Mîn ☆ Darthadann

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Die Tage des Friedens waren vorbei

Langsam streckte ich meine müden, schlaffen Glieder und ein herzhaftes Gähnen entwich meiner Kehle

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Langsam streckte ich meine müden, schlaffen Glieder und ein herzhaftes Gähnen entwich meiner Kehle. Meine Decke machte ein raschelndes Geräusch, als ich sie von meinem Körper entfernte. Sofort breitete sich Kälte aus. Noch im Liegen rieb ich mir den restlichen Schlaf aus dem Gesicht. Ich öffnete mühselig meine Augen, richtete mich im Bett auf. Ich hatte gut, wenn auch kurz geschlafen, eher geträumt, und viele Traumszenen vor meinen Augen gesehen. Zu Anfang noch mit offenen Augen, bis ich sie geschlossen und nun wieder geöffnet hatte. Doch es gab ein Problem; es war viel zu hell.
Angestrengt blinzelte ich gegen die Helligkeit im Zimmer an, denn wach war ich noch nicht. Zwar schien mir die Sonne nicht ins Gesicht, weil jene noch nicht am Horizont stand - ja, so früh war es -, dennoch war es zu hell für meine müden Augen.
Ohne Sonne aufzustehen, fühlte sich nicht richtig an, trotzdem tat ich genau das in diesem Moment. Wenn die Sonne noch nicht am Horizont stand, war es eindeutig zu früh, nicht nur für mich, sondern für alle. Für alle, welche bei klarem Verstand waren. Die Frage, wer so etwas überhaupt tat, blieb unbeantwortet im Raum stehen.
Mit einem Seufzen beschloss ich, endgültig mein Bett zu verlassen. Widerwillig ließ ich meine Beine über die Bettkante gleiten und stand auf, nachdem ich mich ordentlich in alle erdenklichen Richtungen gedehnt hatte, wobei ein Außenstehender wahrscheinlich nur seinen Kopf geschüttelt hätte. Elegant war ich bei solchen Aktivitäten nicht.
Mit geräuschlosen, federnden Schritten ging ich zu meinem Fenster und blickte in den noch grauen Himmel empor. Es ließ sich erahnen, wo die Sterne vorherige Nacht gestanden hatten. Mit einem Seitenblick, in dem eine Unmenge an Sehnsucht steckte, spähte ich zu meinem Bett herüber. Es brachte nichts; ich musste aufstehen.
Ich konzentrierte mich wieder auf meine Aussicht: Der Düsterwald, oder wie er sich früher genannt hatte, der Grünwald. Die dunklen Bäume blickten mir entgegen und in ihren Gipfeln pfiff der Wind des Morgens.
Ich öffnete das schön verzierte Fenster in einer fließenden Handbewegung, anschließend wehte der kühle Morgenwind durch mein rotes Haar und peitschte mir ins Gesicht. Ich schloss meine Augen, genoss den Augenblick, in dem mich der Wind begrüßte, meine Wangen kitzelte.Binnen Sekunden fühlte ich mich wacher und konnte zum ersten Mal an diesem Morgen lächeln, wenn es auch ein schiefes Lächeln war.
Als ich mich endlich von der Sicht des mystischen Waldes trennen konnte, dessen Blätter langsam den Herbst ankündigten, ging ich ins angrenzende Bad. Es war schlicht gehalten, aber es reichte mir vollkommen.

Etwas später kam ich frisch gewaschen und gänzlich wach - diese Aussage war natürlich durch und durch eine Lüge - aus dem Badezimmer heraus und stand in meinem Zimmer. Mein nächstes Ziel war mein Kleiderschrank, welcher am anderen Ende des Raumes stand. Ich zog mir eine braune Hose an, darüber eine grüne Tunika, dann schlüpfte ich in meine ledernen Stiefel, band mir meinen Gürtel, mit meinem Kurzschwert und den zwei Dolchen, um die Hüfte und schnallte mir meinen Holzbogen samt Köcher auf den Rücken. Ebenfalls befestigte ich ein paar Wurfmesser an meinem Gürtel, da ich seit kurzem mit ihnen trainierte.
Als ich mit meinen Haaren fertig geworden war, die ich in einem einzelnen Zopf, von meiner Kopfhaut ausgehend, geflochten hatte, klopfte es an der Tür. Ein leicht genervtes: »Ja, komme gleich!«, entfuhr meiner Kehle.
Nach drei großen Schritten war ich an der hölzernen Tür angelangt. Mit einem Ruck öffnete ich diese und wurde von einem grinsenden Legolas empfangen, der gelassen an der gegenüberliegenden Wand lehnte.
»Ich dachte schon, dass ich dich eigenhändig aus dem Bett ziehen müsste, Lithil.«, ein Schimmer von Belustigung glitzerte in seinen blauen Augen, als er mein müdes Gesicht sah.
»Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Legolas. Und tue nicht auf unschuldig, denn du hast mich schon aus meinem Bett gezogen.«, ich trat aus dem Raum und schloss die Tür hinter mir.
»Nun, gut scheint dein Morgen nicht zu sein, wenn man dein Gesicht betrachtet, oder täusche ich mich?«, nun konnte Legolas nicht mehr ernst bleiben, denn ein Lächeln erschien auf seinen Lippen, infolgedessen setzte er fort: »Und? Dann habe ich dich bereits aus deinem Bett gezogen. Was spricht dagegen?«
»Normaler Anstand, würde ich behaupten«, sprach ich ganz ruhig, »aus diesem Grund kann ich jetzt nicht mehr nackt schlafen. Immer habe ich die Angst, du kämest in mein Gemach.«
»Wie soll ich wissen, wann die Frau sich dazu entschließt, ohne Bekleidung zu schlafen? Auch kann ich nicht wissen, wann du wieder einen wichtigen Termin verschläfst. Es ist nicht das meine Problem, wie du schlafen möchtest.«
»Dann werde ich halt ab heute immer ohne Kleidung schlafen. So warne man den Herren hier vor! Obwohl, vielleicht tue ich dies ein anderes Mal, dann bekommst du die Ehren, mich nackt aus meinem Bett zu ziehen. Du willst mich doch nackt sehen, nicht?«
Mit dieser Frage erreichte ich genau das, was ich gewollt hatte.
»Lithil!«, kam es zurück und Legolas Augen wurden runder.
»Ja, ja, wirklich lustig bin ich, ich weiß. Lass uns frühstücken gehen, sonst kippst du noch um«, sagte ich, anschließend gab ich ihm einen Stoß gegen seine Schulter, sagte aber noch: »So schlimm bin ich gar nicht. Ich habe nur wenige Male verschlafen.«
Der Elb fasste sich theatralisch an die Schulter. Er ließ einen Schmerzenslaut erklingen.
»Nein, du bist gar nicht schlimm, gwend en lóre« (Mädchen des Schlafes), witzelte Legolas, wobei mir sein ironischer Unterton nicht entging, jedoch lächelte er nur scheinheilig vor sich hin.
Dennoch konnte auch ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen, denn mein bester Freund schaffte es immer, meine Laune zu verbessern, egal in welcher Stimmung ich mich befand. Ebenso zeitig am Morgen.
Legolas stieß sich indessen endgültig von der Wand ab, wobei man Klirren von Metall hören konnte, da der blonde Elb Waffen trug.
»Lass uns frühstücken gehen, meine Liebe. Wir Krieger brauchen Stärkung.«, er kreiste seine Schultern und setzte sich in Bewegung.
Ich sah ihn nur mit erhobenen Brauen an, murmelte leise: »Ja, weil du so ein glorreicher Krieger bist, der jemals in Mittelerde gewandelt ist.«
Ich setzte mich in Bewegung, doch hatte nicht mit Legolas gerechnet; dieser blieb, ohne Vorwarnung, stehen, und wie es kommen musste - vielleicht war es das miese, hinterhältige Wesen namens Schicksal, das mich in diese Situation gebracht hatte -, knallte ich gegen den dummen Elbenprinzen.
»Möchtest du mir etwa etwas sagen, Lithil?«, klang seine Stimme.
Ich blickte zu ihm auf, da wir uns sehr nahe waren. Ein Schmunzeln lag auf meinen Lippen, »Nein, was sollte ich dir denn sagen wollen?«
»Tu' nicht auf unschuldig, Lithil.«
»Tue ich doch gar nicht.«
»Doch.«
»Nein!«
»Sehr wohl!«
»Ja, gut«, gestand ich und grinste ihn an, wobei ich meine Zähne zeigte, »Du hast mich erwischt, aber es macht einfach zu viel Spaß, wenn man dich nervt.«
»Ist dem so?«
»Selbstverständlich!«, bestätigte ich und brachte wieder etwas Abstand zwischen uns, »Nun denn, ich habe Hunger, also lass uns jetzt wirklich gehen. Wie du gesagt hast, Krieger brauchen Stärkung, und ich selbst bin eine Kriegerin!«
Nachdem ich geendet hatte, ging ich los und wartete nicht auf den blonden Elben, da ich mir sicher war, dass er den Weg selbst in den kleinen Speisesaal finden würde. Ich hoffte dies zumindest.

Lithil - gwend en lóre | Legolas Ff / Teil 1 ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt