Das Leben an einer High School kann echt schwer sein. Neben all den Prüfungen und dem Stress muss man sich als Teenager einen Platz in dieser Welt schaffen. Und als ob das nicht schon genug wäre, wird man von all seinen Mitschülern beäugt und kritisiert, obwohl man 80 % der Namen nicht mal kennt, naja zumindest kenne ich sie nicht. Unsere High School ist eine private. Ich weiß nicht, ob das allen geläufig ist, aber reiche Eltern schicken ihre Kinder nun mal auf solche Schulen, in der Hoffnung ihnen eine bessere Ausbildung zu ermöglichen und dem Schichtgefälle in der Gesellschaft zu entgehen. Doch obwohl alle Schüler der Middleton High reich sind, gibt es sogar hier ein Schichtgefälle, welches die einen Schüler ärmer als die anderen definieren möchte. So als ob es nicht schon Privileg genug wäre hier zur Schule gehen zu dürfen. Aber wie sagt man immer: reicher geht immer. Und wie gesagt habe ich das Privileg, zusammen mit meinem Bruder Beau, die reichste an dieser Schule zu sein bzw. den reichsten Vater zu haben. Auch ich gebe zu: Ich trage Markenklamotten, deren Designer die meisten nicht einmal kennen. Meine Uhr, die ich trage, kostet so viel wie ein Auto einer mittelständischen amerikanischen Familie und der Tesla, den ich fahre, war auch nicht unbedingt günstig. Ich weiß, dass ich unheimlich viel Glück hatte, was die finanzielle Lage meiner Familie angeht und ich danke Gott natürlich jeden Tag dafür. Und Gott bewahre, dass ich jemals mit meinem Geld protzen würde oder zu anderen sagen würde:
"Haha, ich bin viel reicher als du."
oder
"Haha, das hier kannst du dir aber nicht leisten. NUR ich kann mir das leisten. HAHA."
Das bin einfach nicht ich. Im Gegenteil: Wenn es nach mir gehen würde, würde niemand wissen, wie viel Geld meine Familie hat, aber wenn jeder deinen Vater kennt, ist es unumgänglich, dass alle wissen, wie mächtig deine Familie ist. Aus Sicherheitsgründen (obwohl es die hier an der Schule genügend gibt, siehe den Securityposten) werden ich und Beau jeden Tag zur Schule gefahren und mein Tesla bleibt zuhause in unserer Garage stehen. Viel zu groß sei die Gefahr, dass uns beiden etwas passieren könnte. Vielmehr glaube ich, dass mein Vater meinen und Beaus Fahrkünsten nicht ganz vertraut und Angst hat, dass wir diese geliebten Autos zu Schrott fahren könnten.
"Kleine Schwester ich geh' dann mal."
Ich nicke Beau zum Abschied zu und warte. Und ich warte. Und ich warte. Ich bin es ja gewohnt, dass Mary jeden Tag zu spät kommt, aber heute ist Pünktlichkeit so überhaupt nicht ihre Stärke. Ich schaue auf meine Uhr. 5 Minuten, 10, 15. Ich komme nicht gerne zu spät zum Unterricht, aber vielmehr macht es mir Sorgen, ob Mary etwas zugestoßen ist. Bevor ich jedoch mein Handy rauszucke, um sie anzurufen, höre ich wie die Reifen eines Wagens quietschen.
"Ja, endlich, Mary. Wo warst du nur so lange?", sage ich mit meinem Kopf noch in der Tasche das Handy suchend. "Du hast dir echt mega viel Zeit gelassen und Mrs. Miller wird..."
Ich höre auf zu reden. Vor mir steht nicht Mary, sondern der bestaussehendste Typ, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Ich schätze mal 1,90 m groß und ein muskulös definierter Körper. Dunkelbraune Augen und dunkelbraune Haare und oh mein Gott was für ein Lächeln. In meinem Kopf nur eine Frage: Wer ist das? OMG!
"Ich heiße zwar nicht Mary, aber ich würde trotzdem gern wissen, was Mrs. Miller machen wird?", sagt dieser heiße Unbekannte mit seinem schneeweißen Lächeln. Er fährt sich mit seiner Hand durch die dunklen Haare und ich frage mich, ob ihm überhaupt bewusst ist, wie gut er aussieht. Mir nämlich schon.
"Mrs. Miller wird uns umbringen, wollte ich sagen", sage ich cool nachdem ich mich wieder gefangen habe. Kein Typ der Welt sei er noch so heiß, wird mich jemals aus der Fassung bringen. Zumindest werde ich nicht zulassen, dass er merkt, wie heiß ich ihn finde.
"Ich kenne diese Mrs. Miller zwar nicht, aber ich denke nicht, dass sie euch umbringen wird.", lächelt er mich an. Netter Versuch, Hübschling.
"Oh echt, du kennst sie nicht? Dabei ist sie hier doch allseits dafür bekannt Schülerinnen zu foltern und anschließend umzubringen, die zu spätkommen. Tztztz, das weiß doch jeder."
Er grinst.
"So wahr ich lebe, werde ich das oh gnädige Frau nicht zu lassen. Halt Moment. Zu spät? Wie spät ist es?"
"20 nach Schulbeginn."
"Oh shit, war ja klar, dass mir sowas an meinem ersten Schultag an meiner neuen Schule passiert."
"Oh kein Stress, die Lehrer hier foltern nicht wirklich einen und umbringen sowieso nicht.", sage ich mit einem Zwinkern.
Er schmunzelt.
"Ach echt, jetzt enttäuscht du mich aber ein wenig. Ich hätte gern gesehen wie du gefoltert wirst. Am besten mit einer Feder, die dich so an den Füßen kitzelt, dass du nicht mehr weißt, ob du lachst oder weinst."
"Okay, das wird jetzt ein wenig gruselig", lache ich.
"Ja, da hast du recht. Lass mich nochmal von vorn anfangen. Ich bin Noel."
"Hi Noel."
"Willst du mir nicht auch sagen, wie du heißt?"
"Hm, eigentlich nicht. Sonst hetzt du ja doch noch die Folterer auf mich, wenn ich mal nicht hinschaue."
Er schmunzelt.
"Okay, geheimnisvolle Fremde, die offenbar mit mir auf eine Schule geht. Ich muss jetzt dringend rein und mich im Sekretariat melden. Hoffentlich hassen sie mich nicht jetzt schon. Wir sehen uns."
Ich sage nichts und nicke nur. Wie könnte man denn dich hassen, geheimnisvoller Fremdling? Nicht nur hübsch, sondern auch witzig. Wäre er jetzt noch klug, wäre er ein absoluter Traummann. Wieso habe ich ihm nicht meinen Namen genannt? Jetzt werde ich vielleicht für immer nur die geheimnisvolle Fremde bleiben, die Angst hat von einer Lehrerin gefoltert zu werden. Doch bevor ich mir weiter Gedanken über Noel machen kann, höre ich auch schon die quietschenden Reifen eines Autos und diesmal ist es wirklich Mary.
"Oh mein Gott, sorry, ich habe so verschlafen. Es tut mir so leid!"
"Hör auf zu reden und komm jetzt endlich."
Mary steigt aus ihrem Auto aus und rast zu mir. Am Eingang macht sie plötzlich kehrt.
"Ich habe vergessen das Auto abzuschließen."
Ich gucke auf die Uhr. Na toll. 25 Minuten. Das neue Schuljahr fängt ja schon mal gut an. Mrs Miller wird mich definitiv killen.

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Wenn sich Amor verliebt...
RomanceCara ist sich sicher, dass sie nie etwas tun würde, das ihre beste Freundin Mary verletzen würde. Doch als Noel neu an ihre Schule kommt, ist sich die schüchterne Mary sicher, dass das Liebe auf den ersten Blick ist. Sie bittet Cara ihn mit ihr zu v...