Hannah - 3.

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Es ging auf Mitternacht zu. Um Hannahs Bett waren die Vorhänge zugezogen. Ihre Mutter und ihr Vater saßen nebeneinander auf Stühlen am Bett.

Sie hatten eine Ausnahmegenehmigung erhalten, auch außerhalb der normalen Besuchszeiten bei ihrer Tochter bleiben zu dürfen, solange sie ruhig waren und keinen der anderen Patienten stören.

In genau viereinhalb Minuten würde Hannah 16 werden.

Was für ein Geburtstag!

"Wir haben allen Bescheid gesagt", sagte Mrs Hirsch.

"Die Gartenparty ist verschoben, bist du wieder zu Hause bist."

Hannah hatte sich aufgesetzt und lehnte an einem Berg Kissen. Ihr ging es schon wieder etwas besser: Sie hatte einen klaren Kopf und die schlimmsten Schmerzen in ihren Armen und Beinen sowie dem Rücken hatten nachgelassen. Doch sie machte sich immer noch Sorgen um Florian. Er war bis jetzt nicht aufgewacht.

Die Krankenschwester hatte ihr gesagt, dass ihm körperlich nichts fehlte. Aber warum wachte er dann nicht auf?

"Schade, dass die Party nun erstmal ins Wasser fällt", sagte ihr Vater und riss sie damit aus ihren Gedanken. "Ich hatte mich schon so gefreut, den ganzen Nachmittag im Garten zu tanzen."

"Ach, dabei bist du doch gar nicht eingeladen", witzelte Hannah. "Wenn du denkst, dass ich in der Schule als das Mädchen mit dem peinlichsten Vater aller Zeiten gelten will, dann hast du dich geirrt."

"Aber ich habe doch schon so viel geübt! Vor allem Discofox", sagte ihr Vater. "Soll ich's dir mal vorführen?"

"Nein, bitte nicht", sagte Hannah. "Mum, tu was!"

"Jan, setzt dich. Und benimm dich."

Ein heftiges Stechen in ihrem Kopf ließ Hannah zusammenzucken.

Mr Hirsch beugte sich mit sorgvollen Blick vor. "Wie geht's dir, mein kleines Mädchen?"

Hannah umklammerte seine Hand. "Mir tut's überall weh", flüsterte sie. "Und wenn ich die Augen zumache, sehe ich immer wieder vor mir, wie die Brücke auf uns zurast." Sie runzelte die Stirn. "Ich verstehe einfach nicht, warum Florian nicht aufwacht. Angeblich ist alles in Ordnung mit ihm, aber das kann doch nicht stimmen, wenn er nicht bei Bewusstsein ist.?"

"Sie wissen, was sie tun, mein Schatz", sagte ihre Mutter. "Ich bin sicher, er wird aufwachen, wenn er bereit dazu ist." Sie lächelte mitfühlend. "Ach, ich soll die übrigens viele Grüße von Donna ausrichten."

Hannah nickte. "Lieb von ihr. Hast du eigentlich schon alle durchtelefoniert, weil die Party ja nun verschoben werden muss?"

"Ja", sagte ihre Mutter. "Das habe ich dir doch gerade eben erzählt."

"Ach ja? Tut mir leid. Ich bin noch ein bisschen benebelt."

"Das kommt von der Gehirnerschütterung", sagte ihr Vater. "Das ist auch der Grund, warum sie sich über Nacht hierbehalten wollen. Wenn jemand bewusstlos war, gehen sie gern auf Nummer sicher, damit sich nicht plötzlich irgendwas Unerwartetes im guten alten Gehirnhasten tut." Er strich ihr übers Haar. "Dabei hätte ich ihnen gleich sagen können, dass sich in deinem nie etwas tut - gar nichts."

Hannah lächelte schwach.

"Danke schön, Dad."

"Ach was, nicht der Rede wert. Gibt's noch irgendwas, was wir für dich tun können? Unten gibt es einen Laden. Wir könnten dir ein paar Zeitschriften, Schokolade oder etwas zu trinken kaufen! Ich glaube, sie haben dort auch Obst - hättest du gern ein paar Weintrauben?"

Elfennacht - Die siebte TochterWhere stories live. Discover now