[02] - RIPPED APART

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VERWIRRT UND NICHT
VERSTEHEN KÖNNEND, was ihr Vater soeben im Begriff war zu tun, starrten Jimin und seine Schwester ihn an.
Donghyuk betrat die Küche nun ganz und riss Jimin endgültig aus der Vorstellung, das Ganze könnte ein Traum und er noch im Bett sein. Die knarzenden Dielen waren real, sein Schatten war real, seine Panik war real.
Am liebsten hätte Jimin es seiner Schwester gleichgetan, und wäre seinem Vater freudestrahlend in die Arme gefallen, doch das konnte er nicht über sich bringen. Verdiente dieser Mann, der seinen Kindern über Jahre hinweg kaum Aufmerksamkeit geschenkt hatte, überhaupt eine Umarmung?
„Hallo, meine Süße. Hör zu, ich würde am liebsten noch ewig mit dir kuscheln, aber ihr müsst jetzt erstmal gut zuhören und tun, was ich sage!" Donghyuk klang ernsthaft besorgt, doch Jimin hatte seinen Stolz, und der stellte sich komentarlosem Gehorsam seinem Vater gegenüber in den Weg.
„Vergiss es, wir gehen jetzt zur Schule und du tust... Was auch immer du immer tust, wenn du dich mal wieder nicht für deine Kinder interessierst." Gerade wollte Jimin die Hand seiner Schwester ergreifen und mit ihr aus der Wohnung gehen, als sein Vater ihn plötzlich am Arm packte. Erschrocken und nun ernsthaft wütend starrte Jimin zwischen seiner Hand und dem Gesicht Donghyuks hin und her.
„Lass mich sofort los, du... Du-", Jimin wusste nicht, welches Wort aus seiner Schimpfwortbibliothek er für diesen Mann nutzen sollte, doch darüber musste er sich auch keine weiteren Gedanken machen, denn ausgerechnet Danbi unterbrach ihn.
„Jimin, bitte. Hör dir an, was er zu sagen hat", flehte sie beinahe und sah ihn an, als würde sie in den nächsten Nanosekunden in Tränen ausbrechen, wenn er nicht tat, was sie verlangte.
Wieder war es eine Weile still, das einzige Geräusch war der alt eingesessenen Belüftungsanlage zu verschulden, die seit Monaten nur noch seltsame rauschenden Töne von sich gab, anstatt das zu tun, wofür sie eigentlich da war.
„Es tut mir leid, aber ihr müsst jetz mitkommen. Ich habe schon viel zu lang gewartet." Donghyuk nahm Danbi auf den Arm und griff erneut nach Jimin. Dieser, vollkommen perplex durch die Dreistheit seines Vaters, ließ sich mitziehen.

Der Himmel hatte sich draußen zu grauen Wolken zusammengezogen und bildete mit der lauwarmen Temperatur und all den grauen, alten Häußern der Straße, eine sehr angespannte Atmosphäre. Auch waren die Wolken nicht nur gräulich, sondern hatten einen violetten Teint, welcher Jimin sofort auffiel. In dieser Gegend war das Wetter meist etwas schlechter als in anderen, doch eine solche Farbe hatte er am Himmel noch nie gesehen.
Ruckartig wurden er und Danbi in den alten Pick-Up-Truck ihres Vaters geschubst, von dem Jimin nicht glaubte, dass er noch fahren konnte, ohne nach fünfzig Metern auseinander zu fallen.
„Was soll der Scheiß?!", rief Jimin sauer, als Donghyuk sich ans Steuer setzte und losraßte, noch bevor seine Tür geschlossen war. Der Motor gab beunruhigende Laute von sich, doch der Wagen fuhr – mehr oder weniger – problemlos an.
„Ich kann euch das jetzt nicht erklären, ihr werdet es verstehen – später. Ihr müsst mir vertrauen." Jimin fühlte sich, als sei er im falschen Film. Von der holprigen Straße und dem nonchalanten Fahrstil seines Vaters wurde ihm etwas übel und er begann, dass Marmeladentoast zu bereuen.
„Wie kannst du Vertrauen von uns verlangen, wenn wir Jahre lang kaum ein Wort mit dir gewechselt haben? Was glaubst du eigentlich, wer du bist, einfach plötzlich aufzutauchen und alles durcheinander zu bringen?! Ein Freak bin ich jetzt schon, willst du mir auch noch meine Noten versauen?" Donghyuk erwiderte nichts, aber Jimin war klar, dass seine Worte angekommen waren. Er wusste, dass sei Vater sein Bestes tat - zumindest das, was er als sein Bestes wahrnahm -, doch er empfand seine Wut dennoch als berechtigt.
Danbi saß nur still auf ihrem Sitz, vermutlich gespannt darauf, was als nächstes passierte. Vielleicht war sie auch einfach nur geschockt, weil Jimin gerade zum ersten Mal, so lang sie sich erinnern konnte, die Fassung verloren hatte.
Das Auto wurde immer schneller, überstieg irgendwann sicherlich sogar das Tempolimit einer Autobahn, obwohl sie sich noch im Ort befanden.
„Bist du wahnsinnig oder willst du uns einfach nur umbringen?!", schrie Jimin, jetzt mehr verängstigt, als wütend.
„Park Jimin, ich will dir alles erklären, mich entschuldigen und wieder gut machen, was wieder gut gemacht werden kann, aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt dafür!" Plötzlich riss er das Lenkrad herum und das Auto pretterte nach rechts direkt auf ein Stoppelfeld. Jimin verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als sein kopf dumpf gegen die Scheibe schlug, doch anstatt sich darum Gedanken zu machen, drehte er sich sofort zur Seite, um sicherzustellen, dass Danbi sich nicht verletzt hatte.
Die Reifen quietschten und alles wackelte beachtlich, doch das Auto bewegte sich gnadenlos weiter vorwärzt.
Keiner sagte mehr etwas, bis auf ein paar Flüche, die Jimin ausstieß, während er versuchte, Danbi anzuschnallen.
Die Strecke führte sie über mehrere Felder, in einen Wald hinein, bei dessen Durchquerung Jimin sich die Lippe an der Tür blutig schlug, da auch dieser Weg nicht gerade verlief, wie eine Asphaltstraße.
Mit einem Ruck kam der Pick-Up schlussendlich zum stehen.
Immer noch wütend und sehr überfordert streckte Jimin sich zur Seite, um einen guten Blick aus der Frontscheibe zu erhaschen, doch der Ausblick nach vorn war nicht viel eindeutiger, als der zur Seite.
Sie standen direkt vor einem Grauen Betonklotz, in den eine Art Tor eingelassen war. Allerdings war das gesamte Teil stark zugewachsen, weshalb er nicht glaubte, dass sich vermutlich verbrogene Mechanismen noch betätigen ließen.
„Danbi, Jimin, es wird jetzt einiges passieren, was ihr nicht verstehen werdet. Ich bitte euch auch nicht, mir zu verzeihen oder zu akzeptieren, was ich euch in den letzten Jahren angetan habe, aber seid euch sicher, ich will und wollte nur das Beste für euch. Hier seid ihr in Sicherheit."

𝙋𝙐𝙍𝙋𝙇𝙀 𝙍𝘼𝙄𝙉 ʲⁱᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt