Kapitel 2

28 3 0
                                        

Yoongi pov.
„Also dann seh'n wir uns morgen?"
„Ja geht klar. Betrinkt euch nicht schon wieder, ihr findet immer nicht mehr heim", sagte ich lachend - aber auch irgendwie besorgt - und schlug mit meiner rechten Hand in seine.

„Ich gönnen mir jetzt erstmal ein kühles Bier, während du zur Schule musst!", rief mir Taehyung noch feixend hinterher.

„Kein Wunder, dass meine Noten besser sind!", schrie ich grinsend und hielt graziös meinen Mittelfinger in die Luft.
Als Antwort streckten mir Tae und Namjoon denselben entgegen, während sie schon in die nächste Staße einbogen.

Solche Wixxer...drückten sich einfach vor der Schule und mussten es mir dann dauernd auf die Nase binden.
Kaum zu glauben, dass sie sich selbst krank gemeldet hatten, indem sie am Telefon mit extrem lächerlichen Stimmen versucht hatten, wie ihre Eltern zu klingen... UND DIE SCHEISE AUCH NOCH FUNKTIONIERT HAT. 

Ich dagegen hatte meinen Eltern versprochen, dieses Schuljahr weniger Scheiße zu treiben (nett ausgedrückt) und mir fest vorgenommen, wenigstens den ersten Tag nicht sofort zu vermasseln. Sofern das zumindest möglich war. Aber es stand viel auf dem Spiel also... ja, ich strengte mich an. Wirklich. Es war zu wichtig, um es zu vermasseln. Jetzt ließen meine besten Freunde mich auch noch allein und ich fühlte mich irgendwie schon... unsicher? Irgendwie? Ich meine, ich konnte mich selbst verteidigen, aber es wäre nett, wenn jemand da wäre, da ich mich zur Zeit doch so verloren fühlte...

Aber oberflächlich betrachtet, ging ich also früh morgens zur Schule.

Und deshalb war ich nicht nur allein, sondern vor allem müde und folglich schlecht gelaunt. Nicht die besten Vorraussetzungen für einen positiven Start ins Jahr. Und spätestens als mich ein Junge, der mir irgendwie bekannt vor kam, fast mit seinem Fahrrad umfuhr, als ich den Schulhof betrat... bereute ich meine Entscheidung, überhaupt aufgestanden zu sein.

„Hey! Hast du keine Augen im Kopf oder was?!" Doch er fuhr einfach weiter und schien mich nicht einmal gehört zu haben. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare. Naja, war ja auch nicht weiter schlimm. Einfach ruhig weiter atmen. Ich steuerte auf die Eingangstür zu und war ganz in Gedanken versunken, als mich jemand von hinten an der Schulter packte - ich hatte keine Ahnung, wer das sein könnte, weil ich wirklich nicht dafür bekannt war, übermäßig viele Freunde zu haben. Doch dann drehte mich diese Person gewaltsam zu sich um.

„Was-?" Doch schon hatte ich seine Faust in meinem Gesicht und taumelte benommen rückwärts. Also das kam jetzt unerwartet. Es folgte ein zweiter Schlag, der mich zwar traf, aber dem ich zumindest instinktiv ein wenig ausweichen konnte. Ich glaubte, Blut zu schmecken. 

„Du- Äh - MEGA IDIOT! Hm...Wag es ja nie wieder ein Mädel anzufassen!", schrie mich ein Unbekannter -zwar mega sauer aber auch iwie total unüberzeugend mit dem anfänglichem Gestotter - an. Ich kannt ihn wirklich nicht, oder konnte mich zumindest nicht an ihn erinnern.
Er war vielleicht zehn Zentimeter größer als ich und hatte rot-orange Haare. Er war ganz in schwarz gekleidet. Leicht legte ich meinen Kopf schief und musterte in genauer. Er war nicht besonders hübsch oder sportlich, weswegen er ins Auge gestochen wäre. Zumindest soweit ich das bei seinem Hoodie und tief ins Gesicht... rutschender? Cap beurteilen konnte. KLeidung plus Gestotter bedeutete, dass hier irgendjemand einem Anfall von Selbstüberschätzung erlag.

Mir fehlte eigentlich nichts - außer dass meine Lippe ein wenig schmerzte- weil der Schlag zwar überraschend, aber auch ziemlich lasch gewesen war. Der Typ konnte von Glück reden, dass ich mich heute wirklich wirklich gut benehmen musste und er ziemlich mitleiderregend war. Also funkelte ich ihn nur an, rollte mit den Augen und wandte mich wieder von ihm ab.

Es dauerte keine fünf Sekunden, da hechtete er an mir vorbei und stellte sich mir doch tatsächlich in den Weg. Na, wer war hier der Mega Idiot?? Ruhig atmen... ruhig atmen...

Er setzte zum Sprechen an, doch ich packe ihn gleich beim Kragen und zog ihn näher. Schieres Entsetzten und Panik machte sich auf seinem Gesicht breit, während sein Mund sich verzog, als würde er wirklich davon ausgehen, dass ich ihm eine verpasste.

"Hör mal zu du Komiker", zischte ich in sein Ohr, meine Stimme bebte vor Wut,"Du hast Glück, dass du dir nicht schon wünscht, heute nicht aufgewacht zu sein... Mir ist egal was für belangloses Zeug dein belangloses Leben belastet, aber mir ist das egal. Ich hab genug andere Probleme. Also fass mich nicht an." Mein Leben war auch schon ohne Typen, die Stress wollten, schwer genug.

Und dann überraschte er mich erneut.

Hey... er hatte mich geschlagen und beleidigt. Dabei hatte er immer ausgesehen, als würde er gleich zusammenbrechen vor Angst oder in Ohnmacht fallen. Ich klatschte ihm meine Meinung hin... UND DANN spuckte er mir dreist ins Gesicht, während ich meine Hand kaum mehr spürte, weil er so stark zitterte!!!!!!!!!!! WTF. Lebensmüde. Ich ließ mich doch nicht länger so behandeln.

Ich packte ihn an den Schultern und stieß mein Knie in seine Magengegend, was ihn nach vorne zusammenklappen ließ. Das wiederrum gab mir die Gelegenheit, mein rechtes Bein hinter seins zu schieben, ihn an den Schultern packend nach hinten umzuwerfen und mich auf ihn zu stürzen. Konsequenzen, Bitch. Eigentlich sagte eine sehr laute Stimme in mir drinn, es gut sein zu lassen, doch mein verletzter Stolz und Ego waren dann doch lauter.

Nur weil ich kleiner war als die meisten, bedeutet das nicht, dass ich schwach war.

Unterschätzt mich verdammt nochmal nicht! Warum nahm mich nicht einmal so ein Schwächling richtig ernst?? Nimm mich einfach ernst! Und wenn Tae und Joon einmal gute Freunde wären, würde sowas gar nicht passieren. Ich hatte sie gebeten heute mitzukommen, aber nein, ich war ihnen natürlich nicht wichtig genug! Nie war ich wichtig genug!! Und Fuck! Wieso musste ich mich überhaupt gut benehmen? War doch sowieso belanglos. Wieso verfickt nochmal musste ich überhaupt etwas?!?! Wieso...

"Bitte hör auf", schluchzte der Junge unter mir auf, was mich wieder aus meinem Gedankennetz holte. Verwirrt sah ich auf meine Fingerknöchel, die seltsamerweise schmerzten und an denen doch tatsächlich Blut klebte, und dann zu ihm. Verdammt was tat ich hier eigentlich??? Seine rechte Wange war leicht aufgeplatzt und von seine Lippen tropfte ein wenig Blut, dass sich zusammen mit einer einzelnen Träne an seiner Kieferpartie und Hals hinabschlängelte. Aufgebracht wich ich zurück, denn ich wollte ihm doch nicht so sehr weh tun, also, irgendwie hatte ich ihm schon sein respektloses Verhalten heimzahlen wollen, aber doch nicht in diesem Ausmaß, nicht... so. Warum machte ich nur immer alles falsch? Und hatte nie die Kontrolle?

Nachdem ich ein paar wenige Sekunden verschwendet hatte, mich vor mir selbst zu ekeln, fing ich auch an zu stottern: "Ich- ich wollt gar nicht- Ich-" Und dann hielt ich ihm meine Hand hin, was auch ziemlich kläglich wirkte. "Wag es ja nicht! Geh weg von mir", fauchte er mich nur verletzt und wütend an, während er von mir wegkrabbelte, mich aber immer im Auge behaltend. Als er dann drei Meter Abstand zwischen uns gebracht hatte, sprang er auf und wischte sich das Blut weg. Auch er sah es einen Moment ungläubig an und mit so viel Schmerz in den Augen, wie ich es nicht erwartet hätte, wandte er sich von mir ab und ging durch den Kreiß aus Schülern und Schülerinnen, der sich um und gebildet hatte. Ich war enttäuscht von mir. Aber was sollte man da auch erwarten...

Ohne ein weiteres Wort oder einen Blick drehte ich mich um und ging Richtung Eingang. Meine Gedanken waren ganz wo anders, aber dadurch dass ich den Kopf gesenkt hatte, bemerkte ich ihn noch gerade so.

Etwas glitzerte am Boden und ich bückte mich, um es aufzuheben: ein ganz gewöhnlicher Spindschlüssel, so einer wie meiner. Geistesabwesend steckte ich ihn mir in die Hosentasche, um ihn im Sekreteriat abzugeben.

Als ich mich aufrichtet stand ich einem Mann in Anzug gegenüber.

„Mitkommen! Sofort!"

Oh fuck.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 15, 2020 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

a tingle | BTS storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt