Für emmaxyz123❤️ ich hoffe, dass diese Situation erst in vielen, vielen Jahren eintrifft!
______„Glaubst du, sie weiß es?"
„Nein"
„Willst du, dass sie es weiß?"
„Ich weiß es nicht. Jetzt lass mich in Ruhe sterben!"
Simon lacht ungläubig.
„Ist das dein Ernst?"
„Bitte"
„Was erwartest du von mir?"
„Erzähl mir eine Geschichte!"
„Es... es war einmal ein Mädchen. Sie war klein, hatte langes, schwarzes, krauses Haar und sie kam mindestens einmal im Jahr zu uns nach Amerika, um hier Urlaub zu machen. In die Nachbarwohnung meines kleinen Bruders. Sie war hübsch. Und mein Bruder wusste das nur zu gut. Jedes Mal, wenn sie kam, freute er sich, doch nie traute er sich, zu ihr zu gehen und sie anzusprechen. Bis sie ihn über Social Media anschrieb und sie sich schließlich trafen. Mein Bruder hatte währenddessen eine andere Freundin und er war zu blöd um zu begreifen, dass das Mädchen, welches jedes Jahr mindestens zwei Wochen in seiner Nachbarwohnung wohnte, die bessere von beiden war. Ich, als sein weiser großer Bruder, habe es ihm von Anfang an gesagt. ,Die kleine von Nebenan ist viel hübscher, als deine blonde Ashley', habe ich gesagt, doch mein Bruder antwortete nie. Jetzt liegt der kleine Pisser im Sterben und hat es verpasst, der Liebe seines Lebens zu sagen, was für ein wundervolles Mädchen sie ist. Und er bereut es. Habe ich recht?"
„Ich wollte eine schöne Geschichte hören" Meine Stimme ist nur noch ein heiseres Flüstern.
„Und ich wollte dir die Tragik des Lebens schildern. Ich sage es ihr"
„Bringt doch eh nichts"
„Scheiße Keegan, du bist wirklich der bescheuertste Mensch den ich jemals kennengelernt habe!" Meinem Bruder stehen jetzt Tränen in den Augen.
Ich schließe die meinen und Rufe mir die Kleine von Nebenan ins Gedächtnis.
Er hat recht.
Ich habe meine Chance verpasst.
Aber jetzt ist es zu spät.
„Viel Glück, Simon", wispere ich und er holt zitternd Luft.
„Dir auch, Lieblingsbruder", knurrt er und kneift dann die Augen zusammen. „Fuck, das kann doch nicht sein, dass ich jetzt deinetwegen weine."
Und ich sterbe mit einem Lächeln auf dem Gesicht.Und dort, wo ich lande, ertönt Musik. Ihre Lieblingsmusik. Während Alec Benjamins Stimme von irgendwoher singt und von einem toten Helden singt, liege ich in einer Hängematte und starre gegen das Blätterdach über mir. Plötzlich höre ich ihr Lachen. Und in diesem Moment weiß ich, dass sie glücklich ist. Und ich kann es auch sein. Denn ändern kann ich jetzt nichts mehr und sie auch nicht und irgendwann in ferner Zukunft werde ich sie wiedersehen. Und ich schwinge mich aus der Hängematte, nehme mir einen Block und einen Stift und beginne zu schreiben. Ein Gedicht? Einen Song? Ein Buch? Ich weiß es nicht. Aber endlich kann ich es tun, ohne das mir mein Bruder über die Schulter guckt oder mich dafür auslacht, wie ich die Augenbrauen zusammenziehe, wenn ich mich konzentriere.
Endlich darf ich es.
Endlich darf ich über meine Gefühle schreiben.
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Sterben
PoetryTod... ein Wort, vor dem sich fast jeder fürchtet. Aber ist es überhaupt etwas, vor dem man Angst haben muss? Das sterben? Ich werde hier von Kindern berichten. Von Menschen, die sterben und was sie sehen, denken, hören, während sie unser Leben verl...