„Du bist ein Arschloch, weißt du das?"
„Warum?"
„Warum? Du hast mir meine Freundin weggenommen, mich ignoriert und dich kein einziges Mal bei mir bedankt. Und trotzdem liebe ich dich, verdammt! Weil du mein bester Freund bist"
Ich grinse ein bisschen.
„Sind das die letzten Worte, die du meiner Wenigkeit widmest?"
Ihr laufen Tränen über die Wangen, als sie nickt.
„Ich habe nichts anderes zu sagen."
Und plötzlich werde ich doch traurig, weil ich sie jetzt mit all dem Schmerz der Welt allein lassen muss.
„Ich liebe dich auch, Sel. Du warst immer das einzige Mädchen in meinem Leben, weißt du das? Meine beste Freundin war das einzige, was ich immer gebraucht hab. Ich konnte dich anrufen, wenn ich Nachts um drei nach einem Albtraum aufgewacht bin und du hast mit mir geredet, mich abgelenkt, mir Schlaflieder vorgesungen, bis ich wieder eingeschlafen bin. Und du hast mich nicht im Regen stehen gelassen, als ich dir Hailey ausgespannt habe"
Sie wischt sich energisch über die Wangen.
„Du Pisser" Unter all den Tränen lächelt sie ein bisschen.
Und jetzt weine ich auch und nehme mit letzter Kraft ihr Gesicht in meine Hände.
„Danke, du kleines Miststück. Danke dafür, dass du meine beste Freundin bist und immer warst!"
Sie schluchzt auf und vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter, während mir eine einzelne Träne von den Wimpern tropft und ich die lebendige Welt meiner besten Freundin für immer verlasse.Ich öffne die Augen und bin in meinem Zimmer. Nur ist alles heller und... bunter. Es riecht gut. Sel kommt ins Zimmer und lacht und ist glücklich und wir gehen raus und auch hier, unten auf den Straßen der Innenstadt, lächeln alle und winken, obwohl ich sie nicht kenne. Ist das der Tod? In eine Welt zu kommen, die ist, wie die eigentliche, nur fröhlicher? Ich bin mir nicht sicher, ob es mir gefällt. Doch plötzlich lässt Sel meine Hand los und verblasst. Genau wie alle anderen und alles andere um mich herum. Das Bunt verschwindet, wird zu grauem Nebel, dunklen Rauchschleiern. Fast werde ich wütend. Es ist, als sei der letzte Teil, der mich an mein Leben erinnert von mir losgerissen worden. Ich stampfe mit dem Fuß auf dem Boden auf. Und der Nebel lichtet sich ein bisschen. Ich stampfe noch einmal. Der Nebel lichtet sich noch weiter. Ich beginne, auf den Boden einzutreten, bis der ganze Nebel sich gelichtet hat und dann stehe ich am Strand, höre von irgendwoher Cubaclubmusik und sehe die Wellen an den Strand schlagen. Ich breite die Arme aus und renne ins Wasser. Stelle mir vor, Sel neben mir zu haben und mit ihr das zu tun, was wir nie konnten.
Jetzt darf ich es.
Jetzt darf ich kopflos mit Klamotten ins Wasser rennen und ohne Grund lachen.
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Sterben
PoetryTod... ein Wort, vor dem sich fast jeder fürchtet. Aber ist es überhaupt etwas, vor dem man Angst haben muss? Das sterben? Ich werde hier von Kindern berichten. Von Menschen, die sterben und was sie sehen, denken, hören, während sie unser Leben verl...