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D wie Dissimulation

Irgendwie merkwürdig welche Wege das Leben ging. Niemals hätte es soweit kommen dürfen, wie es jetzt war. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, wie ich mich selbst in diese Situation gebracht habe. Es hatte angefangen, als die Welt sich noch in eine andere Richtung drehte. Damals war Jo noch der Mittelpunkt meines Universums. Wie konnte ich Jo damals erklären, was mit mir vorging.

Es war schwer genug für mich selbst, zu verstehen, dass meine „Erkältung" mehr war und nicht einfach wieder verschwinden würde. Zu Beginn war es noch so simple die Symptome zu verstecken.

Wie sollte sie das Husten bemerken oder das leichte Zittern meiner Hände? Von meinen Schmerzen konnte sie ja gar nichts wissen, solange ich es ihr nicht sagte. Außerdem hatte sie zu dem Zeitpunkt selbst eine schwere Zeit. Ihre Mom war in einem Autounfall umgekommen. Wie konnte ich sie da noch mit mir belasten?

Fast ein halbes Jahr war es jetzt her. Ich hatte mich schon daran gewöhnt, mich zu verschließen. Unsere Beziehung war immer noch sehr gut, auch wenn es nicht mehr das Gleiche war wie früher. Wie konnte es auch? Ich gab ihr nichts von mir preis und Jos Sorgen waren gleichzeitig auch meine. Ich trug die Last von zweien und wusste, niemand würde mir helfen. Es verschlimmerte meinen Zustand, doch ich konnte es gut verheimlichen. Zumindest dachte ich das.

Von einem heftigen Husten geschüttelt, hatte ich mich in mein Zimmer zurückgezogen, es war wieder einmal so weit. Dem Husten folgten die Schmerzen und den Schmerzen folgte noch mehr Husten. Ich hatte meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle, doch ich wusste, es würde nicht lange dauern. Es hatte niemals lange gedauert.

Jo musste mich gehört haben, denn mit besorgtem Blick kam sie einfach in mein Zimmer, etwas was sie lange nicht getan hatte. Noch immer war mein Körper geschüttelt, doch ihr Anblick half mir, mich selbst etwas unter Kontrolle zu bringen. Ich bekam so nicht besser Luft, doch das konnte ich mittlerweile besser beherrschen.

„Alles in Ordnung?" Diese Frage war gewöhnlicherweise meine.

„Ja natürlich, hab mir wohl etwas eingefangen oder mich verschluckt oder so. Bist du schon mit deinem Gemälde fertig? Ich wollte dich nicht stören." Sie abzulenken hatte noch immer funktioniert. Genauso wie heute.

Das kleine AlphabetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt