James Anderson - four

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Ich wusste nicht, wie viel Uhr es war, als ich sie in ihr Bett getragen habe. Ich habe auch an nichts anzügliches gedacht, als ich ihre Jeans in eine bequeme Jogginghose wechselte.

Ich deckte sie zu wie in alten Zeiten und strich ihr eine Strähne aus ihrem zarten Gesicht weg. Schon abgefuckt, wie nah wir uns damals standen und nun saß ich da an ihrer Bettkante und wusste nichts mehr von ihrem Leben. 

Hatte sie jetzt überhaupt einen Freund? Zwar gingen wir auf die gleiche Uni, aber so oft liefen wir uns nicht über den Weg und erst recht nicht redeten wir über unser jetziges Sexleben. 

Ich gähnte und stützte mich auf von ihrem Bett. ich streifte meine Schuhe ab und schaute mich in ihrer Wohnung um. 

Klein aber fein. 

Alles ordentlich. 

Alles sauber. 

Was ein scheiß. Ich verdrehte meine Augen.

Mädels sind immer so ordentlich. Wir Typen kriegen nichts auf die Reihe, außer zu vögeln. 

Im Wohnzimmer hing ein großes Porträt von ihr und ihrer Mutter. Beide lächelten und beide sahen fast identisch aus. Das ist mir aber auch schon damals aufgefallen. Ihre Mutter hatte immer ein Herz aus Gold. Und ehrlich, ich weiß, sie mochte mich nicht so. Ich meine, ich bin James Anderson. Der Name konnte mir damals helfen oder auch total von Nachteil sein.

Sie dachte, ich bin ein reicher Schnösel, der nur ihre Tochter ficken will. Nein, ich wollte viel mehr als nur das. Klar war ich reich, dass bin ich noch jetzt. Meine Eltern sind beide krasse Anwälte, dass heißt mir und meinem Bruder fehlte es an nichts in unserer Kindheit. Aber ich wollte immer mehr und nur die wenigstens kannten mich so gut wie Olivia.

Auf der kleinen Couch im Wohnzimmer fand ich ein offenes Fotoalbum liegen. Die hat sie sich locker angeschaut, bevor ich an ihrer Tür geklingelt habe. Ich setzte mich daneben und nahm das Album in die Hand und blätterte durch. 

Ich saß in einem fremden Wohnzimmer und blätterte einfach in einem Familienalbum durch. Ich sah nur Bilder von Olivia und ihrer Mutter oder ihren Freundinnen. Ihr Vater war ein Wichser. Es wunderte mich also nicht, dass ich kein Bild mit ihm fand. Ich grinste. Der Idiot hat es verdient, ihre Aufmerksamkeit nicht zu bekommen. Nicht mal in einem scheiss Fotoalbum. 

Irgendwann blieb ich wie erstarrt sitzen. Ich war viel zu überrascht als ich ein Bild von uns beiden im Fotoalbum gesehen habe. 

Das Bild war wohl nicht nur ihr Lieblingsbild, sondern meines auch. Wir beide küssten uns mit geschlossenen Augen im strömenden Regen. Total kitschig und hört sich jetzt auch viel zu blöd an, aber das war der beste Tag meines Lebens. Sie tanzte vor mir im Regen im BH und Jeans, dabei scherte sie sich einen Dreck, was andere Leute von ihr dachten. Ich beobachtete sie dabei, wie sie ihre Hüften bewegte, ihre braunen langen Haare nach hinten warf und mich immer wieder mit ihrem erregenden Blick anschaute. 


Da erst erkannte ich, dass Olivia sich nach all der Zeit verändert hatte. Sie war verschlossener geworden. Sie lachte nicht mehr. 

Mir kam die Idee, dass ich einfach öfters spontan bei ihr vorbei schauen sollte. Einfach nur um zu wissen, dass es ihr gut geht. Mit was für Menschen sie abhängt, mit wem sie ausgeht und der ganze andere scheiß auch. 

Denn sie war schon lange nicht mehr die Frau, die ihr Oberteil im kalten Regen auszog und für mich eine Show ablegte. 

The DealWo Geschichten leben. Entdecke jetzt