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A wie Amme

Eine einfache Entscheidung konnte ein Leben für immer verändern, oder wie in diesem Fall, zwei Leben. Als Jenny sich gerade mit ihrem kleinen Goldstück Alex eingelebt hatte, wurde ihr von einer durchaus wohlhabenden Familie ein Angebot gemacht: Wenn sie ihren Sohn mit versorgen würde, müsse sie sich nie mehr um ihre finanzielle Situation Sorgen machen. Und wie sollte Jenny ein solches Angebot ablehnen? Sie sah kein Problem darin für Alex und Bryan zu sorgen. Besonders wenn es bedeuten würde, das Geld nicht mehr ihre größte Sorge sein würde.

Zu Anfang war es schwerer als gedacht, der Job als Amme schien Jenny doch nicht so leicht von der Hand zu gehen, vielleicht hatte sie sich in ihrem jugendlichen Übermut zu viel zugemutet, doch schon bald war es fast ausgeschlossen aus dem Angebot noch auszusteigen. Nicht mit der Art und Weise wie die kleinen Babyjungen sich zu mögen schienen. Es wäre herzzerbrechend gewesen, sie zu trennen.

Auch wenn es manchmal schwer war, bereute Jenny es nie, sich als Amme gemeldet zu haben. Hätte sie es nicht getan, hätte sie niemals die wunderbare Beziehung der beiden Jungen wachsen sehen können. Manchmal kam es ihr vor, als würden sie sich eine Seele teilen. Vielleicht lag es einfach daran, dass sie vom jungen Alter an immer zusammen waren. Sie hatten sich dieselbe Milch geteilt, hatten die gleiche Aufmerksamkeit bekommen und hatten zusammen die größten Entdeckungen ihrer Kindheit gemacht.

Für Bryan war seine Amme mehr, sie war wie seine Mutter, seine leiblichen Eltern verbrachten nicht viel Zeit mit ihm, wenn er sie sah, dann bei Treffen mit wichtigen Persönlichkeiten, niemals käme er auf die Idee seine Mutter vor Freude zu umarmen (sie würde so etwas nicht dulden) und wie konnte er sie „Mama” nennen, wenn ihr Blick ihn dabei zu verachten schien? Hin und wieder drückte sie ihren Stolz für seine Leistungen aus, doch Jenny freute sich jedes Mal mit ihm, genauso wie Alex. Die beiden waren seine wirkliche Familie.

Bryans Eltern konnte nicht verstehen wie ihr Sohn sich nur so zu Angestellten hingezogen fühlen konnte. Doch es sollte ihnen Recht sein, solange er sich seines Platzes in der Gesellschaft entsprechend verhielt. Sollten sich doch andere mit der aufgedrehten Natur ihres Sohnes ärgern, bis er reif genug war.

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