Kapitel 5

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Und er zog mich zurück in seine Arme und vergrub sein tränennasses Gesicht in meinen Haaren. Da ich nicht ganz so herzlos war, tätschelte ich Thor beruhigend auf den Rücken und nach zirka fünf Minuten gab er mich aus seiner, für normale Menschen, knochenbrecherischen, beziehungsweise, vielleicht schon tödlichen, Umarmung, frei. Er zitterte noch etwas als er sich die Tränen weg wischte und mich traurig ansah...
„Es tut mir leid. Ich habe euch damit wohl erschreckt. Dass ein Euch fremder Mann einfach umarmt."

Ich verdrehte die Augen leicht und murrte: „Es ist nicht halb so erschreckend von einem fremden Mann umarmt zu werden, als von dir Thor. Bei irgendwelchen Kerlen erkennt man das Motiv der Umarmung eher als bei einem Gott, der jahrelang zu stolz war um mit mir überhaupt zu reden.", nun war ich daran mich wie ein kleines Kind aufzuführen und plusterte meine Backen auf. Mit weiten Augen starrte mich Thor kurz an, drückte dann aber leicht gegen meine Backe dass ich sie nicht aufgeplustert lassen konnte. Sogar leicht amüsiert schnaubte ich: „So leicht ist es nicht meine Erinnerungen weg zu sperren..."
Thor bekam nur noch größere Augen, als er das aus meinem Mund hörte. Ich konnte mich an ihn und Asgard wieder erinnern. Wir Beide setzten uns auf eine Couch.

Aber, ich gab ihm nicht lange, um diesen Schock verdauen zu können. Denn ich fragte ihn direkt aus, was er über S.H.I.E.L.D. und deren Waffen wusste, was es mit dieser Alieninvasion auf sich hatte und wie zur Hölle er mich wiedererkannt hatte. Er versuchte kurz seine Gedanken zu ordnen, bis er mir zumindest über die Tatsache dass er mich erkannt hatte und S.H.I.E.L.D. eine Auskunft geben konnte. Das was ich auf dem Schlachtfeld gesagt hatte, erinnerte ihn schon sehr an mich. Aber als Mjölnor bei meinem Wutanfall reagiert hatte, wusste er es, dass ich es war.

Bezüglich S.H.I.E.L.D. erzählte er mir, dass es einen Vorfall gab, bei dem eine nicht-midgardische Waffe eingesetzt wurde und S.H.I.E.L.D., um der Zerstörung der Welt entgegen zu wirken, diese Waffen gebaut hatten, um sich verteidigen zu können. Zu dem ''Warum?'' der Invasion schwieg er aber betrübt.

Ich durchbohrte Thor regelrecht mit meinem Blick, bis er es nicht mehr aushielt derart von mir angestarrt zu werden und erzählte mir alles. Davon dass Loki nicht sein leiblicher Bruder war, sondern ein Frostriese und Sohn des Königs Laufey von Jotunheim war.
Davon was Thor selbst für eine Dummheit er in Jotunheim nach seiner geplatzten Krönung getan hatte. Davon dass er zeitweise verbannt war und seiner Mächte beraubt wurde. Einfach alles. Ich saß die ganze Zeit neben ihm und hörte ihm wortlos zu, bis er fertig erzählt hatte.

Nachdem Thor sich beruhigt hatte, sah er mir wieder in die Augen, nur um von einem leicht verwirrtem Blick und einer hochgezogenen Augenbraue begrüßt zu werden.
„Thor, du willst mir doch nicht allen Ernstes erzählen, dass du nichts davon wusstest, dass adoptiert und Loki ein Frostriese ist..." Thor fiel, nach diesen Worten, aus meinem Mund, endgültig aus allen Wolken und bei dem Gesichtsausdruck, den er machte schien es so als wäre er ziemlich stark auf die Fresse gefallen, bei der Landung. Er schaute mich ungläubig an. Ich sah nur zurück und meinte mehr oder weniger nachdenklich: „Du meinst es wirklich ernst. Und Loki selbst wusste es auch nicht?"

Doch bevor die Lage, für uns Beide, noch peinlicher werden konnte, trotteten die anderen Avengers nach und nach in den Raum um zu Abend zu essen, da Tony verkündet hatte, dass das Schawarma endlich da war und es einen Gast zu begrüßen gab. Ein paar der Avengers, Steve Rogers und Bruce Banner, erkannten mich direkt wieder, die anderen aber nicht und sie fragten sich wer zur Hölle ich war. Glücklicherweise stellte sich Steve, Gentleman wie er war, einmal formell vor, worauf die anderen auch einstiegen, sich vorstellten und man dadurch dann ins Gespräch kam. Das Gespräch ging zu meinem Glück auch am Tisch weiter, wo ich dann endlich etwas zu futtern bekam.

Der Abend war recht schön und vor Allem interessant, da ich eigentlich nur recht wenig über mich erzählte, die anderen dafür aber viel über sich. Da Thor aber wollte, dass seine neuen Freunde mich kennenlernen, stupste er mich so lange in die Seite bis ich es nicht mehr aushalten konnte. Aber entgegen seines Plans, dass ich endlich mehr von mir preisgab, schlug ich ihn, mit Mjölnir, welchen ich binnen Sekunden zu mir gerufen hatte. Und den Gesichtern der anderen Avengers nach zu urteilen, hätte ich eigentlich etwas von mir erzählen sollen. Ich hatte aber keine Lust, von allen angestarrt zu werden und von mir erzählen zu müssen. Von daher verzog ich mich einfach, grummelnd, in den Aufzug, stieg am obersten Stockwerk aus und starrte auf die Stadt um mich zu beruhigen. Mjölnir hatte ich noch immer in der Hand, für den Fall dass Thor mich stören wollte.

Nach ewig lang erschienenen Minuten hörte ich dann aber auch schon, wie der Aufzug nach oben fuhr und jemand mit schweren Schritten auf mich zu kam. Und als derjenige auch schon seine große Hand auf meine Schulter legte, drehte ich mich sofort um, um ihm mit Mjölnir eine zu verpassen.

Gerade noch rechtzeitig konnte ich meinen Angriff abbrechen, da nicht Thor nun vor mir stand sondern Steve Rogers, also known as Captain America. Und er stand mit einem ziemlich geschockten Gesichtsausdruck da, als er mit den Augen nicht mich sondern Mjölnir fixierte. Ich ließ meine Hand mit Mjölnir langsam wieder sinken, während der Captain den Hammer nicht aus den Augen ließ. Aber da es mir ziemlich schnell zu blöd damit wurde, dass er direkt vor mir stand und wie ein Bekloppter auf den Hammer starrte ohne etwas zu sagen, schnippste ich leicht gegen seine Nase, damit er aus seinem Schockzustand gerissen wurde. Dies schaffte ich auch, doch Steve wirkte noch immer etwas verstört und es setze sich auf den Boden. Darüber lachend setzte ich mich gegenüber von ihm auf den Boden und schaute ihn an. Da ich nicht genau wusste, was er von mir wollte, wartete ich darauf, dass er damit begann mich auszufragen.

Nach ein paar Minuten hatte er sich genügend gefasst, um endlich wieder normal reagieren zu können. Verlegen druckste er eine Weile herum, bis er mir endlich die lang ersehnten Fragen stellte.

Er fragte mich, wer ich war, wo ich her kam, woher ich Thor kannte und wie um alles in der Welt ich es schaffte Mjölnir, welchen er als komischen Hammer betitelte, anzuheben.
Ich beantwortete in aller Ruhe seine Fragen und merkte dass seine Muskeln sich bei ein paar Punkten meiner Erzählung verkrampften. Ihm schienen ein paar Punkte aus meiner Vergangenheit wohl genau so wenig zu gefallen wie mir. Aber die ganze Zeit sprach er keinen Ton und er sah mir nicht einmal in die Augen. Ich war verwirrt darüber, dass er mich nicht ansah und dass er die ganze Zeit meinem Blick auswich. Ab einem gewissen Zeitpunkt reichte es mir aber, ich packte ihn am Kinn und brachte ihn dazu mich anzusehen. Und ich sah, wie Tränen in seine Augen glitzerten. Meine Gedanken dazu waren nur: <<Wieso heulen zur Zeit fast alle Typen?>>, welche ich selbstverständlich weder aussprach noch in irgendeiner Weise zeigte.  

Hasst oder liebt Fortuna mich?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt