm sprach. Vor zwei Wochen hätte er das begrüßt. Es wäre ihm egal gewesen, wenn maudado sich von ihm distanziert hätte. Jedenfalls glaubte er das, doch nun war es anders. Verdammt, er hatte ihn geküsst. Zweimal! Warum ignorierte er ihn jetzt? Claus musste dringend mit ihm reden, sonst drehte er durch. So kam es, dass er maudado nach der Schule hinterher lief. Dieser hatte es scheinbar eilig, denn Claus holte ihn erst zwei Straßen weiter ein. „Maurice, warte!", rief er dem Blonden zu, welcher ruckartig stehen blieb und sich umdrehte. „Was gibt's?", fragte er betont lässig, doch Claus spürte seine Anspannung förmlich. „Warum ignorierst du mich?", fragte er geradeheraus. „Tue ich doch garnicht.", leugnete maudado es. Claus hob die Augenbrauen. „Du gehst mir seit.. seit dem aus dem Weg, das kannst du nicht abstreiten.", versuchte er zu erklären und sah, wie Maurice mit sich rang, nach den richtigen Worten zu suchen schien. „Ich dachte, du bräuchtest Abstand und Zeit zum Nachdenken.", erklärte Maurice sich zögernd. „Idiot. Wenn ich Abstand gebraucht hätte, dann hätte ich dir das gesagt." Überrascht weiteten sich maudado's Augen und wieder schien er zu überlegen, was er als nächstes sagen sollte. „Ich mag dich, okay? Ich weiß nicht, ob das, was ich fühle, wirklich Liebe ist, dafür kennen wir uns wohl leider zu wenig, aber ich mag dich.", kam Claus ihm zuvor und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Maurice fing an zu Grinsen. „Wow, das ist mehr als ich gedacht hätte.", meinte er schmunzelnd. „Was hast du denn erwartet?", fragte Claus verwirrt und runzelte die Stirn. „Dass du länger brauchst, um dir einzugestehen, dass du vielleicht mehr für mich übrig hast.", antwortet Maurice ohne groß zu überlegen. Etwas sprachlos brauchte Claus einige Momente um sich wieder zu fangen. Er kam nicht dazu, etwas zu antworten, denn maudado hielt ihm seine Hand hin und lächelte. „Wie wäre es, wenn wir einen Kaffee trinken gehen?" Selbst wenn Claus nicht gewollt hätte, diesem Blick hätte er nicht widerstehen können. „Ich trinke keinen Kaffee.", antwortete er feixend, doch ergriff trotzdem Maurice' Hand.
Der Tag war wunderschön gewesen. Eine kitschigere und doch passendere Beschreibung gab es nicht. Schon lange war er nicht mehr so glücklich gewesen. Natürlich hatte er mit seinen Freunden auch Spaß, doch seit geraumer Zeit hockten Manu und Micha ständig aufeinander, wo Claus nichts gegen hatte, er freute sich für die Beiden, und mit Marie sprach er eben über andere Dinge. Mit Maurice konnte er genauso offen reden wie mit seinen Freunden und das erleichterte und freute ihn ungemein. Sie hatten sich in einen Park gesetzt, immerhin war schönes Wetter, und viel geredet. Claus hatte einiges über maudado herausgefunden und gemerkt, dass sie viele gleiche oder ähnliche Interessen hatte. Im Nachhinein fragte er sich, warum sie das nicht früher gemacht hatten.
Jetzt standen sie vor Claus' Haustür, Maurice hatte ihn unbedingt nach Hause begleiten wollen, und wussten nicht recht, was sie machen sollten. Dann fing es auch noch an zu tröpfeln, was sich binnen Sekunden zu immer stärker werdenden Regen veränderte. Wahrscheinlich ein Sommergewitter. „Willst du nach diesem klischeehaften Tag einen noch klischeehafteren Abschiedskuss im Regen haben oder willst du lieber mit reinkommen?", fragte Claus und hatte die Frage eigentlich nicht ganz ernst gemeint. „Da nehme ich doch glatt das Erste." Ein leichter Rotschimmer legte sich auf Claus' Wangen, während er Maurice abschätzig musterte. Dieser lächelte ihn an, was Claus den nötigen Anstoß gab, um ihn am Kragen zu packen und zu sich runter zu ziehen. Zeitgleich stellte er sich auf Zehenspitzen, damit Maurice sich nicht zu sehr runterbeugen musste, und legte seine Lippen auf die des Blonden. Claus hatte schon den ganzen Tag gemerkt, wie er diese Gefühle vermisst hatte, doch jetzt wurde es ihm noch einmal deutlich bewusst. Er hatte sich verliebt. „Du kannst übrigens trotzdem gerne noch mit hoch kommen.", murmelte Claus gegen maudado's Lippen, welcher kaum spürbar nickte, ehe sich ihre Lippen zu einem weiteren Kuss verbanden. Dass sie und ihre Kleidung komplett durchnässt sein würden, kümmerte die Beiden nicht. In diesem Moment gab es nur sie beide. Nur Claus und Maurice.
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~2457 Wörter

Regenschirm #OdinakaJesusxmaudadoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt