Pläne schmieden

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(Prudences POV)

Als ich bei John angekommen bin, öffnet er mir die Tür und ich trete ein. Nachdem ich ihm erzählt habe, wie ich meine Mutter verjagt habe will ich in die Küche gehen, doch John hält mich auf: "Wir essen heute im Garten, weil so schönes Wetter ist." Erklärt er. "Oh, na dann." Lächle ich und gehe zur Hintertür hinaus. Mimi sitzt schon am Tisch und John und ich setzen uns zu ihr. Auf dem Tisch stehen eine Schüssel mit gekochten Eiern, Sandwichbrot, Salat, Tomaten, Käse, und noch einige andere Lebensmittel, die eher zu einem Picknick passen würden, als zu einem Abendessen, aber wir essen ja auch im freien also ist es schon wieder irgendwie passend.

Mimi fragt uns beide ein bisschen über die Schule aus und wir antworten mehr oder weniger wahrheitsgemäß. Das ist das einzige bisschen Konversation das wir führen, doch wir reden auch sonst nie viel beim Essen.

Als eine Weile später alle mit dem Essen fertig sind, holt John seine Gitarre und wir setzen uns zusammen ins Gras. Meine Mutter würde mich jetzt umbringen, weil ich vielleicht Grasflecken auf den Rock bekomme, aber mir ist das egal. Während Mimi das Geschirr ins Haus räumt, spielt John mir ein Lied vor, das Paul neulich geschrieben ha als es regnete. Es heißt "I'll Follow The Sun" und ist wirklich gut. Paul ist genau so talentiert wie John, was Musik angeht und sie beide sind sehr attraktiv. Ich wette, die Band wird mal berühmt, wenn auch nicht unbedingt mit allen derzeitigen Mitgliedern.

Gedankenversunken lausche ich Johns Spiel, doch plötzlich hört er abrupt auf zu spielen und hält mir die Gitarre entgegen. "Jetzt spiel du." Fordert er mich auf, doch ich will dem ausweichen und sage: "Du weißt doch, dass ich nicht spielen kann, du Idiot, und nebenbei bin ich Linkshänderin." "Ist mir egal, drehst du die Gitarre halt um und ich zeige dir was du spielen musst." Lacht John. "Na gut gib das Ding halt her, aber wenn's scheiße klingt bist du schuld." Lasse ich mich schließlich doch darauf ein. "Wird es bestimmt nicht." Säuselt John leise mit einer weichen Stimme, die ich bei ihm nur selten gehört habe. "Was hast du gesagt?" Frage ich obwohl ich ihn verstanden habe. "Ach nichts." Sagt John. "Ok probier mal einen Finger da hin zu legen, dann noch einen da und noch einen da." Erklärt er mir. So gut ich kann versuche ich umzusetzen was er sagt, doch es fühlt sich an als würde ich mir dabei die Finger verknoten. "Nein, nein, nein, da hin hab ich gesagt und mach die Finger näher an die Bünde und drück fester auf die Seite drauf." Befielt er mir. "Autsch, das tut weh." Beschwere ich mich. "Das erste Mal tut immer weh, weißt du doch." Lacht er und ich muss auch anfangen zu lachen. "Ok, jetzt müsste es gut klingen." Meint John konzentriert und spielt die Seiten. Überraschender Weise klingt es tatsächlich nicht schlecht. "Und was habe ich da gerade gespielt?" Frage ich lachend. "C-Dur." Meint John. "Ok, weil ich mich mit Musik so toll auskenne weiß ich jetzt auch genau bescheid." Sage ich ironisch. "Spiel du lieber wieder." Lächle ich und gebe ihm die Gitarre zurückk. Er nimmt sie und legt sie neben sich ins Gras. "Es wird langsam dunkel, lass uns rein gehen." Schlägt er vor. Ich nicke und gehe ihm hinterher ins Haus.

"Wir gehen auf mein Zimmer und wenn wir müde werden gehen wir schlafen. Stör uns bitte nicht." Ruft John seiner Tante zu, während wir die Treppe hinauf und in sein Zimmer gehen. Als wir drin sind setze ich mich aufs Bett und er lässt sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und dreht sich damit ein wenig hin und her. "Ich hab irgendwie keine Lust, morgen in die Schule zu gehen. Wir schreiben drei Arbeiten, und die Hausaufgaben hab ich auch nicht gemacht." Quengelt er. "Geh doch nicht hin. Wäre ja nicht das erste Mal dass du Schule schwänzt." Entgegne ich im Scherz. "Ach allein ist das langweilig." Meint er und sieht mich erwartungsvoll an. "Willst du dass ich mit dir hier bleibe oder was?" Frage ich. "Ja klar! Also nicht das wir hier bleiben aber wir könnten doch was anderes machen." Meint er mit leuchtenden Augen. "Und was beispielsweise?" Will ich wissen. "Ich gehe immer in die Stadt und klaue Schallplatten oder Süßkram oder sowas." Antwortet er schulterzuckend. Ich tue so als würde ich nachdenken. "Hm... Also während wir uns in Schwierigkeiten bringen, bringen wir uns noch mehr in Schwierigkeiten indem wir uns Strafbar machen... Klingt verlockend." Lache ich. John lacht auch.

Plötzlich muss ich gähnen und ich spüre wie müde ich bin. "Können wir schlafen gehen?" Frage ich John und er nickt. Ich gehe zu erst ins Badezimmer, ziehe mich aus und stelle mich unter die Dusche. Zu meiner Enttäuschung ist das Duschbad und das Shampoo das ich hier gelagert hatte leer, weswegen ich jetzt das von John benutzen muss. Um zu vermeiden, dass ich nach Mann rieche, lasse ich das Duschgel weg. Eigentlich müsste ich jetzt ja aus der Dusche raus gehen, aber das warme Wasser ist gerade so angenehm, dass ich es einfach nicht schaffe, mich dazu zu bringen, die Duschkabinentür aufzumachen.

Ich muss schon ziemlich lange unter der Dusche stehen, denn John klopft an die Tür und fragt: "Alles ok da drinnen?" "Ähm, ja klar, ich komm jetzt raus." Rufe ich. Nachdem ich das Wasser abgedreht habe, steige ich aus der Dusche ins kalte Bad. Frierend suche ich nach einem Handtuch, doch zu meinem Entsetzen ist keins da. Überhaupt keins. Nichtmal ein benutztes von John oder irgendetwas anderes womit ich provisorisch meine Blöße verstecken könnte, während ich ein Handtuch besorge. "Ähm, du John, das ist mir jetzt echt peinlich, aber hier ist kein Handtuch." Rufe ich durch die geschlossene Tür.

Won't You Come Out To Play?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt