Episode 1

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Ich habe keine Ahnung, was die wahre Story von Yin und Yang ist.
In dem jetzigen Zeitalter könnte ich es auch einfach googlen, aber wirklich Lust darauf habe ich nicht. Meine Version gefällt mir sowieso besser.

"Bitte, lass mich los!"
"Ich kann nicht!"
"Aber wieso!?"
"Weil ich dich liebe!"

Meistens muss ich echt lachen. Wie viele meiner Freundinnen ein Leben, wie in solchen Filmen haben wollen. Das wäre mir alles zu kitschig. Aber ich kann ja nicht reden, mit meinem Liebesleben. Meine Beziehungen waren so etwas wie langgezogene One-Night-Stands. Und nach der Weile hab ich mich auch damit abgefunden.
Vielleicht liegt es auch ein bisschen an mir, wenn ich mit meinem Date nach Hause komme und ein halbnackter Junge auf meinem Bett liegt, aber es ist eben so.
Sage und ich und das schon seit zwei Jahren.

"Dich interessiert der Film eh nicht, warum darf ich nicht einfach umschalten?"
Ich schaute nach unten und sah ein bekanntes genervtes Gesicht.
"Ich hab mir gestern auch deine Scheiße reingezogen, also halt die Schnauze."
Er seufzte, stand auf und ging in die Küche.
Ich höre wie der Kühlschrank aufgerissen und genau so aggressiv wieder zugeschlagen wird. "Sag' mal, warst du nicht vor kurzem Einkaufen?"
Ich schaltete den Fernseher aus und ging ebenfalls in die Küche.
"Eigentlich ja, und wir hatten auch noch Essen, bis ein gewisser Jemand zwei Blondinen mit zu uns genommen hat, die sich vollgefressen haben, mit dir geschla-"
"Ja ja, ich hab schon verstanden", unterbrach er mich.
"Also wenn du Essen willst, kauf es mit deinem Geld. Ich spare immer noch für ein Sofa."
"Mit meinem Geld? Du verdienst mehr als ich!", erwiderte er. Wow, heute war wohl nicht sein Tag. Genervt kickte er eine zerknüllte Rechnung von mir durch die Tür, ins Wohnzimmer.

"Und mach ja nicht eine auf ewige Jungfrau! Nur weil es bei dir gerade nicht so läuft mit den Männern!"

"Bei mir würde es immer noch "laufen", wenn ein gewisser jemand nicht immer in meinem Bett schlafen würde, wenn ich nach Hause komme!"

"Was soll heißen dein Bett?"

"Ja was wohl? Ich hab dafür bezahlt, oder etwa nicht?"

"Warum sitze ich dann immer auf dem Boden beim Fernsehen? Den Einsitzer hab ich mir nämlich gekauft!"

"Von mir aus, viel Spaß beim Fernseh-, oh warte. Der Fernseher ist ja von mir!"

"Den Gürtel den du gerade trägst, gehört aber glaube ich mir!"

Ich zog den Gürtel aus und warf ihn auf die Küchenablage.
"Komm geh einkaufen!"
Er schnallte sich den Gürtel um.
"Es regnet draußen, ich geh heute nicht mehr raus."
"Oh doch, denn weißt du wieso? Ich bestimme wer hier ist und wer nicht, denn wer bezahlt den die Miete, hm?"
Sichtlich genervt ging ich ins Schlafzimmer und legte mich aufs Bett und schon kurze Zeit später kam Sage herein.
"Hey, ähm ich geh jetzt, brauchst du irgendwas?"
Nach einer kurzen Stille richtete ich mich auf. "Relativ viel, kannst du dir das merken ohne Hilfe?" Ein Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
Ich selbst probierte mir ein Lächeln zu verkneifen.
"Gut ich zieh mich an."
Er ging in den Flur und wartete vor der Tür.

Ich verstehe uns oft nicht. Wir haben wahrscheinlich mehr Stimmungsschwankungen als eine schwangere Kuh und dazu sind wir beide relative Sturköpfe. Würde uns beide nicht diese eine Sache verbinden, wäre ich mir nicht einmal sicher, ob wir eine Woche miteinander überstanden hätten. Doch so müssen wir jetzt unser bestes daraus machen und desto länger ich bei ihm bin, desto weniger ist er eine Qual für mich geworden.

"Aber wehe du trägst etwas von mir! Ab heute verlange ich für all meine von dir getragenen Kleidungsstücke Miete!"
"Mich wundert es, dass du das Wort Miete überhaupt kennst!"

Ich beschreibe es lieber Kopfschmerzen, die man nicht loswird.

LiebeskummerWhere stories live. Discover now