Zwei Verfolger (Kapitel 2)

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Wieder wanderte mein Blick zu seinem Oberkörper und ich gaffte seelenruhig weiter. Nach etwa fünf Minuten des Gaffens meinerseits und des Wartens seinerseits, gab aber schließlich auf und wollte wieder gehen.

Kurz bevor er die Straße betrat sah er noch einmal zurück und mir direkt in die Augen. Verwirrt runzelte er seine Stirn und kam langsam auf mich zu. Die Fahrertür sprang auf und ein anderer, schwarzhaariger Junge sah über das Dach des Wagens hinweg zu seinem Freund. „Was ist los, Danny?", rief er laut zu dem Jungen, der auf mich zukam und bekam als Antwort nur ein knappes Handzeichen zu warten.

Anstatt weiter weg und damit in die Arme eines Monsters zu laufen, rannte ich aus der Gasse und direkt auf die nächste Regenrinne zu, um sie zu erklimmen. Danny verstand und stürmte zu der Rinne, um mir zu folgen, doch seine Hände rissen sofort vom rostigen Altmetall auf. Auch der Andere stürmte zum Haus und starrte zu mir hoch. „Was zum?", murmelte er, doch Danny unterbrach ihn.

„Wir müssen aufs Dach!" Dann rannte er zur Haustür des Mehrfamilienhauses und gab es sofort wieder auf, da niemand da zu sein schien. Als er wieder zu seinem Freund kam, war ich bereits oben und saß erschrocken im Schatten, um mich zu beruhigen.

„He, du! Komm runter!", rief der Schwarzhaarige zu mir hinauf, doch das hatte ich nicht vor. Ich stand auf und sah über den Dachrand. „Wieso sollte ich?", sagte ich möglichst ruhig zurück und spürte die leichte Wut in den Augen der Jungen.

Genau in diesem Moment, in dem ich auf dem Dach und die beiden anderen unten auf der Straße standen, pustete mir der Wind die Kapuze vom Kopf und zeigte mein Gesicht, inklusive der auffälligen, schwarzen Strähne. Sofort stolperte ich vom Rand weg und zog sie mir aufwendig wieder über, doch die beiden hatten mich bereits gesehen.

Wussten also genau, wie ich aussah und wie sie mich suchen konnten. Ich war ein gigantischer Idiot! Hastig und nervös stellte ich mich hin. Dann rannte ich zum anderen Ende des Dachs und sprang über den geringen Abstand auf das Nachbarhaus.

Genau als ich landete, sah ich aus dem Augenwinkel, wie die Jungen ebenfalls aufs Dach gekommen waren. „Stopp!", brüllte der Schwarzhaarige erneut und rannte als erstes los. Keine Frage, er besaß ein Talent für Geschwindigkeit, so wie er loshetzte. Aber ich besaß ebenfalls Magie, zwar keine Schnelligkeit aber dafür Sicht und so sah ich in der dunklen Nacht, als wäre es helliger Tag.

Also sprang ich geschickt zwischen Gartenmöbel, die auf dem Dach standen hin und herund versuchte schnell genug zu sein, damit der Junge gegen mindestens eines rannte. Doch das passierte nicht. Er sprang geschickt darüber und war in kurzer Zeit auf meiner Höhe, um mich festzuhalten.

Seine Hand landete mit Wucht auf meiner Schulter und eine Eiseskälte durchzog meine Adern. Ich fühlte, wie die Magie sich in mir verbreitete und wie ich schneller wurde. Ich schüttelte seine Hand ab und lief weiter zum Rand des Daches. Dort sprang ich wieder über die mindestens zwei Meter große Lücke und landete sanft auf dem nächsten Haus, nur um weiter zu rennen. Das Adrenalin schoss mir durch den Körper und ehrlich gesagt hatte ich sogar Spaß, vor den beiden wegzurennen.

Ein leises Lachen entglitt mir und es war mir sogar für kurze Zeit egal, ob sie mich erwischten, ich war glücklich, wie früher. Doch langsam gingen mir die Dächer aus. Zwei noch, dann gab es nurnoch Abgrund. Langsam verpuffte die Magie in meinem Körper und ich wurde langsamer.

Nur noch ein Dach.

Noch bevor ich an den Rand kam, wurde ich von einem der beiden zu Boden gerissen. Es war aber nicht der Schnelle, sondern Danny, der mich mit aller Kraft am Bodenhielt. Dabei brauchte er nicht einmal Magie einsetzen, falls er die hatte.

Ich war auf Taktik angewiesen und verwickelte ich mich aus Prinzip nicht in Schlägereien, da ich da ohne eingesetzte Magie meines Gegners meist den Kürzeren zog. „Wer bist du?", keuchte Danny, da er anscheinend gesprintet war und kein Talent für Geschwindigkeit besaß. „Geht dich gar nichts an!", stieß ich zurück. Meine Kapuze verdeckte meine Strähne, doch er könnte sie mir einfach vom Kopf ziehen und mich erkennen.

Der andere erreichte uns nur ein paar Sekunden später und stützte sich schwer atmend auf die Knie. „Die ist schnell!", keuchte er und richtete sich auf, wobei ihm einige schwarze Strähnen ins Gesicht fielen. Inzwischen schmerzten meine Handgelenke von Danny's schmerzhaftem Griff, doch als ich sie windete, packte er sie nur noch fester.

Irgendwann gab ich es auf. „Was wollt ihr?", schnaubte ich und tat so als ob ich aufgeben würde. Er schien ernsthaft zu überlegen, was er zuerst fragen sollte. „Warum hast du dich da versteckt?", antwortete dann aber der Schwarzhaarige und fügte noch hinzu: „Das ist keine Gegend für ein hübsches Mädchen wie dich."

Er zwinkerte mir zu, doch ich verdrehte nur die Augen, was Danny ebenfalls tat. „Anscheinend wisst ihr ja schon, dass die Gegend hier gefährlicher ist als der Midway, aber da die Frage aufkommt, warum ich mich vor euch versteckt habe und abgehauen bin, solltet ihr euch das noch einmal klarmachen."

Wieder drückte Danny zu und ich verzog eine Miene. Er hatte sich zunächst für eine Frage entschieden „Wieist dein Name?" „Skye Wilson.", murmelte ich leise und biss die Zähne unter seinem Griff zusammen, damit er ihn endlich löste. Was er anscheinend nicht vorhatte. „Was hast du in dem Büro gemacht?"

„Welches Büro bitte?", log ich und versuchte mich zu befreien. „Das Büro, aus dem du rausgekommen bist!" „Ich weiß nicht, was du meinst. Und ich war auch nicht in irgendeinem Büro." „Denkst du, ich bin blöd?", fuhr er mich an und als ich ihm in die Augen sah, spürte ich keine Wut, sondern leichte Verzweiflung, Angst und diesen Punkt, den ich vorher ebenfalls gesehen hatte.

„Vielleicht. Und selbst wenn, wieso sollte ich wildfremden Personen erzählen, was ich so mache?" Er ließ leicht nach. „Könntest du mich jetzt endlich loslassen?" Er zögerte kurz,ließ mich dann aber aufstehen. Er funkelte mich noch eine Weile an, wandte sich dann aber an den Schwarzhaarigen.

„Und jetzt? Ich denke nicht, dass Grigorius da ist." Dieser zuckte mit den Schultern und zwinkerte mir erneut zu. Ich rieb mir die schmerzenden Handgelenke und sah mit zusammengezogenen Augenbrauen zwischen den beiden hin und her.

Ohne irgendetwas zu sagen, drehte ich mich um und ging direkt auf den Dachrand zu, den ich anvisiert hatte. Danny bekam es gar nicht mit, er hatte mich kurz aus den Augen gelassen. Ein großer Fehler, den er nun auch bemerkte, aber ein paar Sekunden zu spät. Ich fiel bereits das Dach hinunter und kletterte die letzten Meter. Dann rannte ich in die nächste Gasse, die Verbindung zu einem der Dächer hatte, das zu meinem Quartier führte.

Nach ein paar Kletterzügen an der verrosteten Regenrinne saß ich wieder auf dem Dach und konnte beobachten, wie die Jungs auf der Straße hin und her wirbelten. Ich verzog mein Gesicht zu einem Grinsen und lachte in mich hinein über ihre Blödheit.

Langsam richtete ich mich auf, streckte meine Arme zum Mond und schloss kurz die Augen. Ich spürte, wie die bekannte Eiseskälte in meinen Adern floss und mich mit Energie versorgten, die mich stärker machen würde, so wie die des Schwarzhaarigen mich schneller gemacht hatte.

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Wattpad lässt meine Leerzeichen andauernd oxidieren, warum?

(」 ゚д゚)」

Naja, egal... Tüdelüü(ノ◕ヮ◕)ノ*:・゚✧

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