Prolog

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Büro in einem Geheimlabor, USA, 27.01.2186

Ich zündete mir eine Zigarre an. Entspannt beobachtete ich, wie das kleine rote Feuerzeug in meiner Hand klickte und das dicke Ende der Zigarre anzündete. Gedankenverloren ließ ich das Feuerzeug noch ein bisschen länger brennen. Ich sah in die kleine Flamme. Ein Flämmchen, außen Orange, innen bläulich. Kaum zu glauben, dass etwas so harmloses so viel Schaden verursachen kann. Ich lehnte mich in meinem Ledersessel zurück. Das Feuer hatte mich schon immer fasziniert. Die Art und Weise, wie es seine zerstörerische Kraft freisetzte, ganze Wälder und Städte in seiner Macht zerstört.

Plötzlich klopfte es an der gepanzerten Tür. Wieder zurück aus meiner Gedankenwelt ließ ich den Zündtaster wieder los und sah zu wie die Flamme erlosch.

Es klopfte erneut.

Während ich mit der einen Hand die Zigarre zum Mund führte um den süßlich-bitteren Rauch einzuatmen, zog ich mit der anderen die schwere Schreibtischschublade rechts von mir auf. Sie war fast vollkommen leer. Fast. Bis auf den kleinen Handblaster. Die elegante silberne Waffe war ein Geschenk meines Vaters zur Volljährigkeit. Auf den Lauf war ein lateinischer Satz eingeritzt:

Memento mori

Bedenke, dass du sterben musst.

Ich wandte meinen Blick wieder zu der Tür, paffte den Rauch der Zigarre aus und legte eine Hand auf den Blaster. Noch während die Person vor der Tür ansetzte ein drittes Mal zu klopfen knurrte ich ein lautes „Herein!". Ein ca. 1,70 m großer Mann im Laborkittel, ein Klemmbrett fest umklammert, stolperte gefolgt von einem meiner bulligen Leibwächter in das verrauchte Büro. „Boss, der hier sagt er komme vom Professor und hat wichtige Infos", grunzte der kräftig gebaute Leibwächter und schubste dabei die ängstlich zitternde Gestalt noch ein bisschen näher zu meinem massiven Schreibtisch. „Stimmt das?" Während die Person im Kittel, offensichtlich ein Assistent des Professors eifrig nickte, holte ich meinen Blaster aus der Schublade und fing an ihn genüsslich mit einem Brillenputztuch zu polieren. „Ich soll euch sagen, dass wir", er sah sich ängstlich um, „erste Ergebnisse haben!". Mit einem kurzen Nicken signalisierte ich meinem Bodyguard die Hand von der Schulter des Assistenten zu nehmen. „Bring mich ins Labor", knurrte ich, drückte die Zigarre auf dem von Brandflecken übersäten Eichenholztisch aus und folgte dem Assistenten.


„Und Prof, was gibt's?", knurrte ich die Person an, die sich nun vor mir befand. Der hagere Mann mit der Schutzbrille und den zerzausten grauen Haaren zuckte zusammen bei meinem Anblick. „Ähm, hier lang, hier lang, Boss...", murmelte er geschäftig. Ich folgte ihm durch eine eiserne Schutztür in einen klinisch weißen, von Neonröhren erleuchteten Raum. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein ausgehungert wirkender Mann an einen Arztstuhl gefesselt. Er hatte die Lider geschlossen, doch man sah wie die Augen unruhig zuckten. Auf seinem Kopf waren viele Saugnapfähnliche Elektroden angebracht, die mit einer Kontrollkonsole auf unserer Seite des Raumes verbunden waren. „Boss, wie sie sehen hat Hugo uns einen bringen können!" Der Prof nickte zu einer schmuddeligen Gestalt, die links in der Ecke stand. Zuerst nickte er mir lässig zu, doch als er meinen grimmigen Gesichtsausdruck wahrnahm, sah er aus, als würde er gerade am liebsten aus seiner Haut schlüpfen wollen. „Und, Boss, wir haben es geschafft ihn kontrolliert zu verwandeln." Ich wandte meinen Blick wieder der hageren Gestalt mit der Schutzbrille zu. „Zeig her!" Der Professor wuselte zu der Konsole und drängte sich dabei zwischen zwei meiner Leibwächter durch. Er tippte auf ein paar verschiedene Felder auf dem Touchscreen der Kontrollkonsole und drehte dann einen Schlüssel um, um den elektrischen Kreis, der die Konsole und die Elektroden an dem Kopf des Mannes verband, zu schließen. Plötzlich zuckte der Mann, ein stummer Schrei stand auf seinen Lippen geschrieben, während sich langsam Mundpartie und Nase verformten, die Augen dunkler wurden und überall aus seiner Haut Fell spross. Die Arme wurden länger, die Hände verformten sich zu Tatzen. Die Zähne nahmen gefährliche Züge an, spitz und scharf und die Fingernägel wurden zu langen Krallen. Das alles geschah in Sekunden, und plötzlich war kein Mann mehr auf dem Stuhl gefesselt, sondern ein Leopard. Auf einmal riss dieser sich mit einem lauten Brüllen und der neu dazugewonnen Kraft los, sprang den Prof an und biss dessen Kehle durch. Blut spritzte auf dessen weißen Kittel und die Augen trübten sich bereits. Bevor irgendwer anders reagierte, hob ich meinen Handblaster, zielte sorgfältig und drückte ab. Mit einem Jaulen brach der Leopard zusammen, und noch ehe er komplett zusammengebrochen war, fing er an sich wieder in einen Menschen zu verwandeln, auf der Stirn einen perfekt zentrierten roten Kreis, wo ich ihn getroffen hatte. Alle im Raum waren still. Hugo war totenbleich und kauerte sich an die Wand. Meine Bodyguards schauten betroffen auf die zwei Leichen. „Was steht ihr hier noch so rum, ihr Jammerlappen! Tut nicht so wie als hättet ihr noch nie Leichen gesehen! Ihr zwei räumt die Toten weg, und du, Hugo, stehst jetzt gefälligst auf und holst den zweiten Laborleiter!" Noch während ich sprach schreckte Hugo hoch und rannte weg. Die Bodyguards machten sich an die Körper und schleppten sie träge raus. Gedankenverloren stierte ich auf die zwei Blutlachen, die auf dem Boden waren. Das Ganze war zwar ein unangenehmer Vorfall, würde aber meinen Plänen keinen großen Schaden zufügen. Hugo und der Vizeleiter kamen rein, gingen vorsichtig um die Blutlachen und stellten sich vor mich. Der nun leitender Professor, erhob als erster das Wort: „Ihr habt mich gerufen?" Ich schaute ihn stechend an. „Ja. Du wirst folgendes tun..."


CHANGERS - Forbidden WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt