Epilog - Die Schlacht um Hogwarts

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„Ich weiß, dass ihr euch bereitmacht zum Kampf. Eure Bemühungen sind zwecklos. Ihr könnt mich nicht besiegen. Ich will euch nicht töten. Ich habe Hochachtung vor den Lehrern von Hogwarts. Ich will kein magisches Blut vergießen. Gebt mir Harry Potter und keinem soll ein Leid geschehen. Gebt mir Harry Potter und ich werde die Schule unversehrt lassen. Gebt mir Harry Potter und ihr sollt belohnt werden. – Ihr habt Zeit bis Mitternacht." Pansy lief beim Klang von Voldemorts Stimme ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Alle in der großen Halle saßen sprachlos und ängstlich an ihren Tischen.

Jeder von ihnen wusste, wo Harry Potter war, doch keiner hatte den Mut, etwas zu sagen. Wenn sie Potter nicht ausliefern würden, würde es zum Kampf zwischen den Todessern und Dumbledores Armee kommen. Um einen Menschen zu schützen, würde man alle anderen in Gefahr bringen. Der Orden des Phönix würde nicht untätig bleiben. Fred. Er würde nicht zögern, zu kämpfen. Sie hatte ihn noch nicht gesehen, doch sicher war er hier. Pansy wurde beim bloßen Gedanken übel. Jemand musste etwas tun, doch keiner sagte etwas. Da stand Pansy auf, und als sie ihren schlotternden Arm erhob, sah sie Harry Potter direkt an und schrie: "Aber da ist er doch! Potter ist hier! Jemand soll ihn festhalten!"

Nachdem sich McGonagall und die restlichen Hogwartsschüler gegen die vernünftigste Lösung entschieden hatten, sollte Pansy mit den anderen Slytherins von Filch durch den Tunnel nach draußen gebracht werden. Ohne einen klaren Gedanken fassen zu können, trottete Pansy neben den anderen her.

Fred war ein ausgezeichneter Zauberer, aber ein Kampf fordert immer seine Opfer. Auch wenn sie ihn seit Dumbledores Tod nicht mehr gesehen hatte, so hatte dies nie etwas an ihren Gefühlen geändert. Ihr Herz gehörte Fred und es würde immer ihm gehören. Wie vom Blitz getroffen, blieb sie stehen, denn sie wusste, was sie zu tun hatte.

Filch, aufmerksam wie eh und je, bemerkte ihr Zurückbleiben nicht. Auch die anderen Slytherins waren zu sehr in Tuschelein vertieft oder standen unter Schock, sodass es niemandem auffiel, dass Pansy nicht mehr bei ihnen war.

Ziellos lief Pansy den langen Gang zurück. Sie brauchte einen geeigneten Ort, an dem Fred auf jeden Fall vorbeikommen würde. Die große Halle wäre der wahrscheinlichste Ort gewesen, allerdings hatte Pansy nicht den Mut zu kämpfen. Nur daran zu denken, wie sie vielleicht sogar ihrem Vater gegenüber stehen würde – auf der falschen Seite – trieb ihr den Schweiß aus allen Poren. Doch sie musste Fred sehen, musste ihm alles sagen, bevor es zu spät war.

Gerade wollte sie in einen Gang abbiegen, als sie Stimmen hörte. Longbottoms schräge Stimme erkannte sie zwanzig Meter gegen den Wind. „Voldemort weiß von den Geheimgängen, wir müssen sie schützen. Keiner kennt die Gänge besser als Fred und George Weasley. Sie werden wissen, welche uns gefährlich werden können."
Die Statue der buckligen Hexe, schoss es Pansy durch den Kopf. Den Honigtopf einzunehmen, wäre für die Todesser ein Leichtes. Dieser Gang könnte für sie der einfachste Zugang ins Innere sein. Pansy war sich sicher, Fred würde dasselbe sagen.
Ohne Nachzudenken machte Pansy kehrt und rannte die Treppen in den dritten Stock. Mittlerweile war ihr egal, wer sie sah, sie wollte nur Fred sehen. Vielleicht konnte sie ihn überzeugen, mit ihr zu fliehen. Vor der Statue wartete Pansy so aufgeregt, dass sie fürchtete, jeden Moment ohnmächtig zu werden, doch keine Spur von Fred. Es gab so viele Geheimgänge in Hogwarts, dass es unwahrscheinlich war, dass sie den richtigen ausgewählt hatte. Pansy hielt es durchaus für möglich, dass er zur Koordination benötigt wurde und die Gänge gar nicht aktiv verteidigte. Mit dieser Vorstellung versuchte sie sich zu beruhigen, während sie sich in einer dunklen Ecke verkrochen hatte und wartete.
Pansys Herz blieb beinahe stehen, als die Statue plötzlich zur Seite sprang und ehemalige Schüler hereinkamen, bereit zum Kampf. Sie erkannte einige, die in Freds Jahrgang gewesen sein mussten. Fieberhaft hielt sie Ausschau nach feuerroten Haaren.
Keiner der anderen nahm sie wahr, außer Angelina Johnson, die sie argwöhnisch musterte. In diesem Moment realisierte Pansy, dass es vielleicht ihre einzige Chance war und sie wollte sich nicht umsonst in solche Gefahr gebracht haben. So warf sie ihren Stolz von Bord und rief: „Angelina, hast du Fred Weasley gesehen?" „Er hat uns hergeholt und ist dann mit Percy runter in den zweiten Stock", sagte Angelina verwundert über Pansys Interesse an Fred.
Pansy murmelte ein Danke und rannte los. Wo auch immer Fred sein mochte, sie musste ihn finden. Sie rannte die Treppen nach unten, entschied sich kurzerhand für den linken Gang Richtung Mädchentoilette und da sah sie ihn. Feuerrote Haare, staksiger Gang.

Fred Weasley diskutierte gerade mit seinem Bruder Percy über ihr Vorgehen, als er sie sah. Sein Herz setzte ein paar Schläge aus, dann lief er ihr entgegen: „Was machst du hier?"
„Fred! Hör mir zu, alles, worum ich dich bitte, ist, mit mir zu kommen! Lass uns davonlaufen, nur du und ich. Wir fangen ganz neu an, das ist nicht unser Kampf, sondern der von Potter und dem dunklen Lord. Bitte kämpfe nicht, tu mir das nicht an. Ich kann dich nicht endgültig verlieren.", keuchte Pansy um Atem ringend.
Erstaunt kam Fred einen Schritt auf Pansy zu. So nah hatten sie sich ewig nicht mehr gestanden.
Die Luft zwischen ihnen war chemisch geladen wie eh und je, als er sagte: „Das klingt wundervoll, aber ich kann den Orden nicht im Stich lassen - das sind meine Freunde da draußen, meine Familie. Wie könnte ich weiterleben, wenn ich jetzt gehen würde." „Weil ich dich liebe!", platzte es aus Pansy heraus.
Fred kam noch einen Schritt auf Pansy zu, um zärtlich eine Träne von ihrer Wange zu wischen. „Mir wird schon nichts passieren, mach dir keine Sorgen. Du macht mich verrückt, dass du hier im Schloss bleibst, nur um mir zu sagen, was du mir morgen auch hättest sagen können.", sagte Fred in amüsiertem und dennoch ernstem Ton.
Vorsichtig drückte er mit seinem Daumen ihr Kinn nach oben, sodass sie ihm in die Augen sehen musste. „Ich habe nie aufgehört dich zu lieben, Pansy Parkinson.", flüsterte Fred und küsste sie: „Aber du musst jetzt gehen, nimm den Geheimgang vom Raum der Wünsche zu Aberforth und wir sehen uns dann morgen. Vielleicht wird sich ja bald alles zum Guten wenden. Mein Bruder Percy ist wieder zurück, Voldemort wird schwächer und du und ich", er zog sie liebevoll an sich: „wir können das auch schaffen!"
Ein Hoffnungsschimmer leuchtete in Pansys Augen auf und sie begann ihm zu glauben. Es würde alles gut werden, wenn Potter Voldemort besiegen würde, würde nichts mehr zwischen ihnen stehen.
Am Ende des Gangs hörten sie Percy rufen: „Sie kommen! Fred wo bleibst du?"
Ein letzter Augenblick und schon war Fred fort, um seinem Bruder zu helfen. Pansys „Pass auf dich auf." verhallte im Getöse.

Vorsichtig bahnte sich Pansy ihren Weg zurück. Sie kam dabei allerdings kaum voran, da sie sich sofort versteckte, sobald sie Stimmen hörte. Pansy fühlte sie völlig verloren in dem Chaos, das in Hogwarts tobte. Immer wieder sah sie, wie Mitschüler Flüche abwehrten. Pansy hätte gerne den Mut gehabt, an Freds Seite zu kämpfen, ihn zu beschützen, doch war klug genug, zu wissen, dass ihre Stärke nicht im Kampf lag.

Das Chaos in Hogwarts überwältigte sie. Bald gab es kein Vor und kein Zurück mehr. Ihre einzige Möglichkeit war es, sich ein Versteck zu suchen und abzuwarten, bis der Kampf vorbei war. Im dritten Stock befand sich eine kleine Abstellkammer, in die sie sich flüchtete.

Als sie die Explosion unter ihr hörte, raubte ihr der markerschütternde Schlag den Atem, doch wagte sie nicht, aus ihrem Versteck hervorzukommen.
Nachdem die Waffenruhe eingekehrt war, wagte Pansy sich nach draußen. Hogwarts lag in Schutt und Asche. Die verletzten wurden nach und nach in die große Halle gebracht. Als Pansy dort ankam, spürte sie böse Blicke auf sich. Einige hoben sogar ihre Zauberstäbe, im Glauben, sie wäre eine Todesserin.

Niemand hätte sich vorstellen können, dass sie seit einem Jahr nichts mehr verabscheute, als diese, die sie um ihr Glück beraubten.
Endlich entdeckte sie die rothaarige Familie, die sie noch nicht bemerkt hatten, da sie ihren Blick auf den Boden gerichtet hatten. Fred stand mit dem Rücken zu ihr. Erleichtert lief sie auf die Familie zu, da drehte sich Fred um, und sie erkannte, dass es George war. Sein schmerzverzerrter Blick zerriss ihr das Herz. Doch wenn das George war, wo war dann ...

Ihr Blick folgte unwillkürlich den Blicken der Weasley und da sah sie ihn. Das konnte nicht passiert sein. Völlig entkräftet brach sie zusammen. Hätte sie ihn retten können, wäre sie nur mutiger gewesen, hätte sie nur gekämpft.

Pansy & FredWo Geschichten leben. Entdecke jetzt