Irgendwann hielten wir dann an und ich stieg leicht desinteressiert aus (wobei ich die Hand des Butlers wegschlug, die er mir wohl reichte, um mich wie ein Prinzesschen zum Eingang zuführen, Gott, was dachte der sich bloß?!) und musterte das gigantische Anwesen mit dem pastellfarbenen Anstrich mit skeptisch hochgezogener Augenbraue. Wenn man sein gesamtes Leben in einer solchen Baute gelebt hatte, beeindruckt einen sowas in der Regel weniger, wobei ich sagen muss, dass der Wohnsitz des Drachenrudels sogar noch prunktvoller war als unserer (wenn man alten Geschichten Gehör schenken will, heißt es, dass die beiden Rudel sich schon seit Ewigkeiten in die Haare darüber kriegten, welches Haus schöner und beeindruckender war, Bescheuert, wenn ihr mich fragt...) Ich steckte mir also die Hände in die Hosentaschen und marschierte über den ordentlichen Kiesweg, welcher zum von Säulen verzierten Eingang führte, während ich die anderen Gäste beobachtete und mich dabei erwischte, insgeheim meinen Vater unter ihnen zu suchen. Der Größteil der Leute war zwar aus meinem Rudel, was ich an ihrem Geruch feststellen konnte (nicht, dass ich jetzt an jedem einzelnen schnüffelte!! Bei uns Werwölfen setzen sich bestimmte, wichtige Gerüche fest und diese nehmen dann auch alle Werwölfe im näheren Umkreis wahr), aber die meisten kannte ich nur wage und einige sah ich sogar zum ersten Mal, was ziemlich deprimierend ist, wenn man überlegt, dass dies ja mein eigenes Rudel war. Wobei ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass unser Rudel extrem riesig und ziemlich unübersichtlich ist, weshalb es wohl absehbar ist, dass ich nicht jeden persönlich kenne.
"Willi!!",rief eine mir bekannte Stimme und schreckte mich aus meinen Gedanken und Überlegungen. Ein ziemlich kleiner Junge bahnte sich eilig einen Weg durch die Gäste und sprang mich dann mit einem übermütigen Grinsen an, welches ich auch erleichtert erwiderte. "Cedi!",lachte ich fröhlich und umarmte meinen Freund freudig, welcher gut zwei Köpfe kleiner war als ich und dessen kastanienbraunen Haare wild in alle Richtungen abstanden, was in nur noch mehr aussehen ließ wie ein Kleinkind. "Ich freu mich total, dass du da bist! Jetzt können wir zusammen das Buffet plündern und den anderen Streiche spielen",sagte Cedric begeistert und seine Augen funkelten schon vor Aufregung, während er mich wieder losließ und mich am Ärmel zum Eingang zog. Wir waren schon ziemlich lange Sandkastenfreunde und er war somit wohl auch mein einzigster Freund seit ich 7 Jahre alt war (durch die blöde Überfürsorge Mothers durfte ich keine "verseuchten und gemeinen" Kinder treffen, die anscheinend eine riesige Auswirkung auf meine ach so höfliche Ausbildung gehabt hätten, weshalb ich mich immer heimlich mit Cedric getroffen hatte, aber in letzter Zeit hatten wir kaum noch Gelegenheit dazu gehabt...)
Schließlich betraten wir die Empfangshalle, die allein schon halb so groß wie ein ganzes Fußballfeld war und mit unzähligen Schnörkeln und Bildern in den verschiedensten Farben und Variationen geschmückt war (dass die immer so übertreiben müssen! Da kriegt man echt eine Gänsehaut von...) Irgend so ein Butler nahm mir meine leichte Stoffjacke ab, welche er leicht verwirrt ansah (vielleicht wegen dem kleinen Loch in der Kapuze? Nee, Spaß. War halt kein moderner Anzug wie er es vermutlich gewöhnt war), hielt aber seinen Mund und geleitete uns in eine weitere Halle, wo sich überall Gäste um lange, mit weißen Tischdecken bedeckte Essenstische drängten, welche mit den vielfältigsten Speisen und Getränken gedeckt worden waren. Cedric und ich bahnten uns einen Weg durch die Tanzfläche zu einem halbwegs undbevölkerten Tisch, welchen wir sogleich plünderten und das Wasser anschließend heimlich in die Krägen anderer Gäste schütteten, natürlich, ohne erwischt zu werden.
Soweit war noch alles friedlich (außer Mother, der panisch versuchte, mir irgend eine Brosche ans Hemd zu stecken und uns gleichzeitig daran zu hindern, die Gäste zum Quietschen und Kreischen zu bringen), bis alle schlagartig Mucksmäuschen still wurden und Platz für ein kleines Grüppchen machte, welches in die Mitte des Saals schritt (da da da DAM!! Nee, ohne Spaß, ich wünschte, irgendwer hätte mich vorgewarnt...)Bei näherem Hinsehen erkannte ich, dass es nur Mädchen waren, die sich gegenseitig schubsten, beleidigten und gleichzeitig wie verliebte Schafe jemanden in ihrer Mitte ansahen. (Das konnte ja nichts gutes bedeuten...)
Ein ziemlich großer Junge (wie konnte ich den gerade nur übersehen...) war der Mittelpunkt des Grüppchens und schaute äußerst zufrieden zu den Mädchen, bis sein Lächeln, als er den Blick über die anderen Gäste schweigen ließ, ohne Vorwarnung erstarb. Er kniff die Augen leicht zusammen und musterte eine bestimmte Person hasserfüllt (Dreimal dürft ihr raten wen... Oh Gott, warum bin ich nicht Zuhause geblieben?!)Dazu füge ich noch hinzu, dass ich seit meiner Ankunft die ganze Zeit unzählige, interessierte Blicke auf mir gespürt hatte, die aber sofort verschwanden, wenn ich mich umdregte. Irgendwann hatte ich dann herausgefunden, dass es die Blicke einiger Mädchen waren, die mich äußerst verträumt musterten und mir ab und zu zu zwinkerte
(Sie rochen nicht danach, als hätten sie schon einen Gefährten, trotzdem bin ich bei sowas in der Regel vorsichtiger, man weiß ja nie...).
Auf jeden Fall kam ich zum Schluss, dass es ihm nicht sonderlich gefiel, dass er nicht der einzige Mittelpunkt der weiblichen Anwesenden war, was er durch seinen vernichtenen Blick auch deutlich zeigte.
Er schritt dann auf mich zu und wies die Mädchen mit einer knappen Handbewegung an, weg zu bleiben. Dummerweise hinderte die Masse hinter mir mich daran, mich zu verkrümmeln und dem gruseligen Blick des Jungen auszuweichen.
"Wer. Bist. Du?" Er betonte jedes einzelne Wort und tippte mir auf die Brust, wobei ich seine feindliche Aura förmlich spüren konnte (Junge, war der gereizt! Würde er nicht so eine starke Ausstrahlung besitzen, hätte ich ihm ein bisschen Punsch zur Beruhigung angeboten, aber so...)
Anstatt brav zu antworten schwieg ich nur und beobachtete den Jungen genau, um mir ein besseres Bild von ihm machen zu können.
Er besaß schwarze, ein wenig gelockte Haare mit einigen braunen Strähnen und durchdringende, bernsteinfarbende Augen, welche mich nun verärgert ansahen und vor Zorn funkelten.
Zumindest verstand ich jetzt, warum die Mädels in seiner Gegenwart zu verliebt guckenden Schafen wurden (an seiner Persönlichkeit lag es definitiv schon Mal nicht...oder?)
"Kriege ich auch noch eine Antwort?",fragte er ungeduldig und brachte mich dazu, leicht zurück zu weichen, was ich aber gleich wieder bereute. Zum einem wirkte das total verweichtlich, zum anderen war die Menschenmenge hinter mir immer noch da, was mir der schmerzvolle Aufschrei eines alten Mannes auch bewusst machte, als ich ihm aus Versehen auf den Fuß trat.
Ein Gutes hatte die Sache: Der Junge wurde kurz abgelenkt und ich könnte zu Cedric flüchten, welcher nahe beim Buffet schon nach mir Ausschau hielt und erstmal durchatmen.Zehn Minuten später kam dann schon das nächste Grüppchen und diesmal verkrampfte ich mich noch mehr. Zwei ziemlich große Männer betraten den Raum, einer mit einem dunklen Pferdeschwanz und vielen kleinen Sorgenfältchen, der andere mit kurzen, hellgrauen Haaren und strengen Gesichtzüge, welche mir leider sehr bekannt vorkamen.
Mein Vater und der Alpha des Drachenrudels, wie sein Geruch verriet, bestiegen die kleine Tribüne und als mein Vater sich vernehmlich räusperte wurde es im Saal wieder totenstill.
"Wir haben uns hier alle versammelt, um den Frieden zwischen dem Phönixrudel, angeführt von mir, Matthias Sylen und dem Drachenrudel, angeführt von Sain Lowth bekanntzugeben." Er zeigte kurz zu dem Alpha welcher leicht den Kopf neigte und grinste (nennt es Intuition, aber ich mochte ihn jetzt schon nicht, er wirkte wie ein Hecht, der nur darauf wartete, seine Beute umzubringen...).
"Um diese Verbindung zu besiegeln wird jeweils einer aus jedem Rudel in das andere einkehren, bis er dort seinen Gefährten findet."
Überraschtes Gemurmel ging durch die Menge und Cedric hüpfte neben mir aufgeregt herum und wirkte ganz begeistert, etwa genau das Gegenteil, was ich gerade empfand.
"Derjenige aus dem Phönixrudel wird..." Der Blick meines Vaters schweifte über die vielen Mitgliedern seines Rudels und blieb etwa einige Millisekunden an mir hängen, aber diese kurze Zeitspanne reichte schon, um mich jegliche Hoffnung daran, dass jemand anderes gewählt werden würde, vergessen.
"...mein Sohn, William Jacob Sylen II sein. Komm herauf, William."
Die Stimme meines Vaters war monoton und gefühlskalt, als würde er mich jeden Tag sehen.
Mit gesenktem Kopf trottete ich zur Tribüne, wie ein Lamm, welches zur Schlachtbank geführt wurde und stellte mich neben meinem Vater.
Mein Blick sah in etwa so aus, als hätte ich gerade eine höllisch scharfe Chilleschote mit Waschmittel runtergeschluckt. "Lächeln, William!",zischte mein Vater leise. Okay, Verbesserung: Jetzt sah ich so aus, als hätte ich eine höllisch scharfe Chilleschote mit Waschmittel runtergeschluckt und danach versucht, mit meinen Mundwinkeln krampfhaft meine Ohrläppchen zu berühren.
Plötzlich bemerkte ich den eiskalten Blick des Jungen wieder auf mir und erschauderte, ein Grund mehr, bei meinem alten Rudel bleiben zu wollen.
"Derjenige aus dem Drachenrudel wird..."♠~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~♠
Und der nächste Teil!! \(^°^)/
Ich habe gerade total viel Spaß am Schreiben, also kommt der dritte wohl auch bald ;))
♠~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~♠
DU LIEST GERADE
Alpha x Alpha??
WerewolfW: "Ähm, hi? Ich bin William Jacob Sylen II, Sohn des Alpha des Phönixrudels und zukünftiger Nachfolger. Ich wurde von Mother (alias Mr. Hother, mein Privatlehrer) zu einem Ball geschleppt, auf dem der Frieden zwischen dem Phönix- und dem Drachenrud...