Kapitel 22 - Serpent Junge

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Als ich aus dem verdreckten Fenster des kleinen Trailers schaute, fielen schon die ersten vertrockneten Blätter von den Bäumen. Es war Ende Oktober und der Herbst in Riverdale brach schlagartig an. Von einen auf den anderen Tag wurde es plötzlich kalt, es regnete mehr und es war ständig bewölkt. Ich mochte den Herbst nicht. Er schien mir so deprimierend, so kalt und nass.

Seit über einem Monat wohnte ich schon mit meinem Bruder und Jughead in dem Trailer, doch die beiden bekam ich nie zu Gesicht. Sie sind ständig unterwegs, weswegen Jughead und ich eigene Wege gingen. Es schien so, als würden wir uns garnicht kennen, und das tat verdammt weh.
Er schlief sogar schon auf der Couch wenn er Nachts nachhause kommt.

Es ging mir überhaupt nicht gut. Ich fühlte mich allein, und leer. Ich hatte auf garnichts mehr Lust und bin nur noch zuhause. Ich hatte sogar den Fall-Dance abgesagt, der in einer Woche stattfindet. Trotz aller Bemühungen konnten meine Freunde es nicht schaffen mich umzustimmen.

Es ist, als würde mich die Vergangenheit plötzlich wieder einholen.
Der Tod meiner Mutter, die Schläge meines Vaters, all das bekomme ich nicht mehr aus meinem Kopf. Egal was ich tue, ich kann immer nur daran denken. Ich fühle praktisch noch meine schmerzhaften blauen Flecken auf meinen Schultern, und den Schmerz an der Stelle meiner Kopfhaut, an dem mein Vater an meinen Haaren zog.

In diesem Moment sollte ich eigentlich in der Schule sein, doch ich schwänzte. Ich schwänze eigentlich nie, doch in letzter Zeit traf das öfter ein.

Ich beschloss, spazieren zu gehen, vielleicht ging es mir danach besser.

Ich zog mir meinen Schal und meine Windfeste Jacke an, schloss die Tür auf und begab mich nach draußen.

Mir wurde eigentlich verboten, allein rauszugehen, doch das war mir egal. Ich konnte auf mich selbst aufpassen.

Ich lief durch den Sunnyside Trailerpark und setzte mich in einem kleinen Park auf eine Bank.

Eigentlich der perfekte Ort um nachzudenken, doch ich dachte an nix, an rein garnix. Ich schloss meine Augen und lauschte dem rauschen der Bäume.
Es war, als würde ich erstarren.

So könnte ich den ganzen Tag lang verbleiben.

Falsch gedacht, hätte ich gewusst, wie der Tag enden würde, wäre ich mit Sicherheit zuhause geblieben.

Denn plötzlich nahm ich ein dumpfes Geräusch neben mir wahr.

Ich schlug meine Augen auf und schaute zur Seite, um zu schauen, wer der störende war.

Es war der Serpent Junge, welcher mich vor ein paar Wochen blöd angemacht hatte, als ich auf dem Weg zu Betty war.

„Hey, alles okay?", fragte er.

Ich musterte ihn. Er schien wirklich besorgt zu sein, denn als ich das letzte mal in seine Augen sah, konnte ich nur reine Wut entdecken.

„Ehm, ja. Ich entspanne mich bloß.", antworte ich und sah wieder nach vorn.

Er lachte. „Okay. Ich bin übrigens Sweet Pea, falls du mich noch erkennst."

Ich grinste und blickte wieder in sein Gesicht. „Ja. Du bist der Junge, den ich Hund und Freak genannt habe."

Er lachte wieder. „Tja, das stimmte wohl in dem Moment. Ich wollte mich dafür entschuldigen, war nicht so mein Tag."

Ich schüttelte meinen Kopf. „Hat man gemerkt."

„Müsstest du nicht eigentlich in der Schule sein?", fragte er.

Ich zuckte mit den Schultern „Ja, aber ich Schwänze."

„Uh, böses Northside Mädchen.", lachte er.

„Northside Mädchen? Du weißt schon, dass ich hier wohne?"

Er schaute mich verwundert an. „Wirklich?"

Ich nickte. „Ja."

„Und, wie findest du's hier so?", fragte er mich erneut.

Ich seufzte. „Ich finds garnicht schlecht, auf jedenfall besser als manche Leute erzählen."

Er lächelte. „Ja, die Northsider erzählen nur Dreck über uns."

Ich steckte meine Hände in meine Jackentaschen.

„Ist dir kalt?"

Ich schaute ihn an. „Ein wenig."

Er überlegte. „Ich kann dich nachhause bringen aber wenn du magst könntest du mit ins Whyte Wyrm kommen."

Ich war verwirrt. „Whyte Wyrm? Ist das diese Bar?"

Er antwortete. „Ja, sozusagen die Serpent Bar, aber zurzeit sollten wenige dort sein."

Ich zögerte. Es war schon ein wenig unheimlich, mit einem fremden mitzugehen, aber andererseits schien er so vertraut. „Ja, ich komme mit."

Er lächelte und sagte: „ Okay dann komm' mit, mein Motorrad steht gleich hier vorne."
Wir standen auf und liefen durch die Bäume auf den kleinen Parkplatz.

weird town || RiverdaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt