Moonlight

Kapitel 2

Traurig setzte ich mich auf einen Baumstamm neben der grünen Lichtung mitten im Wald. "Ivy, ich gehe davon aus, dass du noch nicht an den Verwandlungsstunden teilnehmen kannst?" Fragen sah Herr Leaf mich leicht lächelnd an. Ich hob meinen Kopf und sah ihn kopfschüttelnd mit einem eher traurigen Lächeln an. "Nein, Sir. Die Schmerzen sind immer noch sehr stark präsent." "Na gut, dann pass wenigstens auf, sodass du nichts verpasst, ok?", bat er mich freundlich wie immer.

Herr Leaf konnte keiner Fliege Leid zufügen, war stets gut gelaunt und positiv gestimmt und hatte für jeden und alles ein offenes Ohr.

Still schweigend in Gedanken versunken beobachtete ich meine Mitschüler wie sie in Kleingruppen das Kämpfen übten. Sie lachten und hatten alle ein Grinsen auf dem Gesicht.

Herr Leaf stellte sich vor die Klasse und zeigte ihnen Kampfpositionen verknüpft mit dazugehörigen Bewegungsabläufen die sie trainieren sollten und berichtigte meine Mitschüler wenn sie eine Position nicht ganz richtig ausgeführt hatten mit der Begründung, dass jemand verletzt werden könnte... Er war so, ich würde sagen drollig und ungewöhnlich für einen Lehrer, so lebensfroh.

Ich nahm meinen Zeichenblock und einen Bleistift aus meiner Tasche und begann fein säuberlich die von Herrn Leaf gezeigten Positionen mit ihrer dazugehörigen Bewegung zu zeichnen um diese eventuell nachlernen zu können.

Resignierend schüttelte ich den Kopf. Sie wussten alle wo sie standen und was für Pläne sie für ihre Zukunft hatten. Ich nicht. Ich beobachtete andere und vergaß dabei immer mir selbst einen Platz zu suchen oder Gelegenheiten wahrzunehmen...

Wie sehr ich mich freue auf den Ball zu dürfen. Ein kleiner Sonnenstrahl am Ende des Horizons. Eine mögliche nichtzuverachtende Wahrscheinlichkeit auf ein glückliches, sorgenloses Leben.Aber so weit war ich noch nicht. Ich musste erst noch mindestens eine Woche die Schule überleben, was nicht sonderlich schwierig sein dürfte, da mir hier eigentlich keine Gefahren drohen, und eventuell sogar den Wohnort oder noch drastischer das Land wechseln...

Angsterfüllt schüttelte ich meinen Kopf. Nein, so weit wird es schon nicht kommen. Die Götter werden die Mates doch weise wählen, sodass keiner viel aufgeben muss ,oder?

Auf einmal begann ich stark zu zittern. Der Schnee schien kälter als vor fünf Minuten zu sein. Voller Verwirrung riss ich meine Augen auf und versuchte jemanden von unserer Gruppe auf mich aufmerksam zu machen, was durch meine mittlerweile kaum noch vorhandene Stimme nicht einfach war, jedoch funktionierte.

Herr Leaf und drei Schüler kamen hektisch auf mich zu gerannt. "Ivy was ist los? Hast du Schmerzen?", fragte Herr Leaf besorgt und musterte mich. Ich versuchte zu antworten, doch kam erschreckender weise kein Wort aus meinem Mund. Ängstlich mit dem Kopf schüttelnd und einem Panik Anfall nahe, sah ich ihn nach Hilfe flehend an. "Joe, Nia holt sofort eine Trage...", rief Herr Leaf in seiner Hektik aus und hielt meine Hand. "Nein, einer verwandelt sich jetzt schnell! So kommen wir eher an der Schule an, verstanden?" Er machte eine Pause und drehte sich immer noch vor mir kniend zu den anderen um. "Ihr, lauf zur Schule und sagt ihnen, dass Ivy Winters warme Decken, Tee und Medizin braucht!"

Ich sah den hetzenden Schülern nach und bemerkte zu spät die Dunkelheit, die sich in meinem Sichtfeld ausbreitete. "Ich habe Angst.", flüsterte ich leise mit krächzender Stimme. "Ivy bleib hier. Konzentriere dich auf meine Stimme!", bat Herr Leaf hilflos und drückte meine Hand fester. Ich versuchte es und konzentrierte mich auf seine Stimme, doch blendete so alles andere aus, was mich wach hielt aus, wir das Rascheln der Blätter, das Atmen der Personen um mich herum und den wunderschön fallenden Schnee. All dies blendete ich aus und konzentrierte mich nur auf die auf mich einredende Stimme meines Lehrers.

Ich war müde, ich wollte schlafen und letztendlich schloss ich meine Augen und schlief friedlich ein, doch während ich einschlief hörte ich neben dem Rauschen des Windes noch hektisches Geschreie, das nicht von der Lichtung kam... vielleicht war ich auch schon gar nicht mehr auf der Lichtung, vielleicht war ich auch schon auf dem Weg zu Schule oder sogar schon in der Schule...