prologue

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Der Mond schien hell in dieser verhängnisvollen Nacht. Die Sterne am Himmel strahlten mit ihm um die Wette. Niemand wird wissen, dass dieser Tag der bedeutungsvollste wird, als alle anderen.
In einer finsteren Gasse schlich eine ganz in Dunkel gekleidete Gestalt herum. Man hörte nur die leisen tapsenden Schritte und das Flattern des Umhangs. Man sah hier und da mal eine kastanienbraune Locke hervorblitzen. Aufgrund der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze, sah man das Gesicht dieser Person jedoch nicht. Zielstrebig huschte die Person durch die verlassenen Gassen von Paris. Hier und da konnte man einen Blick auf das Kinn und die Unterlippe werfen.
Nach einiger Zeit hielt sie inne und blieb an einer Kreuzung stehen. Diese erstrahlte im hellen Mondlicht und der halb nieder gebrannten Öllampen. Die dunkle Gestalt sah sich um, zog den Umhang noch enger um sich und rannte den Rest des Weges bis sie vor einer alten, verlassenen Schenke stehen blieb. Die Fenster waren mit alten, vermoderten Holzdielen zu gezimmert. Es stank fürchterlich nach Pferdemist, jedoch machte es der Unbekannten nichts aus. Durch ein spezielles Klopfzeichen machte sie sich bemerkbar. Die Tür öffnete sich und die Person verschwand im Inneren. Das letzte was man hörte, war das Flattern des Umhangs und die zufallende Tür.

Zur selben Zeit fand im Palast eine Festlichkeit zu Ehren des Königs statt, der frisch gekrönt wurde. Draußen feierte die Dienerschaft im Dunkeln, indem das spärliche Büffet und der umliegende Platz mit Fackeln beleuchtet. Im Inneren des Palastes liefen die letzten Vorbereitungen auf Hochtouren. Als die ersten Gäste eintrafen, begann der Ball. Es war das herrlichste Fest, dass eure Hoheit veranstaltet hatte. Es wurde getanzt, gesungen und gelacht. Die vornehmen Herrschaften ließen es sich so richtig gut gehen. Eine Zauberin und  eine Wahrsagerin wurden gerufen um für Unterhaltung zu sorgen. Eine fantastische Vorführung ihrer Talente, brachte die vornehme Gesellschaft in große Begeisterung.
Spätabends ging die Feier zu Ende und alle Herrschaften versammelten sich in der Mitte um für den jungen König anzustoßen. Alexandre le Grand saß auf seinem Thron, der mit rotem Samt bezogen und mit Gold bestickt war. Juwelen funkelten im Kerzenschein.
In der Menge konnte man den Marquis ausfindig machen. Der Marquis war ein Mann, der dem König sehr nahe stand und war sehr stolz darauf, das Ansehen des Königs zu genießen. Dieser war der lauteste Geselle des gesamten Hofstaates und war schon leicht rot angelaufen durch den ganzen Alkohol den er schon getrunken hatte. Er hob sein halbvolles Weinglas, aus dem etwas raus schwappte, und sprach die folgenden Worte:

"Alexandre Louis Bauffremont le Grand, König von Frankreich und Navarra. Ich spreche einen Toast zu Ehren von Ihnen aus. Ich bin sehr erfreut Sie auf dem Thron sitzen zu sehen. Auch wenn es unter solchen Umständen geschehen ist. Gott bewahre Ihren Vater und halte Ihn in Ehren.
Aber lass uns keinen Trübsal blasen. Kommen wir zu den anderen Dingen. Sie sind mir ein guter Freund und Geselle. Bei der Jagd sind Sie ein begnadeter Schütze. Ich hoffe Sie werden lange und gesund leben. Hoch lebe der König!"

Der Marquis reckte das Weinglas in die Luft und leerte es mit einem Zug. Der Rest tat es ihm nach. Der König ließ sich davon nicht beeirren und nahm nur einen kleinen Schluck und stellte das Glas weg, dass von einem Bediensteten direkt abgeräumt wurde. Musik setzte ein. Die feinen Herrschaften machten sich auf zu tanzen oder ein Schwätzchen zu halten. Alexandre le Grand jedoch setzte sich nicht wieder hin, sondern bewegte sich frei im Baalsaal um eine bestimmte Dame zum Tanz aufzufordern. Sie war ihm schon früher aufgefallen und hatte sie schon einmal zum Tanz aufgefordert. Sie jedoch hatte höflich, aber bestimmt abgelehnt und verschwand in der Menge. Er hatte sie schon länger nicht gesehen und wunderte sich, dass er sie nirgends sehen konnte. 

In der Zwischenzeit verbrachte der Marquis mit zwei reizenden Damen seine Zeit und unterhielt sich mit ihnen über den neu erschienenden Roman von Madame de La Fayette. Die beiden jungen Damen waren sehr geistreich, besonders Madame de Rabutin-Chantal. Sie hatte kastanienbraune, lockige  Haare, die sie heute zu einem Dutt hoch gebunden trug. Ihr weiches, einfühlsames Gesicht hellte immer auf, wenn der Marquis eine sehr weise Idee äußerte und tanzte mit Leidenschaft.

Jedoch in diesem Moment, verzog sich ihr Gesichtsausdruck vor Angst und Entsetzen. Sie schritt erst einen Schritt zurück, dann einen zweiten und blieb danach schockstarr stehen. Hinter dem Marquis begann der samtschwere Vorhang lichterloh zu brennen. Panik brach aus. Die meisten Damen fielen in Ohnmacht oder fingen an zu schreien. Die Herren versuchten sich irgendwie im Chaos zurecht zu finden und halfen den Damen aus dem Baalsaal. Der junge König jedoch hielt Ausschau was der Auslöser für das Geschehen sein könnte. Eine Kerze, die in der Nähe des Vorhangs stand? Oder war es Brandstiftung? Aber wieso sollte jemand im Palast ein Feuer legen wollen? Diese Fragen stellte sich Alexandre, bekam aber keine Antwort darauf. Wachen kamen angelaufen, die an der großen Tür Wache standen und brachten ihn aus dem brennenden Baalsaal.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 23, 2018 ⏰

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