Kapitel4

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Nachdem ich meine Sachen gepackt habe, verlassen wir das Krankenhaus und führen los zum Heim. Noch immer möchte ich nicht dorthin...

Nach etwa 20 Minuten hielten wir vor einem größeren hellgelben Gebäude auf einem großen Kiesparkplatz an dessen Rand eine Hecke stand. Nachdem wir aus dem Auto ausgestiegen sind holen wir meinen Beutel aus dem Kofferraum und gingen auf die große Tür zu...

He: Heimleiterin
L: Lara

He: Hallo Lara, ich bin Frau Wolf die Heimleitung.
L: Hallo.
Die sieht jetzt schon böse aus.
He: Ich zeige dir dein Zimmer du hast ein einzel   Zimmer und übrigens, es gibt hier Regeln die du zu befolgen hast.

1. Regel: Frühstück um 9:00 Uhr. Und du kommst immer, verstanden?
2. Regel: Mittagessen um 13:00 Uhr. Auch da pünktlich sein wenn du dich nicht abgemeldet hast das du später kommst, gegessen wird aber immer.
3. Regel: Abendbrot um 18:00 Uhr und dazu bist du spätestens zurück.
4. Regel: Ich endscheide wann ihr raus geht.
5. Regel: Es ist um 21:00 Uhr Bettruhe und dann will ich auch niemand mehr auf dem Flur begegnen.
6. Regel: Die Schule ist hier im Haus und auch hier ist Schulpflicht.

Ich nickte nur. ‚Was bitte sind das für Regeln? So darf ich ja nie raus.' Innerhalb der ersten Minuten hatte ich also schon beschlossen, dass ich, wenn es mir hier nicht gefällt bzw ich hier nicht klar komme, ich abhauen werde...

Nun verabschiedete auch Frau Müller sich und ich wurde in das Zimmer gebracht, welches ich nun das meine nennen darf. ‚Immer im Erdgeschoss.'

Das Zimmer ist sehr minimal eingerichtet. Es steht nur ein Schrank, ein Bett, ein Tisch sowie ein Stuhl vor dem Tisch. Sonst nichts. Im angrenzenden Nebenraum, welcher ziemlich klein ist befindet sich noch ein Badezimmer mit Dusche, Toilette, Waschbecken und einem Regal in welchem ein Sprühdeo, ein Duschgel sowie ein Haarshampoo steht. Im Fach darunter liegen noch 2 Duschvorleger, 2 große sowie 2 kleinere Handtücher. „Das ist alles pro Woche an Handtüchern was du bekommst. Jeden Montag morgen musst du das in den Wäschecontainer aus dem Flur bringen und bekommst dafür, was du abgibst an Sachen eben neue. Bettwäsche ist alle 2 Wochen Freitag dran. Da gilt das gleiche. Die Duschgel und Deo Vorräte bekommst du bei bedarf immer Mittwoch, nachmittags im Essensraum.

Ich fühle mich schon jetzt total eingeengt und unwohl. Ich will hier so schnell wie möglich weg...


Vorhin, am Tisch beim Abendbrot, wo ich übrigens nichts aß, neben mir, hatten ein paar Kinder darüber gesprochen, dass wohl morgen welche von der Polizei kommen, um etwas über ihren Beruf zu erzählen. In mir keimt Hoffnung auf, dass vielleicht Arne dabei sein könnte, oder zumindest sein Kollege...

Ich weiß dass es schwierig werden wird, die Nacht über nicht abzuhauen, doch wenn ich ihn sehen will, so sollte ich es zumindest versuchen....

Auch versuche ich all die anderen zu meiden und die meiste Zeit in meinem Zimmer zu verbringen, zurückgezogen und alleine. Wenn ich schon keine Eltern mehr habe so will ich mich auch nicht mit anderen Kindern abgeben....

Vorhin, nach dem Essen bin ich nicht wie die anderen Kinder zum Gruppenraum gegangen sondern sofort zurück auf mein Zimmer. Ich habe mich bettfertig gemacht, mir ein Bild meiner Eltern genommen und es angesehen. Sofort musste ich wieder weinen...

Am nächsten Morgen wurde ich von einer Betreuerin mit den Worten „Aufstehen, anziehen. Die Polizisten kommen in 10 Minuten." Sie schien mir eigentlich ganz nett zu sein. Dennoch hatte ich mir vorgenommen alles hier schei** zu finden...

Ich stand somit auf, zog mir was ordentliches aber dennoch bequemes an, bürste schnell meine Haare welche ich offen lies. Ein Blick in den Spiegel verriet mir das ich dunkle, tiefe Augenringe und rote verquollene Augen habe. ‚Schminken bringt da auch nichts.' Ich verlasse somit mein Reich und gehe in den Gemeinschaftsraum, wo ich mich einfach in eine Ecke setzte...

Nach einer, vielleicht auch zwei Minuten höre ich Schritte mehrerer Personen auf dem Flur und plötzlich wird es still im Raum. Die Beamten kommen herein und als ich meinen Kopf, welchen ich inzwischen auf meinen Knien abgelegt hatte, hebe, erkenne ich Paul und Arne. Am liebsten würde ich die Beiden umarmen, lasse es aber dann doch sein....

Nach einiger Zeit habe ich das Gefühl ich halte es hier nicht mehr aus, dennoch kann ich nicht einfach aufstehen und hier rausrennen. Gerade wurde gesagt das wenn wir noch fragen haben wir diese stellen dürfen. Alle stehen auf und gehen zu Ihnen, ich hingegen bleibe noch sitzen um im nächsten Moment fluchtartig aus dem Raum zu laufen. Ich hoffe einfach mal mich hat keiner gesehen...

Im Zimmer angekommen weine ich los und auch das klopfen an der Türe und öffnen dieser stört mich nicht..

Ar: Hey, was ist los Lara ?
Er hat mich doch bemerkt...
Ich sage erstmal nichts.
Arne nimmt meine Hand in seine und streichelt darüber. Letztendlich setzt er sich zu mir, dreht mich auf den Rücken und umarmt mich. Erst als ich mich beruhigt habe lässt er mich wieder los...

Ar: Du siehst so aus als ob du die ganze Nacht geweint hättest, was ist denn los?
L: Ich habe über mein Leben nachgedacht, an auch an meine Eltern. Man ich halte es einfach nicht aus hier und ich brauche meine Eltern doch...
Ar: Oh Mäuschen, du kannst mich doch auch immer anrufen, ok?
L: Danke.
Arne nimmt mich noch mal fest in seine Arme. Bei ihm fühle ich mich einfach so wohl... Am liebsten würde ich ihn gar nicht mehr loslassen. Wir stehen nun gemeinsam auf und gehen zurück zu den Anderen...

Ich habe ein Plan. Heute Nacht werde ich einfach so abhauen wenn alle am Schlafen sind. Dann bin ich weg von hier und das hoffentlich für immer....

Die Beiden verabschieden sich nun und Arne umarmt mich nochmal zum Schluss und auch Paul kommt noch einmal zu mir...

Die Andren gucken mich komisch, doch was sie über mich denken ist mir reichlich egal...

Ich gehe nun zurück in mein Quartier und setze mich an den Tisch. Nach kurzem jedoch stehe ich wieder auf. Ich warte nur noch darauf das es endlich ruhig ist und alle im Bett sind, denn erst dann kann ich meinen plan ausführen....

Auf Streife,Auf Streife die SpezialistenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt