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YN POV

Den ganzen Abend lang hatte ich nur auf meinem Bett gelegen und an die Decke gestarrt. Ich wollte einfach nicht wahr haben, dass Soonyoung tatsächlich so weit weg war. Je länger ich darüber nachdachte, desto schlimmer wurde es. Also rief ich Wonwoo an, in der Hoffnung, dass wir uns sehen könnten. Leider erreichte ihn nicht, wahrscheinlich schlief er schon. Ich versuchte es bei Mingyu, der Gott sei Dank dran ging.

"Hey, YN... "
"Hey. Hast du Zeit?"
"Weißt du eigentlich, wie spät es ist?", fragte die total verschlafene Stimme.
"Sorry, habe ich dich geweckt?"
"Natürlich hast du das. Es ist mitten in der Nacht."
"Kannst du trotzdem kommen?"
"Es fährt aber keine Straßenbahn mehr um diese Uhrzeit."
"Dann geh zu Fuß, verdammt nochmal!"
"Is' ja gut, bin schon unterwegs. Mein Gott... "

Ich machte in meinem Zimmer wieder etwas Licht an, bevor es endlich an der Tür klingelte. Fröhlich machte ich auf und Mingyu ging ohne ein Wort direkt in mein Zimmer und warf sich aufs Bett, wo er sich dann in die Decke einrollte.

"Das ist meine Decke!", motzte ich.
"Wenn du mich schon so spät noch durch die Straßen jagst, solltest du allein für meine pure Anwesenheit dankbar sein."
"Was hast du denn für ein Problem?"
Er drehte sich wieder etwas zurück, um mir einen genervten Blick zu geben.
"Ich finde, ich bin derjenige, der dass fragen sollte. Du hast Glück, dass ich mich habe überreden lassen, denn in meinem Bett ist es sehr gemütlich gewesen. Wenn du mich also einfach gerufen hast, weil dir langweilig ist und Wonwoo gerade mal nicht da sein kann - gute Nacht!"

Ich setzte mich ebenfalls aufs Bett und riss ihn an der Schulter wieder herum.

"Nein, warte Mingyu! Ich... Weißt du von Soonyoung?"
"Dass er von jetzt auf gleich verschwunden ist? Natürlich weiß ich das. Ich hab ihm noch in den Arsch getreten, denn ursprünglich wollte er sich gar nicht bei dir verabschieden."
"Wie bitte?"

Mingyu warf die Decke seufzend wieder zur Seite und setzte sich auf, damit er mir in die Augen sehen konnte.

"Du weißt es echt nicht, oder?"
"Wovon redest du?"
Er stützte seinen Kopf auf seine linke Hand, während er mit dem rechten Zeigefinger Kreise auf das Laken malte.

"Ich glaube nicht, dass du es wissen solltest, wenn Soonyoung es dir nicht selbst gesagt hat."

"Aber... Ich verstehe das nicht, er ist mein bester Freund. Warum würde er mir etwas verschweigen und warum zur Hölle würde er mich - uns alle - einfach so verlassen?"

Ich spürte, wir mir Tränen in die Augen stiegen und biss mir auf die Lippe.

"Der Soonyoung, den ich kenne, hätte seine Freunde niemals für ein Studium aufgegeben."
"Naja", warf Mingyu ein, "Es schien ein ziemlich einmaliges Angebot gewesen zu sein, für dass er schon immer brannte. Ich kann es mir vorstellen, vielleicht hätte er, um dort hingehen zu können, hart arbeiten müssen."
"Du lügst, ich merke das, weißt du?"

Er sah mich eine Weile nur mit großen Augen an, seufzte dann erneut.

"Tut mir leid, YN. Du hast recht. Aber weißt du... Ich habe Soonyoung ein Versprechen gegeben, auf das er vertraut."

Das war's. Nun konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Denn nun fühlte ich mich so hintergangen. Ein bester Freund mit anscheinend mehr als nur einem Geheimnis, das aber anscheinend auch mich betrifft. Das war irgendwie so verletzend. Es fühlte sich an, als hätte er mir nicht vertraut. Als wäre ich nie die erste Person gewesen, zu der er gegangen wäre, wenn irgendwas gewesen wäre.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter und Mingyu lächelte mich traurig an.

"Er hat ganz bestimmt ein guten Grund. Und ihr könnt euch ja anrufen und schreiben. Er ist nicht aus der Welt. Und er wird bestimmt zurück kommen - einfach um dich wiederzusehen. Da bin ich mir ganz sicher!"

Picture • Jeon Wonwoo || SEVENTEEN x ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt