Chapter 1

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》Fremder Retter《

Ich warf die Schürze auf die Mehlbedeckte Arbeitsplatte der Waisenhausküche. "Erledigt."

Die alte Chefköchin Molly nickte missmutig. "Dein letzter Tag?"

"Aye, Molly. Jetzt kann mir niemand eine Rechnung für meine Schulzeit stellen."

"Ist auch eine frechheit das der alte McNeal dich damit erpresst hat. Nur weil er ein Laird ist und mit dem Sheriff gut kann..." sie seufzte enttäuscht.

Mir war es heute mittlerweile egal. Immerhin hatte er mich als kleines Baby irgendwo aufgelesen und hierher gebracht. Kurz ehe ich zu alt für das Waisenhaus wurde und Platz machen musste, dünnte sein Personal aus. In seiner Not zwang er mich mit Ausflüchten, hier zu bleiben und zu arbeiten.

McNeal war allerdings nicht hier, sondern auf seiner Burg. Deshalb verabschiedete ich mich nur von Molly und verließ die zugigen Mauern, das eiserne Tor und den gepflasterten Weg das zur Stadt führte.

Es war schon spät und es hatte geregnet. Weshalb meine alten, durchgelaufenen Schuhe patschende Gerräusche auf den Stein machte. Nur vereinzelte Huren- oder Schankhäuser hatten noch Licht. Die anderen Handelshäuser hatten schon längst gegessen und sich mit ihren Familien schlafen gelegt. Es war ein wenig kalt, es war gerade April, und ich hatte eigentlich keinen wirklichen Schal oder Mantel. Nur ein altes Tuch das ich fest um mich wickelte. Doch das war durchnässt.

Ich war gerade dabei zu überlegen, wo ich diese Nacht hin sollte, ohne zuhause. Denn ich war zum ersten mal Heimatloser als sonst. Sonst konnte ich immer im Waisenhaus schlafen. Das würde ich ab heute nicht mehr können. Und obwohl ich mir das immer gewünscht hatte, das Waisenhaus hinter mir zulassen, wurde ich schwermütig.

Plötzlich erklangen mehrere schnelle Schritte hinter mir. "Stehen bleiben!"

Da liefen drei maskierte Männer an mir vorbei und drückten mir was in die Hand. Dann liefen sie ohne Beute weiter. Es war ein ungeheuer schwerer Geldbeutel. So wie ich begriff, das ich einfach blöd da stand, ließ ich den Beutel fallen und lief in eine der Gassen, in denen nicht ein einziges Licht mehr brannte. Den Sheriff hörte ich dennoch brüllen. Oh Man, meine Freiheit fing ja gut an.

Am Ende der Gassen lagen drei weitere Finstere Ecken vor mir zur Auswahl. Einen Moment herlaubte ich meiner brennenden Lunge eine Pause und warf einen Blick über die Schulter. Natürlich verflogte der junge Scheriff mich, die Unschuldige!

Gerade wollte ich nach Links laufen, da wurde ich nach Rechts gezerrt. Ich landete an einer harten Steinmauer, eine Pranke lag auf meinen Mund und ein schwerer Körper preaste sich gegen meinen. Er packte mein Bein, zerrte es an seine Hüfte und beugte seinen Kopf zu mir herunter. Einen Moment rang ich mit der Panik.

Dann sprach er aber mit einer angenehmen rauen Stimme zu mir. "Ganz ruhig, ich hab alles gesehen. Ich lass dich gleich gehen..."

Der junge Sheriff kam in unsere Gasse gehetzt und wirbelte den großen Hüne herum. "Wisst ihr wo das Mädchen hin ist?"

Er legte den Kopf schief und deutete auf mich. "Denkt Ihr, ich habe Augen für etwas anderes als sie?"

Der Sheriff knurrte genervt und wandte sich ab. Nach einigen Augeblicken wandte er sich zunmir zurück und hielt mir die Hand hin. "Kieth Cael." Zögernd ergriff ich die Hand. Sie war groß, warum und rau. In fast den selben Moment begann es langsam zu tröpfeln. Kieth knurrte einen Fluch.

Eigentlich wollte ich mich davon machen, doch Kieth hielt mich auf. Er ergfiff ganz sacht mein Handgelenk. "Wie ist Euer Name?"

"Wieso wollt Ihr das wissen?"

"Ich habe Euch auch meinen genannt."

Mich beschlich ein unangenehmes Gefühl. "Ich dachte, Ihr würdet mir nichts tun..."

Sofort ließ er mich frei und erhob die Hände auf Kopfhöhe. "Mach ich auch nicht. Ich dachte nur, Ihr seht ziemlich durchfroren aus."

Ich folgte seinen Blick zu meinen zitternden Fingern, die mein Tuch um meine Brust umklammert hielten. "Ich schlafe bei einen Freund und würde Euch gern einladen-"

"So eine bin ich nicht!"

Er grinste charmant. Im dunkeln sah es beinah interesant aus. "Offentsichtlich. Solche haben nähmlich wärmer Sachen."

Verlegen ging ich davon. Kieth hielt mühelos Schritt mit mir. "Mein Freund ist ein Wirtshaus Besitzer. Ich würde ihn überreden Ihnen ein Zimmer gratis zu geben. Ein eigenes. Das ist alles."

"Was müsste ich dafür tun? Bestimmt nicht nur danke sagen, was?"

Er lächelte und schüttelte den Kopf. "Ich war bis jetzt mit Euch in einer einsammen Gasse und war sogar zwischen Euren Beinen. Und doch hab ich nichts Ehrenloses getan, oder wie sehe ich das?"

Das ließ ich so stehen, denn er hatte Recht. Doch er war noch nicht fertig. "Ich finde Ihr seid eine hübsche Frau und solltet um diese Uhrzeit nicht auf den Straßen sein. Das ist alles. Sollte ich eine Frau haben wollen, suche ich mir eine Frau, die das selbe sucht wie ich. Aber ich zwinge niemanden dazu."

"Das kann man ja leicht behaupten."

"Das ist wahr." Er blickte kurz auf seine Stiefel. "Das Hufeisen. So heißt das Wirtshaus. Kommt mit mir auf ein heißes Met und lernt mich kennen. Dann könnt Ihr es Euch überlegen und seid den Regen los."

Das hörte sich nicht schlecht an. Die paar Coins hatte ich. "In Ordnung."

Lächelnd führte er mich über mehrere Ecken in das Hufeisen. Die Mänmer sprachen gedämpft miteinander, Huren gab es keine und es roch nach frischen Eintopf. Kieth hob zwei Finger und führte mich an einen runden Tisch in eine Ecke. "Darf ich nun wissen, wie Ihr heißt."

Ich hing mein Tuch über die Stuhllehne. "Lexa. Und das Siezen ist unnötig. Ich bin niemand."

Kieth stürzte die Lippen sagte aber nichts dazu. Dann lehnte er sich mit einen Spitzbübischen Blick nach vorn. "Also Lexa. Jetzt wo du mich bei Licht siehst. Denkst du immer noch, ich bin ein schlechter Kerl?"

Ich lehnte mich ebenfalls ein wenig vor. "Also Kieth. Denkt Ihr, sowas sieht man einen an?"

Als er diesemal lächelte, fühlte ich mich ein wenig sprachlos. Sein Haar war schwarz, seine Augen gold und ein leichter Bartschatten wuchs um sein Kinn. "Du musst mich nicht Siezen. Ich bin einfach Kieth."

Ich zuckte mit der Schulter. "Wie du willst."

Als das Met und zwei Eintopfschalen gebracht wurden, fühlte ich mich neben Kieth nicht mehr so unsicher. Er suchte nicht nach Körperkontakt, beschränkte seinen Blick auf mein Gesicht und erzählte mir, das er den Wirt Mark, noch aus seiner Knappenzeit kannte. Er und sein Dienstherr hatten hier immer Mittag gegessen.

Nach dem Essen war ich aufgewärmt und getroknet. Und der Gedanke hier zu schlafen, fühlte sich nicht mehr verkehrt an. Nachdem Kieth mit Mark alles geklärt hatte, verzogen wir beide uns in unsere Zimmer. In entgegen Gesetzte Richtungen.

Und doch behielt ich meinen Fremden Retter im Hinterkopf als ich einschlief.

Der Pakt mit dem SchottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt