Ich habe mir vorgenommen, nichts zu hassen...
Mein Zeigefinger schwebt über dem Display meines Handys.
...nichts zu hassen...
Der Satz ist gut. Nein, der Satz ist ganz okay, das klingt weniger selbstzufrieden. Ich sollte vielleicht aufhören, Texte mit einem Ich zu beginnen. Ein bisschen klingt das, wie aus einer Selbsthilfegruppe...
Guten Tag, mein Name ist egal, da ich ihn mir nicht ausgesucht habe, und er damit nichts über meine Entscheidungsgewohnheiten aussagt, und ich habe mir vorgenommen nichts zu hassen.
Ich halte die Löschtaste gedrückt, bis das Display wieder weiß ist. Tabula rasa. Tabula illuminata rasa. Oder illuminatara? Illuminator? Ich hätte nicht damit anfangen sollen...
Ich lasse mich auf mein Bett fallen und benutze meinen Daumen zum Schreiben.
Ich habe mit mir vorgenommen, nichts zu hassen...
Das Prinzip von Hass ist mir bei näherer Betrachtung als...
Als was eigentlich? Unlogisch? Unökonomisch? Hässlich? Unmoralisch?
...als dumm vorgekommen.
Heuchelei. Heuchelei. Heuchelei.
Ich mag die Bibel. Christ bin ich nicht, sondern Agnostiker. Ich habe die Bibel auch nie wirklich gelesen, sondern kenne nur Stellen, aber es gibt sehr gute. Auch nicht religiöse Menschen...das klingt zu belehrend...
Die Bibel wurde wahrscheinlich von schlauen Menschen geschrieben. Es stehen schlaue Dinge drin.
Besonders zum Nachdenken haben mich die sieben Totsünden gebracht.
Immer, wenn man einen Charakter, und ich sage bewusst Charakter und nicht Person, abstoßend findet, kann man einatmen und über diesen Charakter nachdenken, sehr wahrscheinlich fällt einem dann eine passende Totsünde ein. Das bringt einem nicht viel, aber man kann die Sünde dann gebieterisch flüstern, wenn es einem Spaß macht.
Hass.
