Kapitel 1

3.3K 133 10
                                    

Shinichi POV

„Warte Kid!", rief ich, während ich den in weiß gekleideten Dieb verfolgte. Ich wusste, dass er unter keinen Umständen nun Halt machen würde, vor allem nicht, da er das Juwel bereits in seiner Hand hielt. Doch einen Versuch war es wohl wert, ihn vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde abzulenken und so die Oberhand in dieser Verfolgungsjagd zu gewinnen.

Jedoch drehte sich Genannter nicht einmal zu mir um.

Fluchend setzte ich ihm nach. Wie hatte ich es nur zulassen können, dass er das Juwel stiehlt? Und dann auch noch direkt vor meinen Augen!

Allerdings war er zu meiner Verteidigung nicht nur irgendein Dieb, nein, er war derjenige, den man als Phantomdieb kannte; Kaito Kid. Das allein genügte schon als Entschuldigung, sich für einen kurzen Moment von ihm verzaubern und so ablenken zu lassen. Zumindest war das bei einer normalen Person so. Aber nicht bei mir, immerhin war ich Shinichi Kudo, bis jetzt hatte ich doch jeden Fall im Handumdrehen gelöst. Nur bei diesem Dieb hatte ich meine Schwierigkeiten, er war wirklich ein ernstzunehmender Gegner.

Aber genug der Rede, Kid bog gerade um eine Ecke und verschwand so aus meinem Sichtfeld.

Verdammt. Das war genau das, was ich hatte verhindern wollen.

Schnell folgte ich ihm, meine Schritte hallten in dem langen Flur wider, zusammen mit dem dämmrigen Licht wirkte es eher wie aus einem schlechten Gruselfilm. Dann blieb ich stehen. Wie erwartet konnte ich Kid nicht mehr ausmachen.

Ich blickte nach vorne. Es erbot sich der Blick auf einen weiteren, langen Flur, eine Treppe verlagerte die Ebene etwas nach unten. War Kid schnell genug gewesen, sie zu erreichen?

Nein, so weit war ich nicht hinter ihm gewesen. Wo konnte er also stecken? In diesem Teil des Flurs gab es nirgendswo Türen oder sonst irgendetwas, hinter dem er sich hätte verstecken können.

Da blieb nur noch...

„Das ist aber nicht sehr einfallsreich für einen solch bekannten Dieb wie dich, mein lieber Kaito Kid." Ein siegessicheres Grinsen legte sich auf meine Lippen, als ich diese Worte aussprach. „Sich einfach mit einem Spiegel direkt vor meiner Nase zu verstecken, du bist wirklich dreist."

Ich konnte ein leises Lachen vernehmen, als sich ein kleines Stück weiter vor mir etwas von der Wand löste. Mit seinem typischen Grinsen trat mir der Dieb gegenüber.

„Erstaunlich, Herr Detektiv, ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell dahinter kommen würdest." Er deutete eine leichte Verbeugung an, wahrscheinlich, um mir seinen Respekt zu zeigen. „Es tut mir außerordentlich leid, dieses Treffen nicht weiter auskosten zu können, doch habe ich es eilig."

Bevor er mithilfe einer seiner Rauchbombem verschwinden konnte, trat ich näher an ihn heran.

„Heute nicht, Kid. Du wirst es noch bereuen, dich in dieser Nacht mit mir angelegt zu haben, denn ich werde dich mit eigenen Händen hinter Gitter bringen." Ich trat ein paar weitere Schritte auf ihn zu.

„Ach, wirst du das?"

Selbst als ich noch weiter auf ihn zuging, machte er keine Anstalten zu verschwinden. Irgendetwas war hier faul. Was hatte er vor?

Und in der nächsten Sekunde wusste ich es. Ich sah auf seine Schuhe hinab, an ihnen waren Rollen befestigt. Wann um alles in der Welt hatte er sie dort angebracht?!

Gerade als er sich mit einem weiteren Grinsen verabschieden wollte, schaffte ich es in letzter Sekunde, mich an seinem Umhang festzuhalten. Und dann begann auch schon die Fahrt ins Unglück.

Ich weiß nicht, was er mit diesen Rollen gemacht hatte, doch wie von selbst fegten wir den Flur entlang. Ich schaffte es kaum, einen richtigen Halt zu finden, meine Füße schleiften dabei quitschend auf dem Boden. Lange würden die Sohlen das nicht durchhalten, ich spürte schon, wie sie sich gefährlich erhitzten. In solchen Momenten wünschte ich mir doch tatsächlich, wieder im Körper eines Siebenjährigen zu stecken, so hätte ich deutlich bessere Chancen nicht gleich auf dem Boden zu landen und mir womöglich noch irgendwas zu tun.

Wie schaffte Kid es nur immer und immer wieder, lauter solcher kleinen Tricks in der Hinterhand zu haben?

„Du bist heute aber ganz schön anhänglich, Herr Detektiv", meinte dieser nur, scheinbar ohne große Intention, mich loswerden zu wollen.

Dieser arrogante Dieb. Ich wusste nicht, was genau er nun vorhatte mit mir im Schlepptau, doch ich war nicht sonderlich begeistert davon es herauszubekommen, denn wir näherten uns der Treppe.

Ich spürte, wie Kid das Tempo etwas verlangsamte als wir an den Treppenansatz kamen und sah das als meine Chance. Mit einem Fuß versuchte ich, vor den seinen zu kommen und so die Rollen aufzuhalten. Mit meiner Hand hielt ich sein linkes Handgelenk fest, um mir selbst einen besseren Halt zu geben.

„Was tust du...?", fragte Kid scheinbar etwas panisch und schwankte gefährlich. Ich merkte, wie er das Gleichgewicht verlor. Ich bereute meine Tat sofort. Doch es war zu spät, denn in der nächsten Sekunde schon stürzten wir beide unsanft die Treppe hinunter.

KörpertauschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt