Der Atem gefror vor ihrer Nase und fiel splitternd zu Boden. Schleichende Kälte umgarnte das Mädchen mit den leeren Augen und hielt den Raum in einem bodenlosen Stillstand, einer besitzergreifenden Liebe, die die Grenzen zwischen vorher und nachher wie Kreide verwischte.
Die Kälte kroch unter den mit Raureif bedeckten Dielen hervor, schlängelte sich durch die Ritzen des Mauerwerks und die feinen Risse im Fensterglas.
Sie hielt sich in der Luft und neckte den Wind, spielte mit ihm im spöttischen Vergnügen, indem sie nicht von ihm abließ. Man meinte ihr leises Lachen zu hören.
Die Kälte hängte sich über jedes Leben, das nicht stark genug war, mit dem verführerischen Versprechen nach Friede und erstickte es ohne bemerkt zu werden. Ohne Zurück. Gäbe es etwas Schönes an diesem Schauspiel, so wird es von dem kalten Grauen dieser Kraft überschattet.Zaghafte Sonnenstrahlen streckten ihre dürren Finger durch die Fenster, zeigten deutlich die schwarzen Kerben und ließen die restliche faltige Haut unwirklich glitzern. Eiskristalle hingen im gefrorenen Haar der Alten und die Spinne in ihrem vertrockneten Mund zerstörte die Illusion des Schlafes. Nichts anderes war es. Eine Illusion.
Das Mädchen wandte sich von dem Anblick der im Schaukelstuhl Sitzenden ab, zu sehr loderte brennender Schmerz in ihren Augen auf. Das leichte Zittern ihrer Glieder hatte aufgehört und mit jedem Streich über ihre tauben Lippen wich die warme Luft aus ihren vom Feuer versengten Lungen. Ein Feuer, das in ihr loderte, das starb. Mit jedem Atemzug.
Das Flüstern des Windes zog sie hinaus in den raureifbedeckten Wald und führte sie durch dieses wirre Konstrukt, dem sie ohne Führung orientierungslos ausgeliefert gewesen wäre. Er streichelte mit dem Daumen ihr Gesicht, das sie an seine Hand schmiegte.
„Chaya, Chaya, Chaya", wisperte es zwischen den himmelhohen Bäumen und getrieben von dem dumpfen Gefühl in ihr setzte sie einen Schritt vor den anderen auf den gefrorenen, knisternden Erdboden. Sie spürte nichts mehr. Weder den Wind in ihren Haaren, noch die Kälte in der Luft, die sie mit sich trug. Nur der Ruf hallte in ihrem Kopf wieder. Das Licht schwand mit jeder Sekunde, verwandelte die Stämme der Bäume in Säulen der Finsternis und den Himmel in ein schwarzes Leichentuch, das sich über sie streckte.
Das Handeln, das sie automatisch ausführte, war dem Überlebensinstinkt verschuldet. Im orangenen Schein des ekelerregend heißen Feuers schimmerten ihre Hände blau und hätten ihr wohl Sorge bereiten sollen. Die Steine bohrten sich in ihre Schulter, ihre Seite. Die züngelnden Flammen würden kleiner werden und verlöschen und sie würde nicht wach sein um sie daran zu hindern.
Die Müdigkeit schlug wie ein Donner über sie zusammen und ihre Lider wurden schwer. Sie würde den Tod mit offenen Armen empfangen und doch wusste sie, dass ihr diese Erlösung nicht vergönnt sein würde.
Ihr Name war Chaya und sie war eine Vergessene.
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Die Vergessenen
ParanormalCogito ergo sum. (Ich denke also bin ich.) René Descartes. Doch was, wenn niemand deine Existenz wahrnimmt? Was wird es aus deinem Leben machen? Was steckt hinter diesem Umstand, der einem Fluch gleich dein bisheriges Leben zerstört? Bist du die ein...