VII

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Zwanzig Minuten später lenkte Luca die Maschine auf den Gestütshof und parkte vor dem Herrenhaus.

Es regnete immer noch wie aus Eimern und die beiden Männer waren bis auf die Haut durchnässt. Luca war zudem total verspannt, weil das Motorrad aufgrund der durchweichten Wege ein paar Mal gefährlich ins Schlingern geraten war - obwohl der junge Mann sehr vorsichtig und vorausschauend gefahren war. Viktor hingegen hatte gerade ganz andere Probleme. Ihn kribbelte es am ganzen Körper, da Vampire aufgrund ihrer Natur extrem empfindlich auf Regen reagierten.

»Gott, ich bin echt erledigt«, brummte Luca und trabte neben dem Anderen die Stufen zum Eingang des Hauses hinauf. »Ich schmeiß jetzt unsere Sachen in den Trockner und dann gehen wir heiß duschen. Oder was meinst du?«

»Das hört sich gut an. Meine Haut macht mich irre. Verdammtes Mistwetter«, erwiderte der Vampir knurrend und folgte dem Jugendlichen in die große Eingangshalle.

Leise durchquerten sie diese und stiegen die Treppe hinauf, die unter anderem zum Zimmer des jungen Mannes führte. Alan Summerson hatte seine Räumlichkeiten in einem anderen Teil des Gebäudes, sodass die Gefahr gering war, dass er durch die beiden Männer geweckt werden würde. Und das war auch gut so. Luca hatte nämlich nicht die geringste Lust, jetzt noch Rede und Antwort stehen zu müssen, warum sie hier waren und nicht am See. Es reichte, dass er das seinem Onkel später würde erklären müssen.

»So ... rein mit dir.« Der Jugendliche öffnete die letzte Tür im Gang und schob Viktor in das Zimmer, in dem der Blonde wohnte, wenn er auf dem Gestüt war. Es war nichts Besonderes, eigentlich eher praktisch eingerichtet, mit einem breiten Bett, einem Kleiderschrank sowie einer Couch, einem Tisch und einer kleinen Schrankwand, in der ein Fernseher stand.

Das Beste war aber, nach Lucas Empfinden, dass er sein eigenes, an den Raum angrenzendes, Badezimmer mit Dusche und Wanne hatte. Dort befand sich auch der Trockner, in den er jetzt erst einmal die nassen Sachen von Viktor steckte, damit der nach dem Aufstehen wieder sein eigenes Zeug anziehen konnte. Luca wählte das entsprechende Programm und drückte den Startknopf.

Seine eigenen durchnässten Klamotten ausziehend, sah er seinen Gast, der immer noch in der Badezimmertüre stand und ihn beobachtete, grinsend an.

»Zieh dich aus und komm mit mir unter die Dusche. Oder willst du da festwachsen?« Er drehte das Wasser auf und stellte es so warm ein, dass es für ihn gerade noch erträglich war. Das war immer eine ziemliche Gratwanderung, denn für Viktor konnte es nicht heiß genug sein, um das Jucken der Haut, das Wasser auslöste, erträglich zu halten. Für einen Menschen bestand da allerdings das Risiko, sich schlimme Verbrühungen zuzuziehen. Luca ging also immer bis an seine persönliche Schmerzgrenze und das passte dann für den Vampir ebenso. Zum Glück hatte dessen Empfindlichkeit gegen den Juckreiz über die Jahrhunderte nachgelassen. Der Unsterbliche hatte sich Stück für Stück dagegen abhärten können. Aber ein unangenehmes Kribbeln war immer noch da.

Schmunzelnd folgte Viktor der Aufforderung Lucas und legte seine Sachen zu denen des Jungen, bevor er schließlich zu ihm unter die Brause kletterte.

Als das heiße Nass auf sie niederprasselte, stöhnte Luca leise auf. »Gott, jetzt merk ich erst mal, was mir alles wehtut und wie durchgefroren ich bin.«
Der Vampir nickte schweigend, nahm sich etwas von dem Duschgel auf der kleinen Ablage und schäumte es zwischen seinen Händen auf, bevor er begann, Luca damit einzuseifen. Dieser lehnte den Kopf gegen die Fliesen und ließ Viktor leise schnurrend gewähren. Das war genau, was der junge Mann jetzt brauchte und so genoss er die leicht massierenden Berührungen des Anderen.

Eine Gänsehaut breitete sich auf Lucas Körper aus, als er spürte, wie der Vampir begann, an seinem Nacken zu knabbern und leise, fast flüsternd, fragte er: »Was wird das?«
»Sssht«, war die knappe Antwort, dann saugten sich Viktors Lippen an Lucas Hals fest.

Never EnoughWo Geschichten leben. Entdecke jetzt