Ein Trampeln, welches von den Treppenstufen kam, riss mich aus meiner Konzentration. Ich wandte den Blick von meinem Buch ab und sah zu Namjoon, welcher geradewegs hinaus auf die Terasse kam.
"Du weißt schon, dass man dein Getrampel bis hier raus hört, oder?", fragte ich und schirmte meine Sicht mit einer Hand ab, da die Abendsonne von Granada doch recht stark blendete. Doch Namjoon grinste nur unschuldig und ließ sich auf einen Stuhl mir gegenüber fallen. "Ich wollte fragen ob du nicht Lust hast noch ein bisschen mit mir an den Strand zu gehen", meinte er schließlich und ich klappte mein Buch zusammen, nicht ohne mir vorher die Seite gemerkt zu haben.
"Jetzt noch an den Strand?", fragte ich skeptisch und erntete ein enthusiastisches Nicken von meinem Freund. "Ich wollte Krebse beobachten und außerdem können wir uns zusammen den Sonnenuntergang anschauen", erklärte er. "Gay", war mein einziger Kommentar dazu und stand auf.
"Ist das ein Ja?", fragte Namjoon hoffnungsvoll.—
"Eigentlich war es ein Nein aber dir kann ich nichts abschlagen", grummelte ich und stapfte einen Schritt nach dem anderen neben dem Jüngeren her. "Jetzt zieh' nicht so ein Gesicht", rief dieser lachend und deutete auf das Meer. "Du hättest es mit Sicherheit bereut, weil es hier so schön ist."
Und um ehrlich zu sein hatte er damit Recht. Der Strand war in ein warmes, goldenes Licht getaucht wurden und die Wellen schlugen leise an die Felsen und rollten sich bis zu unseren Füßen aus. Obwohl es abends war, und ebenfalls noch schönes Wetter, waren wir die einzigen Menschen am Strand.
Wir zogen unsere Schuhe aus und setzten unseren Spaziergang barfuß vor. "Aaah", seufzte ich wohlig auf, als das Wasser meine Füße umspülte. Namjoon ging einige Schritte weiter und bückte sich um etwas aufzuheben. Seitdem wir am Strand angekommen waren hatte er angefangen Muscheln zusammen und hatte die letzten Meter eine ordentliche Sammlung zugelegt, welche jetzt leise in seiner Umhängetasche schepperte.
"Yoongi", rief er, und an seiner Stimme hörte ich, dass er etwas gefunden haben musste. Ich strich mir meine Haare aus der Stirn und ging zu ihm. "Was ist los?", fragte ich neugierig und versuchte ihm über die Schulter zu lugen. Fehlanzeige... Namjoon war ein Riese.
Er ging einen Schritt zur Seite und öffnete seine Hand vorsichtig. Darauf saß eine winzige Krabbe, welche nicht größer als eine Fingerkuppe war. "Süß", kommentierte ich, als Namjoon mich begeistert ansah. Ich war nicht so der Fan von Krabbeltieren, und von Krabben erst recht nicht, außer sie lagen mit Salat und in Buttersauce auf meinem Teller. Gegrillt versteht sich natürlich.
"Ja nh", meinte mein Freund und war vollkommen verzaubert von dem kleinen Tierchen. Ich verkniff mir ein Grinsen und drehte mich weg. Meine Augen wanderten über den Strand, als plötzlich ein kleines Objekt in den Wellen meine Aufmerksamkeit auf sich zog.
"Namjoon warte mal", murmelte ich, drückte ihm meine Schuhe in die Hand und stakste wie ein Storch in das kühle Wasser. "Eine Flaschenpost", rief ich überrascht und zog die Gasflasche aus dem Wasser. Ich lief zu Namjoon und ließ mich in den Sand fallen. Dieser machte es mir nach und setzte die kleine Krabbe ab.
"Zeig mal", meinte er interessiert und nahm mir die Flasche aus der Hand. Mit ein wenig Anstrengung zog er den Korken aus der Öffnung und gab mir die Flasche zurück. Der Innenraum der Flasche war total trocken, weshalb man das zusammengerollte Stück Papier leicht hinausziehen konnte.
Zögerlich sah ich ihn an, bevor ich den Brief entrollte und anfing zu lesen.
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02.09.2008
Ich weiß nicht ob dieser Brief je jemanden erreichen wird. Aber versuchen kann man es dennoch. Mein Name ist Hoseok und ich bin vierzehn Jahre alt. Momentan bin ich mit Mama und Papa hier im Urlaub in Spanien. Eigentlich komme ich aus Südkorea, das liegt in Asien. Mama meinte, dass ich ruhig eine Flaschenpost schreiben könne, vielleicht antwortet mir ja irgendwann jemand? Falls du derjenige bist, der diese Nachricht hier grade ließt bitte ich dich: Bitte schreib mir. Es wäre total cool einen Brieffreund irgendwo her aus der Welt zu haben. Meine Woche in Granada ist fast vorbei, morgen fahren wir zum Sierra Nevada Nationalpark. Ich freue mich schon. Mehr passt auf das Blatt nicht mehr drauf. Meine Adresse ist-
•Ich hörte auf zu lesen und sah Namjoon an. "Was ist? Lies weiter!", drängte er mich, doch ich schüttelte meinen Kopf. "Das ist eh nurnoch die Adresse. Aber... was mir mehr Sorgen macht ist das hier", erklärte ich und tippte auf das Datum.
"2008",murmelte Namjoon und sah mich an. "Soll das heißen, dass diese Flasche über zehn Jahre im Meer schwamm, von Grenada eingeworfen wurde und auch tatsächlich hier landete? Das ist doch kaum möglich." Ich rollte den Brief zusammen und steckte ihn wieder sorgfältig in die Flasche.
Mittlerweile ist die Sonne fast untergegangen und warf lange Schatten auf den Sand. Sie wirkten fast gruselig." Komm Yoongi, lass uns gehen", meinte Namjoon und stand vom Sand auf. Ich nickte, ließ mir von ihm hochhelfen und sah mich um.
Das ganze war mir wirklich ein bisschen unheimlich. Ich warf einen Blick zu Namjoon und folgte ihm dann schnell. Die Flasche mit dem Brief hielt ich fest umklammert.
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- blueside // myg x jhs
Fanfiction"I-ist das hier echt?" "Alles was du dir vorstellst ist echt." "Du kannst nicht echt sein. Du existierst nur in meinen Träumen." "Ach ist das so Yoongi? Fühlt sich das hier für dich nicht komplett real an?" - Alles was Yoongi wollte, waren ein paa...