Nagisas Erkenntnis und der Morgen danach

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„Wollen wir hier noch was essen? Ich hab Hunger.", fragte Karma als das Gespräch mit Nagisas neuer Chefin beendet war. „Wenn's nicht zu teuer wird...", meinte er. „Ich bezahle.", sagte Karma daraufhin und rief eine Kellnerin. Ein hübsches brünettes Mädchen, mit braunen Augen das ihre weiße Bluse vermutlich einen Knopf zu weit offen hatte lief zum Tisch der beiden herüber. Er wusste nicht was sie dann sagte aber der Klang ihrer Stimme gefiel Nagisa gar nicht. Provokant stützte sie die Arme auf dem Tisch ab und redete weiterhin in diesem flirtenden Tonfall mit Karma. Nagisa wusste nicht warum aber ihm war noch nie jemand unsympathischer gewesen als dieses Mädchen. Gerade weil sie so gut aussah. War es möglich dass er eifersüchtig war? Was dachte er da eigentlich gerade? Was war überhaupt schon die ganze Zeit los. Die Klimaveränderung schien sich eindeutig schlecht auf seine Psyche auszuwirken. „Hallo Nagisa?", riss Karma ihn aus seinen Gedanken. „Hm?", machte er verwirrt. „Alles ok? Du siehst blass aus.", erkundigte sich Karma und sah ihm genau in die Augen. Ihre Gesichter waren eindeutig zu nah aneinander als das Nagisa noch hätte klar denken können. „Em ja.", brachte er unsicher hervor und nickte. „Ich hatte gefragt was du trinken willst.", erklärte Karma und bewegte sein Gesicht wieder etwas von Nagisas weg. „Em... Ja. Ich hätte gerne eine Flasche Rotwein." Bitte was?, schrie ihm sein inneres selbst beziehungsweise der vernünftige Teil davon zu, Was ist los mit dir? Nagisa hatte noch nie mehr als ein Glas Sekt getrunken und der hatte furchtbar geschmeckt. „Ok.", meinte Karma überrascht und bestellte was Nagisa gesagt hatte. Als Nagisa sich wieder einigermaßen sicher war das sein Gehirn normal genug arbeitete um eine vernünftige Reaktion hervorzubringen, sah er gerade noch wie die Kellnerin im Gebäude verschwand. Erleichtert atmete er auf und sah sich die Karte an. „Die war echt hübsch.", stellte Karma fest. Nagisa konnte es sich nicht verkneifen das Gesicht zu verziehen. Ob sie immer noch so hübsch wäre mit einem Messer im Rücken? Ha! Von wegen vernünftige Reaktion. Was war nur los mit ihm? „Hm kann sein.", meinte Nagisa ohne seinen Blick von der Karte zu nehmen. Was sollte er dazu sonst sagen? „Kanns sein das du irgentwie schlecht gelaunt bist?", wollte Karma wissen. Ach was ich hab mich ja nur gerade in einen Jungen verknallt. Moment was? „Ich geh kurz auf Toilette.", sagte Nagisa und rannte los. Als er im Gebäude war musste er nicht lange suchen. Er drehte den Wasserhahn auf und klatschte sich das kalte Wasser ins Gesicht. Was zur Hölle war das gerade? Das Wasser half wieder etwas klarer im Kopf zu werden. Konnte das wirklich seien? Er mochte Karma so viel war sicher. Aber Liebe? Das Gefühl war... eigenartig. Nagisa wusste nicht was schlimmer war. Dass es ein Junge war, dass es sein bester Freund war oder dass es Karma war. Ausgerechnet Karma. „Nagisa geht's dir wirklich gut?", hörte er Karmas stimme hinter sich. Erschrocken fuhr er herum und sah ihn mit besorgtem Gesicht hinter sich stehen. „Nein alles in Ordnung echt. Es ist nur das... Klima denke ich.", meinte er. Wow toll gemacht Nagisa, immerhin die halbe Warheit, hörte er die Stimme in seinem Kopf schimpfen. „Komm gehen wir zurück zu unserem Tisch.", meinte Karma, „Ach ja und kommt es nicht vielleicht etwas merkwürdig rüber wenn du auf die Herrentoilette gehst?" „Ach stimmt ja das hab ich ganz vergessen.", seufzte Nagisa und folgte ihm zurück nach draußen. Dort standen schon die Getränke. Der Abend war durchaus schön. Nagisa erzählte Karma noch etwas von seinem Plan für morgen. Am Ende hatte er die Flasche fast allein ausgetrunken und seine mangelnde Erfahrung mit Alkohol wurde deutlich. „Wir sollten langsam zurück.", meinte Karma als schon die ersten Sterne am Himmel standen. Nagisa nickte und versuchte aufzustehen. Eine dumme Idee. Ihm wurde schwindlig und in letzter Sekunde fing Karma ihn auf. „Ich hatte fast genau so viel wie du was ist denn los mit dir?", grinste er ihn verblüfft an. Nagisa zuckte mit den Schultern und sah ihn unschuldig an. Karma lachte, hob ihn hoch und ging los. Einen Moment lang drehte sich alles doch dann begriff er was passiert war. „Lass mich runter du Idiot! Lass mich runter.", brachte er lallend heraus. Karma aber lachte nur und trug ihn weiter durch die Straßen bis zum Hotel der beiden. Wie auch immer er es geschafft hatte mit Nagisa im Arm die Tür zu öffnen, stand er dann etwas ratlos da und schloss sie wieder hinter sich. Nagisa war inzwischen eingeschlafen. Sanft legte er ihn auf dem Bett ab, deckte ihn zu und machte sich auf den Weg zur Couch. „Lass mich nich alleine!", nuschelte Nagisa in sein Kopfkissen. Karma seufzte, zog die Schuhe aus und legte sich neben seinen besten Freund. Dieser schlang beide Arme um seine Taillie und seufzte erleichtert. Karma verdrehte grinsend die Augen und erwiderte die Umarmung.

One hundred ways to kill and one way to love <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt