straciatella und ruinen

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"Yoongi", rief eine Stimme. "Wach auf du elende Schlafmütze."

Ruckartig wachte ich auf, und mein Traum, welchen ich soeben noch gehabt hatte, verblasste. Mit einem verschlafenen Blick sah ich zu Namjoon und fuhr mir übers Gesicht.

"Was gibt's denn?", murmelte ich mit rauer Morgenstimme und versuchte munter zu werden. "Was es gibt?", fragte Namjoon nach und stemmte seine Hände in die Hüften. "Wir wollen uns die Städte anschauen und nicht den ganzen Tag im Bett verbringen." "Wo ich aber nichts dagegen hätte", erwiderte ich und ließ mich zurück in das Kissen fallen. Doch mit Namjoon war heute Morgen nicht zu spaßen. Kurzeshalber zog er meine Decke weg und warf mich wie ein nasser Sack über seine Schulter.

"Lass mich runter!", rief ich erschrocken und trommelte mit meinen Fäusten auf seinen Rücken ein. Doch mein Freund ließ sich nicht beirren und machte sich schnurstracks, mit mir über der Schulter, auf den Weg nach draußen. "Was willst du denn-?", fragte ich und verstummte urplötzlich, als ich den Pool in der Morgensonne schimmern sah. "Das wagst du nicht", meinte ich mit drohendem Unterton, doch Namjoon gluckste nur vergnügt.

"Kim Namjoon, wenn du mich nicht sofort runterlässt, dann- Aaaah!"

Natürlich hatte mich Namjoon auf meine Bitte hin runtergelassen. Oder beziehungsweise runtergeworfen, geradewegs in den Pool hinein.

"Du Idiot", schimpfte ich und wischte mir meine Haare aus dem Gesicht, welche an meiner Stirn klebten, genauso wie mein Shirt, welches zu einer zweiten Haut wurde. "Das wirst du büßen!" Doch Namjoon war nur in ein lauthalses Lachen ausgebrochen und warf mir ein Handtuch zu, als ich aus dem Pool kletterte.

"Dafür spendierst du mir nachher in der Stadt ein Eis", grummelte ich und legte mir das Handtuch über die Schultern. Aber eines sollte man ihm lassen — ich war wach.

***

"Patio de los Leones", rief Namjoon euphorisch und hob seine Arme. Dafür erntete er ein paar Schräge Blicke von anderen Touristen, welche genauso wie wir, die Nasridenpaläste in Granada besuchten. Schnell hob ich die Kamera und drückte den Auslöser.

Während ich mir zufrieden das Bild anschaute, durchstöberte mein Reisebegleiter schon wieder den Flyer, welchen er seit der Ankunft mit sich rumschleppte.

"Der Löwenhof (Patio de los Leones) ist wohl der bekannteste Ort der Alhambra. Den Namen verdankt er den zwölf Wasser spuckenden Löwen des Brunnens in der Hofmitte. Sie stehen rund um ein großes zwölfeckiges Becken, welches sie tragen", las er vor und deutete auf den Brunnen, vor welchem er gerade posiert hatte.

"Cool", meinte ich und nahm ihm den Flyer aus der Hand. "Jetzt hätten wir ein weiteres architektonisches Meisterwerk besucht. Und da du dir das gerade ausgesucht hast bin ich jetzt dran mit auswählen. Und ich bin dafür, dass wir eine Pause machen", schlug ich vor und sah ihn an. Namjoon musste schmunzeln aber gab sich geschlagen.

"In Ordnung. Lass uns ein Café finden und dann bekommst du endlich deine Pause." Er lachte leise und schnappte sich seinen geliebten Flyer zurück. Schnell verstaute ich meine Kamera wieder in meinem Rucksack und ging dann aus dem Palast hinaus.

Draußen angekommen überschwemmte uns die Menschenmasse und riss uns mit in ihrem Strom. Wir wanderten durch verschiedene Straßen, blickten durch Schaufenster und gelangten schließlich auf einen großen Marktplatz. "Plaza Larga", las ich auf einem Schild und zog Namjoon an seinem Handgelenk leicht weiter. "Hier sollten wir definitiv ein Café finden."

Wir bummelten über den großen Platz und fanden ein Café, welches Korbstühle um einen Brunnen herum gruppiert hatte. Wir ließen uns jeweils in einen dieser Stühle fallen und erschöpft streckte ich meine schmerzenden Füße von mir weg.

"Das ist definitiv zu viel Bewegung für mich", jammerte ich und sah zu Namjoon, welcher die Eiskarte studierte und mir nicht einmal ansatzweise zugehört hatte. "Mh?", fragte er und reichte mir die Karte über den Tisch. "Ach nichts", murmelte ich und blätterte mich neugierig durch die Angebote. Schnell hatte ich mich entschieden, legte die Karte zurück und streckte mich in meinem Stuhl aus.

"Wo wollen wir eigentlich morgen hin?", hörte ich meinen Freund fragen und ich zuckte mit den Schultern. "Ich wollte eigentlich mal gerne zu diesem Sierra Nationalpark", erklärte ich und wurde gleich unterbrochen. "Es heißt Sierra Nevada Nationalpark", korrigierte Namjoon mich und ich konnte nicht anders als meine Augen zu verdrehen. "Jaja wie auch immer", brummelte ich und deutete ihm sich umzudrehen, da der Kellner hinter ihm stand und bereit war seine Bestellung aufzunehmen.

Er bestellte sich einen Eiskaffee, während ich endlich meinen heißersehnten Straciatellabecher bekam.

"Guten Appetit", meinte Namjoon und klirrend stießen wir unsere Eislöffel aneinander.

- blueside // myg x jhs Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt