Wenn die Gedanken schweigen...

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Manchmal liege ich einfach nur da und hoffe, dass mein Herz aufhört zu schlagen. Das meine Geschichte jetzt schon ein Ende findet. Ich meine, so schlecht klingt es doch schließlich gar nicht. "15 - jähriger Jugendlicher stirbt an Herzschwäche. Ärzte stehen vor einem Rätsel". Immerhin hätten die Ärzte dann was zu tun. Würden die sich wirklich Gedanken darum machen, warum ein Jugendlicher denn so ganz spontan den Puls verliert? Würde es mich als Arzt interessieren? Ich glaube eher nicht. Ich würde wahrscheinlich auch bloß bestatigen, dass der Typ vor mir tot ist und dann zu einem wichtigerem Fall wechseln. Vielleicht könnte ich dann sogar noch was sinnvolles tun.

Sinnvoll.

Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen, als dieses Wort durch meinen Kopf schwirrt. Sinnvoll. Ich lasse dieses Wort wie ein Würfel Eis in meinen Gedanken zerschmelzen. Wann habe ich je was sinnvolles getan? Etwas, dass mir vielleicht helfen würde? Etwas, was den anderen vielleicht helfen würde? Haha. Schon traurig, dass ich dieses Wort nich kenne. Leute wie ich haben es nicht verdient. Ganz offensichtlich. Aber eigentlich finde ich das Wort doch ganz schön. Es klingt so wunderbar. Hat auch irgendwie eine ganz kleine dunkle Note in sich, wie der Schatten eines Schmetterlings.

Der Schatten eines Schmetterlings.

Habe ich jemals den Schatten eines verdammten Schmetterlings gesehen? Nein, ich glaube nicht. Wie komme ich also auf den Gedanken über den Schatten eines Schmetterlings? Wie komme ich überhaupt dazu, über solch einen scheiß nachzudenken? Obwohl, warum nicht? Als ob ich was besseres zu tun hätte?

Haha...haha...ha...

Irgendwie verstummen danach alle Gedanken in meinem Kopf. Diese Leere ist überraschend. So überraschend, dass ich vermutlich wegen dieser Stille in meinem Kopf nicht mehr einschlafen werde. Ganz toll. Ich setze mich auf und lehne mich an die Wand, die direkt hinter meinem Bett ist. Diese Wand gibt mir irgendwie ein kleines Gefühl der Geborgenheit. Ich weiß nämlich ganz genau, dass die Wand für mich da sein wird. Die Wand geht nicht weg. Die Wand lässt dich nicht in Stich. Dumme Fragen stellt die Wand auch nicht. Die Wand ist einfach da. Die Wand weiß ganz genau,  was ich brauche. Die Wand ist super. Anders als all die anderen Menschen. Anders als ich selbst.

Als ich selbst...

Ich spüre, wie die Kälte langsam durch meinen Rücken geht. Wie die Kälte sich langsam in meinem Körper ausbreitet. Selbst dieses Gefühl ist verdammt nochmal angenehmer, als die Leere, die nun in meinem Kopf herrscht. Dieses Gefühl sagt mir immerhin: "Hey, du kannst noch fühlen. Du lebst noch.". Wen ich so darüber nachdenke, dann unterstützt mich diese Wand einfach mehr, als jede andere Person in meinem Leben. Die Wand ist zwar keine Person, aber es geht ja um das Prinzip. Diese Wand ist einfach super, dass muss man zugeben. Was würde ich bloß ohne die Wand tun?

Ich werde langsam verrückt...

Ich schaue auf die Armbanduhr, die wie immer auf meinem Handgelenk hängt. Noch eine Sache in meinem Leben, auf die ich mich verlassen kann. Die Uhr wird da sein. Die Uhr ist da. Ich habe es mir einfach schon angewöhnt, die Uhr niemals vom Handgelenk abzulegen. Man weiß ja nie, wann man spontan auf die Zeit gucken will. Und so tue ich das jetzt.

2:45...

Verdammt. Schlaf kann ich jetzt auch schon mal vergessen. Ganz toll. Ich seufze und lasse mich genervt auf das Bett zurückfallen, welches beächtlich krächzt. Selbst das Bett meint, dass ich etwas besseres mit meinem Leben anfangen soll, als rumzufaulen und zu denken. Aber woher sollte ein Bett schon wissen,  wie man ein Leben führt? Ich bin hier der Mensch. Also? Wo stecken meine Kopfhörer?  Manchmal will man nichts anderes tun, als seine eigenen Gedanken zu übertönen. So wie ich jetzt...

"Some people want me, to be heads or tails...I say no way, try again another day..."

Will I rise?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt