Das Urteil wir gefällt

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Das Urteil wird gefällt

Wir standen eine endlos lange Zeit, so schien es mir jedenfalls, im Thronsaal herum und warteten auf die Entscheidung. Die Gelbaugen, abgesehen von Jasper der mich noch immer festhielt, unterhielten sich leise. Die „Gardisten“ so wie Aro sie genannt hatte, unterhielten sich ebenfalls in kleinen Grüppchen.

Ich jedoch war mit meinen Gedanken beschäftigt. Allerdings gelang es mir nicht, mich so sehr darauf zu konzentrieren, dass ich völlig darin versank, ich nahm immer wieder mal kleine Wortfetzten aus der Richtung der Gelbaugen wahr. Ich verstand nur, dass es in ihrem Gespräch um Zukunftspläne ging und dass sie überlegten, mich bei ihnen aufzunehmen. Aber ich hatte eine andere Vorstellung was mein weiteres Leben anbelangte, wenn es denn stattfinden würde.

Ich wollte nach Vancouver, in den Riley Park. Mir war durchaus bewusst, dass es dort öfters regnete und Fred sicher schon gegangen war, doch ich kannte seinen Geruch gut und hoffte sehr, ihn doch noch finden zu können.

Ich wollte ihm alles erzählen, wie verlogen Riley doch war, von dem Kampf den wir verloren hatten, von den hinterhältigen Volturi – Vampir – Polizisten und dem „Ausflug“ hier her. Zusammen könnten wir dann durch die Welt reisen, dank Fred, unsichtbar für alle. Wir könnten gemeinsam auf die Jagd gehen, ein paar Penner das Leben aussaugen. Irgendwie gefiel mir die Vorstellung.

Vielleicht konnten Fred und ich ja noch ein paar weitere Vampire finden, die sich uns anschließen würden. Wir könnten uns eine eigene kleine Gruppe aufbauen und zusammen viel erleben. Hoffentlich würde es soweit kommen.

Mit Freds Hilfe konnte ich bestimmt auch über den Verlust von Diego hinweg kommen. Irgendwie war zwischen uns ja etwas gelaufen, aber je mehr Zeit verstrich und ich von Diegos Tod wusste, desto eher schloss ich damit ab.

Es war wohl doch nichts so ernstes zwischen uns. Klar, es war schrecklich gewesen, als ich auf der Lichtung realisiert hatte, dass Diego tatsächlich schon tot war, als er nicht hinter Riley die Tür betrat, aber ich kam irgendwie drüber hinweg. Solange ich Fred hatte, sagte mir eine kleine Stimme in meinem Kopf. Ich musste mir eingestehen, dass die Stimme Recht hatte. Der Gedanke an Fred half mir wirklich, den Verlust zu verarbeiten. Kleine Notiz an mich, dachte ich mir, ich muss mir meinen Gefühlen gegenüber Fred klar werden, vorausgesetzt, ich durfte weiter leben.

Da ging die Tür auf, durch die die Volturi – Meister vorhin verschwunden waren. Die Mienen der Drei hatten sich in

keinsterweise verändert:

Aro schien noch immer Happy zu sein, Marcus noch immer gelangweilt und Caius noch immer wütend. Vielleicht etwas wütender als vorhin. Ein gutes Zeichen, wenn er deshalb noch schlechter drauf war, vorausgesetzt ich lag mit meiner Vermutung richtig, dass er beim Urteilen überstimmt wurde. Denn Aro hatte ja selbst gesagt, er sähe keine Notwendigkeit, mich zu töten. Wenn Marcus also seiner Meinung gewesen war, hätten sie also dafür gestimmt, mich am Leben zu lassen. Aber ob das wirklich so war?

Marcus und Caius setzten sich wieder auf ihre Throne und Aro kam ein wenig auf uns zu. Erst jetzt fiel mir auf, dass, als die „Meister“ wieder kamen, alle verstummten, sich die Gelbaugen wieder zu Jasper und mir gestellt und die Gardisten – Gruppen sich aufgelöst und wieder auf ihre Posten gestellt hatten.

Aro erhob die Stimme: „So, wir haben entschieden. Aber zunächst, möchte ich nun wissen, wie ihr Cullens gedenkt, mit Bree weiterhin umzugehen. Wollt ihr sie aufnehmen, laufen lassen, oder ihr die Regeln erklären und sie dann laufen lässt oder was schwebte euch da so vor?“ fragte Aro und sah gezielt zu Carlisle. Der Zirkel hieß also Cullens.

Auf jeden Fall ein besser Name als unsere Gruppe ihn hatte: Victorias Neugeborenenarmee. Super Name.

„Wir haben uns ebenfalls beraten, als ihr dies tatet.“ begann Carlisle zu erklären. „Und zu welchem Entschluss kamt ihr, mein Freund?“ fragte Aro neugierig. „Nachdem wir unsere Frauen angerufen hatten, kamen wir zu dem Entschluss, dass wir Bree erst einmal mitnehmen und ihr die Regeln erklären, die sie jetzt anscheinend eh schon verstanden hat. Wir wollen sie zunächst einmal dazu befragen und testen, ob sie nun alles weiß und verstanden hat. Ihre Lücken werden wir dann auffüllen. Wenn dies geschehen ist, hat sie die freie Wahl, ob sie bei uns bleiben möchte oder lieber doch ein Leben als Nomadin führen möchte.“ erklärte Carlisle Aro.

The second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt