ANKER

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Die Wochen vergingen und Eggsy und ich haben uns wirklich entwickelt. Wir kannten uns einfach. Wir harmonierten. Und jedes Mal wenn ich ihn sah oder bloß an ihn dachte, wurde ich glücklich. Die Schmetterlinge in meinem Bauch feierten eine richtige Party. Vor unseren Familien blieb unsere Beziehung geheim. Er sprach zwar nicht darüber, aber irgendwas war mit seinem Stiefvater. Er hasste ihn wirklich sehr. Und ich war bis jetzt tatsächlich noch nie bei ihm. Wir trafen uns in der Stadt, oder er kam zu mir wenn meine beiden Eltern arbeiten waren. Ein paar mal wurden wir fast erwischt. Mein Vater war schon auf dem Weg zu meinem Zimmer als Eggsy durch das Badezimmer auf das Dach der Garage der Nachbarn sprang und flüchtete.

Es war auch gelegentlich knapp, wenn meine Mutter bemerkte, dass meine Bettwäsche einen eher männlichen Duft hatte. Eggsy wollte danach kein Parfum mehr benutzen. Ich schmunzelte darüber. Sein Blick todernst aber ein Lachen auf den Lippen.

Ich mochte ihn wirklich sehr und als wir im Park saßen, wollte ich ihm etwas sagen.

,,Eggsy?"

,,Ja?"

Ich zögerte: ,,Ich hab gestern meinen Eltern von dir erzählt. Ich meine wir sind schon fast zwei Monate zusammen."

Er lächelte breit und nahm meine Hand: ,,Danke. Dass du dich das getraut hast. Bestimmt scheiße schwer..."

,,Das Ding ist nur, dass sie dich kennen lernen wollen.", ich biss mir auf die Lippe.

,,Ich kann es ihnen ja nicht verübeln, ich würde auch gern die Person kennen, die meine Tochter knallt.", er lachte und ich schlug ihm die Kappe runter.

,,Eggsy!", rief ich empört.

,,Sowas darfst du definitiv nicht vor meinen Eltern sagen. Und so Leid es mir tut, für einen Tag musst du die Cap zuhause lassen."

,,Sonst noch was für die Prinzessin?"

,,Ja. Sei nicht so stur. Und vermeide bitte dein übliches Vokabular."

,,Mein übliches Vokabular?"

,,Versuch nicht überall Schimpfwörter einzuarbeiten."

,,Glaubst du ernsthaft ich bring keinen verdammten Satz ohne Schimpfwort raus?"

Ich neigte meinen Kopf zu Seite und er murmelte: ,,Oh. Aber ich schwör's, ich schaff das. Ich reiß' mich zusammen. Für dich. Und nur für dich."

*

Der Tag war gekommen. Eggsy sollte um sechs bei mir sein. Mein Vater hatte sich sogar ein Hemd angezogen. Ich hatte extra gesagt er sollte um zehn vor schon hier sein. Es war viertel vor und ich wartete schon. Um fünf nach sechs klingelte es. Ich sprang auf, um mir Moms Kommentar über Unpünktlichkeit gar nicht erst anhören zu müssen.

Ich öffnete die Tür und erschrak.

,,Zur Hölle Eggsy! Was ist passiert!", ich nahm sein Gesicht in beide Hände und betrachtete es geschockt.

,,Eggsy wer war das?"

Er sah zum Himmel. Sein ganzes Gesicht war übersät von blauen Flecken, Kratzern und Blut. Ich zog ihn ins Wohnzimmer und brachte ihm schnell ein nasses Handtuch und Kühlpäckchen aus der Küche. Sanft tupfte ich ihm mit dem Handtuch das Blut aus dem Gesicht. Er sog vor Schmerz die Luft ein und hielt die Kühlbeutel an seine Knöchel.

Meine Eltern kamen ebenfalls in Wohnzimmer. Mein Vater hob den Finger und sagte: ,,Also erstmal Junge, begrüßt man den Herren des Hauses. Vorallem wenn er dazu noch der Vater-"

Meine Mutter unterbrach ihn, indem sie mit der Hand vor seinem Gesicht wedelte. Sie hockte sich vor ihn und fragte, beinahe so besorgt wie ich, was passiert sei.

,,Mom, Dad. Bitte lasst uns alleine, ja?", brachte ich mit gebrochener Stimme hervor. Meine Hände zitterten. Ich machte mir unglaubliche Sorgen. Als meine Eltern nach oben gegangen sind, fragte ich erneut: ,,Wer war das?"

Er sah mir in die Augen und dieser Anblick trieb mir Tränen in die Augen.

,,Eggsy, bitte.", mir lief eine einzelne Träne die Wange herunter.

,,Mein Stiefvater."

Wieso tut er seinem Stiefsohn sowas an? Wie konnte man irgendeinem Menschen sowas antun?

,,Belle, bitte wein nicht." Er nahm meine zitternde Hand aus seinem Gesicht und in seine Hand. Wir waren Stirn an Stirn und er flüsterte: ,,Es ist okay, Belle. Das ist nicht das erste Mal. Ich schaffe das. Aber bitte, bitte weine nicht. Denn dich verletzt zu sehen, ist das schlimmste was mir passieren kann."

Als er den Satz beendete, sah ich wie auch ihm Tränen in die Augen stiegen.

,,Wieso tut er sowas?", war mein einziger Gedanke momentan.

,,Ich hab meiner Mom von dir erzählt. Und dass ich jetzt deine Eltern kennen lernen werde. Dass ich nichts falsch machen will. Und als ich das Haus ohne meine Cap und naja, für meine Verhältnisse schick verließ, wollte er es mir versauen. Er wusste dass es was Wichtiges war. Dieser Scheißkerl hat es verdammt nochmal gewusst."

Ich drückte seine Hände aber stoppte sofort wieder, als er vor Schmerzen stöhnte.

,,Ich musste einfach weg. Dort konnte ich nicht bleiben. Der einzige Ort wo ich jetzt sein will, ist bei dir. Belle, bei dir fühle ich mich sicher. Bei dir kann mir nichts passieren. Du bist mein Anker."

,,Ich bin hier, Eggsy. Mit dir. Und für dich."

Secret Service, Secret Love (KINGSMAN)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt