Die Flucht

728 39 2
                                    

Fassungslos sah Elara aus dem Fenster hinaus. Schnee. Es lag Schnee. Im Sommer! Amanda hatte ihr gesagt, dass sich das Reich verändert hatte, aber das sogar das Wetter sich verändert hatte. Es schien wohl schon seit einigen Jahren nur noch Schnee zu liegen. Was aßen die Leute? Konnte man sich überhaupt ernähren bei dem Dauerfrost? Die Felder waren bestimmt vollkommen nutzlos und lagen brach. Kein Weizen konnte bei den kühlen Temperaturen gedeihen. Doch was am schlimmsten war, waren die Menschen selbst. Ihre Herzen waren genauso kalt wie das Wetter. Ihre Mienen ausdruckslos und leer. Da war keine Liebe und auch keine Hoffnung. Langsam riss sie ihren Blick von den leeren Straßen und richtete ihn auf einen Spiegel. Sie war so schrecklich dünn geworden. Ihre Haut war fast genauso weiß wie der Schnee, nur ihre leicht geröteten Wangen machten einen Unterschied. Sie war größer geworden. Nun sie musste jetzt 26 Jahre alt sein. Amanda hatte ihr erzählt,dass sie seit 10 Jahren in dem Kerker eingesperrt gewesen war. 10 Jahre. Sie hatte sich bestimmt sehr verändert, aber man konnte es nicht sehen, so dünn war sie. Einzig ihre goldenen Augen strahlten mit der Wintersonne um die Wette.

 Einzig ihre goldenen Augen strahlten mit der Wintersonne um die Wette

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Doch es war gefährlich für sie. Niemand außer der Königin der Herzen besaß goldene Augen. Und dann noch das herzförmige Muttermal auf ihrer rechten Wange, knapp unterhalb ihres Auges. Diese zwei Makel würden sie sofort verraten. Jedoch schien sich Amanda darüber schon Gedanken gemacht zu haben. Als die Dienerin Elara beim Ankleiden geholfen hatte, betrat Amanda wieder das Zimmer. In ihren Händen hielt sie eine Maske und ein Fläschchen. Neugierig und doch Misstrauisch musterte Elara das Fläschchen. Die Maske würde ihre rechte Gesichtshälfte gänzlich verdecken, sodass niemand ihr Muttermal oder ihr Auge sehen konnte, aber was war mit der linken Seite. "Hör zu. Mit dem Trank kannst du deine Augenfarbe ändern, jedoch nur vorübergehend und nur ein Auge. Der Trank wirkt einen Monat höchstens. Aber wenn du erst einmal verheiratet bist, dann kann ich dir immer ein neues Fläschchen schicken. Und jetzt trink schnell.". Elara schluckte den Kloß im Hals hinunter und kippte den Inhalt schnell hinunter. Es schmeckte scheußlich und ihr Magen knurrte rebellierend, jedoch behielt er es bei sich. Dann legte sie die Maske an und betrachtete sich erneut im Spiegel. Amanda begann ihre Haare zu frisieren wie sie es immer zu tun gepflegt hatte. Elara lächelte wehmütig. Das waren noch Zeiten gewesen. Fasziniert betrachtete sie ihre neue Augenfarbe. Sie hatte sich in bernsteinfarben geändert. Es kein besonders großer Unterschied, jedoch entscheidend.

 Es kein besonders großer Unterschied, jedoch entscheidend

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Schließlich war Amanda mit ihren Haaren fertig. Sie waren ziemlich lang geworden. Amanda hatte sie zu einem einfachen, dicken Zopf geflochten und eine Haarsträhne bedeckte zum Großteil, die Maske. "Wir werden uns schon etwas plausibles Einfallen lassen, damit niemand fragen stellt, aber nun komm. Margarete scheint etwas zu ahnen, das ich weg möchte. Bisher konnte sie mich immer als Schwäche für Jurian benutzen.". Entsetzten machte sich in Elara breit. Die Liebe zweier Menschen einfach so auszunutzen. Furchtbar. Amanda reichte ihr einen Schal und einen dicken, knöchellangen Mantel, der mit Schafwolle gefüttert war. Dann noch eine Mütze und Handschuhe. Als sie fertig angezogen war, zog sich Amanda schnell ihre Sachen an und schon sahen die Beiden aus wie normale Bürgerliche. Dann verschwanden sie durch den Dienstbotengang hinaus aus dem Schloss zu einem kleinen Wäldchen. Dort waren zwei Pferde für sie bereitgestellt worden. Elara musste schlucken. Es war Ewigkeiten her, seitdem sie das letzte Mal auf dem Rücken eines Pferdes gesessen hatte. Doch Amanda wollte keine Zeit verlieren und half ihr beim Aufsteigen. Dann schwang sie sich auf den Rücken des anderen Pferdes und ritt los. Voran in den Wald hinein. Elara konnte nichts anderes tun, als ihr zu folgen. Sie überlegte Fieberhaft wie lange es wohl zu Jurians Reich dauerte. Das Schloss der Aufrichtigkeit lag nahe an der Grenze, jedoch müsste es mindestens einen Tag dauern, bis man die Grenze erreichte. Amanda jedoch trieb ihr Pferd so unbarmherzig an, als wolle sie Grenze noch in der Nacht erreichen. Und das Pferd rannte. Seine Muskeln arbeiteten willig für seine Reiterin und Elara folgte ihr. Blieb dicht hinter ihr. Erst als sie den Wald hinter sich hatten, wurde Amanda langsamer. Dann bog sie auf einen Feldweg ab, der nicht gänzlich eingeschneit war. "Wohin reiten wir?", fragte Elara gegen den aufkommenden Wind. "Zu den Höhlen. Dort gibt es eine Abkürzung, zu Jurians Reich.". Sie schwieg und folgte. Auf dem Weg konnten die Beiden nicht galoppieren, da der Boden zum Teil vereist war. Jedoch kamen die Höhlen schnell in sicht, so als hätten sie auf die beiden Königinnen erwartet. Die letzten Meter gaben Elara und Amanda den Pferden nochmals die Sporen, um so viel Zeit wie möglich zu gewinnen. Sie stiegen beim Eingang ab und nahmen die Pferde bei den Zügeln und verschwanden in der Dunkelheit der Tunnel. Die Pferde setzten nur zögerlich einen Huf vor den Anderen und Amanda erhellte die Dunkelheit nur mit einer einzigen Fackel. Elara fühlte sich unwohl, doch sie versuchte zuversichtlich zu sein. "Sei vorsichtig.", flüsterte Amanda. Elara konnte nur nicken. Ihr Atem verließ keuchend ihre Lungen und hallte schwach in den Tunneln wieder. Dennoch lief sie weiter. Plötzlich waren Schritte zu hören. Schwere Schritte. Sie kamen von hinten. Es waren Wachen. Margarete hatte Amandas verschwinden bemerkt! "Los, schneller." schrie Amanda und zerrte das Pferd hinter ihr her. Auch Elara beschleunigte ihre Schritte, um nicht den Anschluss zu verlieren. "Königin Amanda, auf Befehl von Königin Margarete seit ihr unter Arrest. Wiedersetzt euch nicht, sondern kommt aus freien Stücken zurück!", rief einer der Wachen. "Niemals! Soll sie verrotten in ihrem Schloss, soll sie verenden an der Macht, die sie hat. Soll sie erblinden an den Lügen, die sie verbreitet! Keinen Tag länger werde ich mit ansehen, was sie aus diesem Königreich gemacht hat.", entgegnete Amanda zornig. "Das ist ein Befehl!". "Ich bin genauso eine Königin des Reiches wie sie. Sie hat mir gar nichts zu Befehlen.", antwortete Amanda und verschwand hinter einer Kurve. Elara hetzte mit ihrem Pferd hinter ihr her. "Los weiter. Wir sind bald da.", ermutigte mich Amanda. Doch auch die Wachen holten auf. "Wenn ihr dem Befehl nicht folge leistet, müssen wir euch töten.", rief der Soldat erneut. "Das wagt ihr nicht! Nicht wenn ihr Krieg wollt.". Wieder bogen die Schwestern um eine Kurve und Elara warf einen Kurzen Blick nach hinten nur um festzustellen, das die Wachen bereits aufgeholt hatten und man bereits das Licht ihrer Fackeln sah. "Gleich geschafft!", keuchte Amanda, als es bergauf ging. Tatsächlich! Elara konnte bereits Licht erkennen, das von oben auf sie hinab schien. Auch die Pferde schienen das Licht zu bemerken, denn sie wurden schneller. Jedoch auch die Wachen. Elaras Lungen brannten durch die Anstrengung, doch sie beschleunigte nur ihre Schritte. Kämpfte um jeden Schritt der sie der Freiheit näher brachte. Und als sie endlich den Höhlenausgang erreichten, standen ihr Tränen in den Augen. Sie konnten noch einige Meter hinter sich bringen, ehe Elara endgültig die Kräfte verließen und sie in die Knie ging. Sie hatte keine Kraft mehr und sie schnappte nach Luft. "Elara steh auf! Bitte. Wer weiß, ob sie sich an die Grenzen halten werden!". Und tatsächlich verließen die Wachen ohne zu zögern die Höhle und zückten ihre Schwerte. Die Pferde scheuten und wieherte schrill, als die Soldaten nach ihnen Hieben um sie zu vertreiben. Somit hatten Amanda und sie keine Fluchtmöglichkeit mehr. " Na los. Lassen wir doch dem lieben König Jurian ein Geschenk da. Seine tote Frau.", lachte einer der Soldaten. Entsetzten ergriff Elara. Ihre Schwester sollte getötet werden? "Renn!", schrie sie. Doch Amanda blieb. Ihre Miene war eisern als sie dem Soldaten ins Gesicht spukte und nach ihm Schlug. Er ging zu Boden und schrie auf vor Schmerz. Die Anderen Soldaten wichen etwas zurück, doch sie hielten ihre Schwerter hoch. Gerade, als einer der Soldaten angreifen wollte, traf ein Pfeil seinen Hals und er ging mit einem gurgelnden Laut zu Boden. "Wenn ihr es wagt auch nur einen Schritt näher an meine Frau zu kommen, dann seid ihr Tot!", ertönte eine erboste Stimme.

The Queen of HeartsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt